vor den Augen, wie katholischer Weihrauch, und ich verschreib mich, und ich schreibe eine unrechte Zahl, so kann das größte Unglück daraus ent¬ stehen. Ich habe oft zu Herren Gumpel gesagt: Ew. Ex. sind ein reicher Mann und können katholisch seyn so viel Sie wollen, und können sich den Verstand ganz katholisch einräuchern lassen, und können so dumm werden, wie eine katholische Glock', und Sie haben doch zu essen; ich aber bin ein Geschäftsmann, und muß meine sieben Sinne zusammen halten, um was zu verdienen. Herr Gumpel meint freylich, es sey nöthig für die Bildung, und wenn ich nicht katholisch würde, verstände ich nicht die Bilder, die zur Bildung gehö¬ ren, nicht den Johann v. Viehesel, den Corretschio, den Carratschio, den Carravatschio -- aber ich habe immer gedacht, der Corretschio und Carratschio und Caravatschio können mir alle nichts helfen, wenn niemand mehr bey mir spielt, und ich komme dann in die Patschio. Dabey muß ich Ihnen auch
vor den Augen, wie katholiſcher Weihrauch, und ich verſchreib mich, und ich ſchreibe eine unrechte Zahl, ſo kann das groͤßte Ungluͤck daraus ent¬ ſtehen. Ich habe oft zu Herren Gumpel geſagt: Ew. Ex. ſind ein reicher Mann und koͤnnen katholiſch ſeyn ſo viel Sie wollen, und koͤnnen ſich den Verſtand ganz katholiſch einraͤuchern laſſen, und koͤnnen ſo dumm werden, wie eine katholiſche Glock', und Sie haben doch zu eſſen; ich aber bin ein Geſchaͤftsmann, und muß meine ſieben Sinne zuſammen halten, um was zu verdienen. Herr Gumpel meint freylich, es ſey noͤthig fuͤr die Bildung, und wenn ich nicht katholiſch wuͤrde, verſtaͤnde ich nicht die Bilder, die zur Bildung gehoͤ¬ ren, nicht den Johann v. Vieheſel, den Corretſchio, den Carratſchio, den Carravatſchio — aber ich habe immer gedacht, der Corretſchio und Carratſchio und Caravatſchio koͤnnen mir alle nichts helfen, wenn niemand mehr bey mir ſpielt, und ich komme dann in die Patſchio. Dabey muß ich Ihnen auch
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0314"n="306"/>
vor den Augen, wie katholiſcher Weihrauch, und<lb/>
ich verſchreib mich, und ich ſchreibe eine unrechte<lb/>
Zahl, ſo kann das groͤßte Ungluͤck daraus ent¬<lb/>ſtehen. Ich habe oft zu Herren Gumpel geſagt:<lb/>
Ew. Ex. ſind ein reicher Mann und koͤnnen katholiſch<lb/>ſeyn ſo viel Sie wollen, und koͤnnen ſich den<lb/>
Verſtand ganz katholiſch einraͤuchern laſſen, und<lb/>
koͤnnen ſo dumm werden, wie eine katholiſche<lb/>
Glock', und Sie haben doch zu eſſen; ich aber<lb/>
bin ein Geſchaͤftsmann, und muß meine ſieben<lb/>
Sinne zuſammen halten, um was zu verdienen.<lb/>
Herr Gumpel meint freylich, es ſey noͤthig fuͤr<lb/>
die Bildung, und wenn ich nicht katholiſch wuͤrde,<lb/>
verſtaͤnde ich nicht die Bilder, die zur Bildung gehoͤ¬<lb/>
ren, nicht den Johann v. Vieheſel, den Corretſchio,<lb/>
den Carratſchio, den Carravatſchio — aber ich habe<lb/>
immer gedacht, der Corretſchio und Carratſchio und<lb/>
Caravatſchio koͤnnen mir alle nichts helfen, wenn<lb/>
niemand mehr bey mir ſpielt, und ich komme<lb/>
dann in die Patſchio. Dabey muß ich Ihnen auch<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[306/0314]
vor den Augen, wie katholiſcher Weihrauch, und
ich verſchreib mich, und ich ſchreibe eine unrechte
Zahl, ſo kann das groͤßte Ungluͤck daraus ent¬
ſtehen. Ich habe oft zu Herren Gumpel geſagt:
Ew. Ex. ſind ein reicher Mann und koͤnnen katholiſch
ſeyn ſo viel Sie wollen, und koͤnnen ſich den
Verſtand ganz katholiſch einraͤuchern laſſen, und
koͤnnen ſo dumm werden, wie eine katholiſche
Glock', und Sie haben doch zu eſſen; ich aber
bin ein Geſchaͤftsmann, und muß meine ſieben
Sinne zuſammen halten, um was zu verdienen.
Herr Gumpel meint freylich, es ſey noͤthig fuͤr
die Bildung, und wenn ich nicht katholiſch wuͤrde,
verſtaͤnde ich nicht die Bilder, die zur Bildung gehoͤ¬
ren, nicht den Johann v. Vieheſel, den Corretſchio,
den Carratſchio, den Carravatſchio — aber ich habe
immer gedacht, der Corretſchio und Carratſchio und
Caravatſchio koͤnnen mir alle nichts helfen, wenn
niemand mehr bey mir ſpielt, und ich komme
dann in die Patſchio. Dabey muß ich Ihnen auch
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/314>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.