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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830.

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vor den Augen, wie katholischer Weihrauch, und
ich verschreib mich, und ich schreibe eine unrechte
Zahl, so kann das größte Unglück daraus ent¬
stehen. Ich habe oft zu Herren Gumpel gesagt:
Ew. Ex. sind ein reicher Mann und können katholisch
seyn so viel Sie wollen, und können sich den
Verstand ganz katholisch einräuchern lassen, und
können so dumm werden, wie eine katholische
Glock', und Sie haben doch zu essen; ich aber
bin ein Geschäftsmann, und muß meine sieben
Sinne zusammen halten, um was zu verdienen.
Herr Gumpel meint freylich, es sey nöthig für
die Bildung, und wenn ich nicht katholisch würde,
verstände ich nicht die Bilder, die zur Bildung gehö¬
ren, nicht den Johann v. Viehesel, den Corretschio,
den Carratschio, den Carravatschio -- aber ich habe
immer gedacht, der Corretschio und Carratschio und
Caravatschio können mir alle nichts helfen, wenn
niemand mehr bey mir spielt, und ich komme
dann in die Patschio. Dabey muß ich Ihnen auch

vor den Augen, wie katholiſcher Weihrauch, und
ich verſchreib mich, und ich ſchreibe eine unrechte
Zahl, ſo kann das groͤßte Ungluͤck daraus ent¬
ſtehen. Ich habe oft zu Herren Gumpel geſagt:
Ew. Ex. ſind ein reicher Mann und koͤnnen katholiſch
ſeyn ſo viel Sie wollen, und koͤnnen ſich den
Verſtand ganz katholiſch einraͤuchern laſſen, und
koͤnnen ſo dumm werden, wie eine katholiſche
Glock', und Sie haben doch zu eſſen; ich aber
bin ein Geſchaͤftsmann, und muß meine ſieben
Sinne zuſammen halten, um was zu verdienen.
Herr Gumpel meint freylich, es ſey noͤthig fuͤr
die Bildung, und wenn ich nicht katholiſch wuͤrde,
verſtaͤnde ich nicht die Bilder, die zur Bildung gehoͤ¬
ren, nicht den Johann v. Vieheſel, den Corretſchio,
den Carratſchio, den Carravatſchio — aber ich habe
immer gedacht, der Corretſchio und Carratſchio und
Caravatſchio koͤnnen mir alle nichts helfen, wenn
niemand mehr bey mir ſpielt, und ich komme
dann in die Patſchio. Dabey muß ich Ihnen auch

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[306/0314] vor den Augen, wie katholiſcher Weihrauch, und ich verſchreib mich, und ich ſchreibe eine unrechte Zahl, ſo kann das groͤßte Ungluͤck daraus ent¬ ſtehen. Ich habe oft zu Herren Gumpel geſagt: Ew. Ex. ſind ein reicher Mann und koͤnnen katholiſch ſeyn ſo viel Sie wollen, und koͤnnen ſich den Verſtand ganz katholiſch einraͤuchern laſſen, und koͤnnen ſo dumm werden, wie eine katholiſche Glock', und Sie haben doch zu eſſen; ich aber bin ein Geſchaͤftsmann, und muß meine ſieben Sinne zuſammen halten, um was zu verdienen. Herr Gumpel meint freylich, es ſey noͤthig fuͤr die Bildung, und wenn ich nicht katholiſch wuͤrde, verſtaͤnde ich nicht die Bilder, die zur Bildung gehoͤ¬ ren, nicht den Johann v. Vieheſel, den Corretſchio, den Carratſchio, den Carravatſchio — aber ich habe immer gedacht, der Corretſchio und Carratſchio und Caravatſchio koͤnnen mir alle nichts helfen, wenn niemand mehr bey mir ſpielt, und ich komme dann in die Patſchio. Dabey muß ich Ihnen auch

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/314>, abgerufen am 24.11.2024.