Ich bin der höflichste Mensch von der Welt, und esse gern braune Karpfen, und glaube zu¬ weilen an Auferstehung, und ich antwortete: In der That, die Witterung ist sehr scheene.
Als der Sohn der Spree dermaßen geen¬ tert, ging er erst recht derb auf mich ein, und ich konnte mich nimmermehr losreißen von seinen Fragen und Selbstbeantwortungen, und abson¬ derlich von seinen Parallelen zwischen Berlin und München, dem neuen Athen, dem er kein gutes Haar ließ.
Ich aber nahm das neue Athen sehr in Schutz, wie ich denn immer den Ort zu loben pflege, wo ich mich eben befinde. Daß solches diesmal auf Kosten Berlins geschah, das wirst Du mir gern verzeihen, lieber Leser, wenn ich Dir unter der Hand gestehe, dergleichen geschieht zumeist aus purer Politik; denn ich weiß, sobald
Ich bin der hoͤflichſte Menſch von der Welt, und eſſe gern braune Karpfen, und glaube zu¬ weilen an Auferſtehung, und ich antwortete: In der That, die Witterung iſt ſehr ſcheene.
Als der Sohn der Spree dermaßen geen¬ tert, ging er erſt recht derb auf mich ein, und ich konnte mich nimmermehr losreißen von ſeinen Fragen und Selbſtbeantwortungen, und abſon¬ derlich von ſeinen Parallelen zwiſchen Berlin und Muͤnchen, dem neuen Athen, dem er kein gutes Haar ließ.
Ich aber nahm das neue Athen ſehr in Schutz, wie ich denn immer den Ort zu loben pflege, wo ich mich eben befinde. Daß ſolches diesmal auf Koſten Berlins geſchah, das wirſt Du mir gern verzeihen, lieber Leſer, wenn ich Dir unter der Hand geſtehe, dergleichen geſchieht zumeiſt aus purer Politik; denn ich weiß, ſobald
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Ich bin der hoͤflichſte Menſch von der Welt,
und eſſe gern braune Karpfen, und glaube zu¬
weilen an Auferſtehung, und ich antwortete: In
der That, die Witterung iſt ſehr ſcheene.
Als der Sohn der Spree dermaßen geen¬
tert, ging er erſt recht derb auf mich ein, und
ich konnte mich nimmermehr losreißen von ſeinen
Fragen und Selbſtbeantwortungen, und abſon¬
derlich von ſeinen Parallelen zwiſchen Berlin und
Muͤnchen, dem neuen Athen, dem er kein gutes
Haar ließ.
Ich aber nahm das neue Athen ſehr in
Schutz, wie ich denn immer den Ort zu loben
pflege, wo ich mich eben befinde. Daß ſolches
diesmal auf Koſten Berlins geſchah, das wirſt
Du mir gern verzeihen, lieber Leſer, wenn ich
Dir unter der Hand geſtehe, dergleichen geſchieht
zumeiſt aus purer Politik; denn ich weiß, ſobald
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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/18>, abgerufen am 24.11.2024.
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