zu sicher umherflatterten, und doch nicht bestimmt wissen konnten, daß ich schlecht schieße. Ich wollte sie nicht treffen und sie nur warnen, sich ein andermal vor Leuten mit Flinten in Acht zu nehmen; aber mein Schuß ging fehl, und ich hatte das Unglück, eine junge Möve todt zu schießen. Es ist gut, daß es keine alte war; denn was wäre dann aus den armen, kleinen Mövchen geworden, die noch unbefiedert, im Sandneste der großen Dühne liegen, und ohne die Mutter verhungern müßten. Mir ahndete schon vorher, daß mich auf der Jagd ein Mißgeschick treffen würde; ein Hase war mir über den Weg gelaufen.
Gar besonders wunderbar wird mir zu Muthe, wenn ich allein in der Dämmerung am Strande wandle, -- hinter mir flache Dühnen, vor mir das wogende, unermeßliche Meer, über mir der Himmel wie eine riesige Cristallkuppel -- ich erscheine mir dann selbst sehr ameisenklein, und dennoch dehnt sich meine
zu ſicher umherflatterten, und doch nicht beſtimmt wiſſen konnten, daß ich ſchlecht ſchieße. Ich wollte ſie nicht treffen und ſie nur warnen, ſich ein andermal vor Leuten mit Flinten in Acht zu nehmen; aber mein Schuß ging fehl, und ich hatte das Ungluͤck, eine junge Moͤve todt zu ſchießen. Es iſt gut, daß es keine alte war; denn was waͤre dann aus den armen, kleinen Moͤvchen geworden, die noch unbefiedert, im Sandneſte der großen Duͤhne liegen, und ohne die Mutter verhungern muͤßten. Mir ahndete ſchon vorher, daß mich auf der Jagd ein Mißgeſchick treffen wuͤrde; ein Haſe war mir uͤber den Weg gelaufen.
Gar beſonders wunderbar wird mir zu Muthe, wenn ich allein in der Daͤmmerung am Strande wandle, — hinter mir flache Duͤhnen, vor mir das wogende, unermeßliche Meer, uͤber mir der Himmel wie eine rieſige Criſtallkuppel — ich erſcheine mir dann ſelbſt ſehr ameiſenklein, und dennoch dehnt ſich meine
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zu ſicher umherflatterten, und doch nicht beſtimmt
wiſſen konnten, daß ich ſchlecht ſchieße. Ich
wollte ſie nicht treffen und ſie nur warnen, ſich
ein andermal vor Leuten mit Flinten in Acht
zu nehmen; aber mein Schuß ging fehl, und
ich hatte das Ungluͤck, eine junge Moͤve todt zu
ſchießen. Es iſt gut, daß es keine alte war;
denn was waͤre dann aus den armen, kleinen
Moͤvchen geworden, die noch unbefiedert, im
Sandneſte der großen Duͤhne liegen, und ohne die
Mutter verhungern muͤßten. Mir ahndete ſchon
vorher, daß mich auf der Jagd ein Mißgeſchick
treffen wuͤrde; ein Haſe war mir uͤber den Weg
gelaufen.
Gar beſonders wunderbar wird mir zu
Muthe, wenn ich allein in der Daͤmmerung
am Strande wandle, — hinter mir flache
Duͤhnen, vor mir das wogende, unermeßliche
Meer, uͤber mir der Himmel wie eine rieſige
Criſtallkuppel — ich erſcheine mir dann ſelbſt
ſehr ameiſenklein, und dennoch dehnt ſich meine
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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 2. Hamburg, 1827, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder02_1827/82>, abgerufen am 22.11.2024.
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