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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 2. Hamburg, 1827.

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Waaren gern noch besser nachstaue, daher das
Knarren der Fässer und Kisten, wenn das Meer
hoch gehe, daher bisweilen das Dröhnen unserer
Balken und Bretter; oft hämmere der Klabo¬
termann auch außen am Schiffe, und das gelte
dann dem Zimmermanne, der dadurch gemahnt
werde, eine schadhafte Stelle ungesäumt aus¬
zubessern; am liebsten aber setze er sich auf das
Bramsegel, zum Zeichen, daß guter Wind wehe
oder sich nahe. Auf meine Frage: ob man ihn
nicht sehen könne? erhielt ich zur Antwort:
Nein, man sähe ihn nicht, auch wünsche keiner
ihn zu sehen, da er sich nur dann zeige, wenn
keine Rettung mehr vorhanden sey. Einen sol¬
chen Fall hatte zwar der gute Steuermann noch
nicht selbst erlebt, aber von Andern wollte er
wissen: den Klabotermann höre man alsdann
vom Bramsegel herab mit den Geistern spre¬
chen, die ihm unterthan sind; doch wenn der
Sturm zu stark und das Scheitern unvermeid¬
lich würde, setze er sich auf das Steuer, zeige

Waaren gern noch beſſer nachſtaue, daher das
Knarren der Faͤſſer und Kiſten, wenn das Meer
hoch gehe, daher bisweilen das Droͤhnen unſerer
Balken und Bretter; oft haͤmmere der Klabo¬
termann auch außen am Schiffe, und das gelte
dann dem Zimmermanne, der dadurch gemahnt
werde, eine ſchadhafte Stelle ungeſaͤumt aus¬
zubeſſern; am liebſten aber ſetze er ſich auf das
Bramſegel, zum Zeichen, daß guter Wind wehe
oder ſich nahe. Auf meine Frage: ob man ihn
nicht ſehen koͤnne? erhielt ich zur Antwort:
Nein, man ſaͤhe ihn nicht, auch wuͤnſche keiner
ihn zu ſehen, da er ſich nur dann zeige, wenn
keine Rettung mehr vorhanden ſey. Einen ſol¬
chen Fall hatte zwar der gute Steuermann noch
nicht ſelbſt erlebt, aber von Andern wollte er
wiſſen: den Klabotermann hoͤre man alsdann
vom Bramſegel herab mit den Geiſtern ſpre¬
chen, die ihm unterthan ſind; doch wenn der
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[67/0075] Waaren gern noch beſſer nachſtaue, daher das Knarren der Faͤſſer und Kiſten, wenn das Meer hoch gehe, daher bisweilen das Droͤhnen unſerer Balken und Bretter; oft haͤmmere der Klabo¬ termann auch außen am Schiffe, und das gelte dann dem Zimmermanne, der dadurch gemahnt werde, eine ſchadhafte Stelle ungeſaͤumt aus¬ zubeſſern; am liebſten aber ſetze er ſich auf das Bramſegel, zum Zeichen, daß guter Wind wehe oder ſich nahe. Auf meine Frage: ob man ihn nicht ſehen koͤnne? erhielt ich zur Antwort: Nein, man ſaͤhe ihn nicht, auch wuͤnſche keiner ihn zu ſehen, da er ſich nur dann zeige, wenn keine Rettung mehr vorhanden ſey. Einen ſol¬ chen Fall hatte zwar der gute Steuermann noch nicht ſelbſt erlebt, aber von Andern wollte er wiſſen: den Klabotermann hoͤre man alsdann vom Bramſegel herab mit den Geiſtern ſpre¬ chen, die ihm unterthan ſind; doch wenn der Sturm zu ſtark und das Scheitern unvermeid¬ lich wuͤrde, ſetze er ſich auf das Steuer, zeige

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 2. Hamburg, 1827, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder02_1827/75>, abgerufen am 30.04.2024.