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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 2. Hamburg, 1827.

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weiß es dort, durch eine verständige Bey¬
mischung von Kupfer, so einzurichten, daß die
Wangen des Königs auf der neuen Scheide¬
münze gleich roth werden, und seit einiger Zeit
haben daher die Kinder in Preußen ein weit
gesünderes Ansehen als früherhin, und es ist
ordentlich eine Freude, wenn man ihre blühen¬
den Silbergroschengesichtchen betrachtet.

Ich habe, indem ich das Sittenverderbniß
andeutete, womit die Insulaner hier bedroht
sind, ihre geistliche Schutzwehr, Pastor und
Kirche, unerwähnt gelassen. Ersterer ist ein
starker Mann mit einem großen Kopfe, scheint
weder den Nazionalismus noch den Mystizis¬
mus erfunden zu haben, und sein größtes Ver¬
dienst ist, daß bey ihm eine der schönsten
Frauen dieser Welt logirt hat. Wie seine
Kirche aussieht, kann ich nicht genau berichten,
da ich noch nicht darin gewesen. Gott weiß,
daß ich ein guter Christ bin, und oft sogar
im Begriff stehe, sein Haus zu besuchen, aber

weiß es dort, durch eine verſtaͤndige Bey¬
miſchung von Kupfer, ſo einzurichten, daß die
Wangen des Koͤnigs auf der neuen Scheide¬
muͤnze gleich roth werden, und ſeit einiger Zeit
haben daher die Kinder in Preußen ein weit
geſuͤnderes Anſehen als fruͤherhin, und es iſt
ordentlich eine Freude, wenn man ihre bluͤhen¬
den Silbergroſchengeſichtchen betrachtet.

Ich habe, indem ich das Sittenverderbniß
andeutete, womit die Inſulaner hier bedroht
ſind, ihre geiſtliche Schutzwehr, Paſtor und
Kirche, unerwaͤhnt gelaſſen. Erſterer iſt ein
ſtarker Mann mit einem großen Kopfe, ſcheint
weder den Nazionalismus noch den Myſtizis¬
mus erfunden zu haben, und ſein groͤßtes Ver¬
dienſt iſt, daß bey ihm eine der ſchoͤnſten
Frauen dieſer Welt logirt hat. Wie ſeine
Kirche ausſieht, kann ich nicht genau berichten,
da ich noch nicht darin geweſen. Gott weiß,
daß ich ein guter Chriſt bin, und oft ſogar
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[55/0063] weiß es dort, durch eine verſtaͤndige Bey¬ miſchung von Kupfer, ſo einzurichten, daß die Wangen des Koͤnigs auf der neuen Scheide¬ muͤnze gleich roth werden, und ſeit einiger Zeit haben daher die Kinder in Preußen ein weit geſuͤnderes Anſehen als fruͤherhin, und es iſt ordentlich eine Freude, wenn man ihre bluͤhen¬ den Silbergroſchengeſichtchen betrachtet. Ich habe, indem ich das Sittenverderbniß andeutete, womit die Inſulaner hier bedroht ſind, ihre geiſtliche Schutzwehr, Paſtor und Kirche, unerwaͤhnt gelaſſen. Erſterer iſt ein ſtarker Mann mit einem großen Kopfe, ſcheint weder den Nazionalismus noch den Myſtizis¬ mus erfunden zu haben, und ſein groͤßtes Ver¬ dienſt iſt, daß bey ihm eine der ſchoͤnſten Frauen dieſer Welt logirt hat. Wie ſeine Kirche ausſieht, kann ich nicht genau berichten, da ich noch nicht darin geweſen. Gott weiß, daß ich ein guter Chriſt bin, und oft ſogar im Begriff ſtehe, ſein Haus zu beſuchen, aber

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 2. Hamburg, 1827, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder02_1827/63>, abgerufen am 30.04.2024.