Rock trug, und weil er es mir wohl ansah, daß die Fenster meines Logis mit rothseidenen Gar¬ dinen behangen sind. Ich konnte jetzt ganz gut die hohen Herren und Damen aussteigen sehen, und mich amüsirten recht sehr die vornehmen Hofkleider und Hofgesichter. Erstere kann ich nicht beschreiben, weil ich zu wenig Schneider¬ genie bin, und letztere will ich nicht beschreiben, aus stadtvogteylichen Gründen. Zwey hübsche Berlinerinnen, die neben mir standen, bewun¬ derten mit Enthusiasmus die schönen Diaman¬ ten, und Goldstickereien, und Blumen, und Gaze, und Atlasse, und lange Schleppen, und Frisuren. Ich hingegen bewunderte noch mehr die schönen Augen dieser schönen Bewundererinnen, und wurde etwas ärgerlich, als mir von hinten Jemand freundschaftlich auf die Achsel schlug, und mir das rothbäckige Gesichtlein des Kammermusici entgegenleuchtete. Er war in ganz besonderer Bewegung, und hüpfte wie ein Laubfrosch. "Carissime", quäkte er, "sehen Sie dort die
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Rock trug, und weil er es mir wohl anſah, daß die Fenſter meines Logis mit rothſeidenen Gar¬ dinen behangen ſind. Ich konnte jetzt ganz gut die hohen Herren und Damen ausſteigen ſehen, und mich amuͤſirten recht ſehr die vornehmen Hofkleider und Hofgeſichter. Erſtere kann ich nicht beſchreiben, weil ich zu wenig Schneider¬ genie bin, und letztere will ich nicht beſchreiben, aus ſtadtvogteylichen Gruͤnden. Zwey huͤbſche Berlinerinnen, die neben mir ſtanden, bewun¬ derten mit Enthuſiasmus die ſchoͤnen Diaman¬ ten, und Goldſtickereien, und Blumen, und Gaze, und Atlaſſe, und lange Schleppen, und Friſuren. Ich hingegen bewunderte noch mehr die ſchoͤnen Augen dieſer ſchoͤnen Bewundererinnen, und wurde etwas aͤrgerlich, als mir von hinten Jemand freundſchaftlich auf die Achſel ſchlug, und mir das rothbaͤckige Geſichtlein des Kammermuſici entgegenleuchtete. Er war in ganz beſonderer Bewegung, und huͤpfte wie ein Laubfroſch. „Cariſſime“, quaͤkte er, „ſehen Sie dort die
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Rock trug, und weil er es mir wohl anſah, daß
die Fenſter meines Logis mit rothſeidenen Gar¬
dinen behangen ſind. Ich konnte jetzt ganz gut
die hohen Herren und Damen ausſteigen ſehen,
und mich amuͤſirten recht ſehr die vornehmen
Hofkleider und Hofgeſichter. Erſtere kann ich
nicht beſchreiben, weil ich zu wenig Schneider¬
genie bin, und letztere will ich nicht beſchreiben,
aus ſtadtvogteylichen Gruͤnden. Zwey huͤbſche
Berlinerinnen, die neben mir ſtanden, bewun¬
derten mit Enthuſiasmus die ſchoͤnen Diaman¬
ten, und Goldſtickereien, und Blumen, und
Gaze, und Atlaſſe, und lange Schleppen, und
Friſuren. Ich hingegen bewunderte noch mehr die
ſchoͤnen Augen dieſer ſchoͤnen Bewundererinnen,
und wurde etwas aͤrgerlich, als mir von hinten
Jemand freundſchaftlich auf die Achſel ſchlug, und
mir das rothbaͤckige Geſichtlein des Kammermuſici
entgegenleuchtete. Er war in ganz beſonderer
Bewegung, und huͤpfte wie ein Laubfroſch.
„Cariſſime“, quaͤkte er, „ſehen Sie dort die
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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 2. Hamburg, 1827, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder02_1827/329>, abgerufen am 22.11.2024.
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