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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 2. Hamburg, 1827.

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Es liegt ein geheimnißdunkler Schleyer über
dieser Stunde, kein Sterblicher weiß, was Sig¬
nora Laura geantwortet hat, und wenn man
ihren guten Engel im Himmel darob befragt, so
verhüllt er sich und seufzt und schweigt.

Einsam stand der Ritter noch lange bey der
Statue des Laokoon, sein Antlitz war eben so
verzerrt und weiß, bewußtlos entblätterte er
alle Rosen des Rosenbaums, er zerknickte sogar
die jungen Knospen -- der Baum hat nie wie¬
der Blüthen getragen -- in der Ferne klagte
eine wahnsinnige Nachtigall, die Trauerweiden
flüsterten ängstlich, dumpf murmelten die kühlen
Wellen der Brenta, die Nacht kam heraufge¬
stiegen mit ihrem Mond und ihren Sternen --
ein schöner Stern, der schönste von allen, fiel
vom Himmel herab.


Es liegt ein geheimnißdunkler Schleyer uͤber
dieſer Stunde, kein Sterblicher weiß, was Sig¬
nora Laura geantwortet hat, und wenn man
ihren guten Engel im Himmel darob befragt, ſo
verhuͤllt er ſich und ſeufzt und ſchweigt.

Einſam ſtand der Ritter noch lange bey der
Statue des Laokoon, ſein Antlitz war eben ſo
verzerrt und weiß, bewußtlos entblaͤtterte er
alle Roſen des Roſenbaums, er zerknickte ſogar
die jungen Knospen — der Baum hat nie wie¬
der Bluͤthen getragen — in der Ferne klagte
eine wahnſinnige Nachtigall, die Trauerweiden
fluͤſterten aͤngſtlich, dumpf murmelten die kuͤhlen
Wellen der Brenta, die Nacht kam heraufge¬
ſtiegen mit ihrem Mond und ihren Sternen —
ein ſchoͤner Stern, der ſchoͤnſte von allen, fiel
vom Himmel herab.


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[286/0294] Es liegt ein geheimnißdunkler Schleyer uͤber dieſer Stunde, kein Sterblicher weiß, was Sig¬ nora Laura geantwortet hat, und wenn man ihren guten Engel im Himmel darob befragt, ſo verhuͤllt er ſich und ſeufzt und ſchweigt. Einſam ſtand der Ritter noch lange bey der Statue des Laokoon, ſein Antlitz war eben ſo verzerrt und weiß, bewußtlos entblaͤtterte er alle Roſen des Roſenbaums, er zerknickte ſogar die jungen Knospen — der Baum hat nie wie¬ der Bluͤthen getragen — in der Ferne klagte eine wahnſinnige Nachtigall, die Trauerweiden fluͤſterten aͤngſtlich, dumpf murmelten die kuͤhlen Wellen der Brenta, die Nacht kam heraufge¬ ſtiegen mit ihrem Mond und ihren Sternen — ein ſchoͤner Stern, der ſchoͤnſte von allen, fiel vom Himmel herab.

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 2. Hamburg, 1827, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder02_1827/294>, abgerufen am 03.12.2024.