stoteles Antheil hatte, dieser liefert meiner Ta¬ fel einen ganz vorzüglichen Schweinskopf, wie gewöhnlich sauersüßlächelnd mit einer Zitronen¬ scheibe im Maul, und von der kunstverständi¬ gen Köchin mit Lorbeer-Blättern bedeckt; der Sänger der Korallenlippen, Schwanenhälse, hüpfenden Schneehügelchen, Dingelchen, Mäd¬ chen, Mimilichen, Küßchen und Assessorchen, nämlich H. Clauren, oder wie ihn auf der Friedrichstraße die frommen Bernhardinerinnen nennen, "Vater Clauren! unser Clauren!" dieser Aechte liefert mir all jene Gerichte, die er in seinen jährlichen Taschenbordellchen mit der Phantasie einer näscherischen Küchenjungfer, so jettlich zu beschreiben weiß, und er giebt uns noch ein ganz besonderes Extra-Schüsselchen mit einem Zellery-Gemüschen, "wonach einem das Herzchen vor Liebe puppert;" eine kluge, dürre Hofdame, wovon nur der Kopf genießbar ist, liefert uns ein analoges Gericht, nämlich Spargel; und es wird kein Mangel seyn an
ſtoteles Antheil hatte, dieſer liefert meiner Ta¬ fel einen ganz vorzuͤglichen Schweinskopf, wie gewoͤhnlich ſauerſuͤßlaͤchelnd mit einer Zitronen¬ ſcheibe im Maul, und von der kunſtverſtaͤndi¬ gen Koͤchin mit Lorbeer-Blaͤttern bedeckt; der Saͤnger der Korallenlippen, Schwanenhaͤlſe, huͤpfenden Schneehuͤgelchen, Dingelchen, Maͤd¬ chen, Mimilichen, Kuͤßchen und Aſſeſſorchen, naͤmlich H. Clauren, oder wie ihn auf der Friedrichſtraße die frommen Bernhardinerinnen nennen, “Vater Clauren! unſer Clauren!” dieſer Aechte liefert mir all jene Gerichte, die er in ſeinen jaͤhrlichen Taſchenbordellchen mit der Phantaſie einer naͤſcheriſchen Kuͤchenjungfer, ſo jettlich zu beſchreiben weiß, und er giebt uns noch ein ganz beſonderes Extra-Schuͤſſelchen mit einem Zellery-Gemuͤschen, “wonach einem das Herzchen vor Liebe puppert;” eine kluge, duͤrre Hofdame, wovon nur der Kopf genießbar iſt, liefert uns ein analoges Gericht, naͤmlich Spargel; und es wird kein Mangel ſeyn an
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ſtoteles Antheil hatte, dieſer liefert meiner Ta¬
fel einen ganz vorzuͤglichen Schweinskopf, wie
gewoͤhnlich ſauerſuͤßlaͤchelnd mit einer Zitronen¬
ſcheibe im Maul, und von der kunſtverſtaͤndi¬
gen Koͤchin mit Lorbeer-Blaͤttern bedeckt; der
Saͤnger der Korallenlippen, Schwanenhaͤlſe,
huͤpfenden Schneehuͤgelchen, Dingelchen, Maͤd¬
chen, Mimilichen, Kuͤßchen und Aſſeſſorchen,
naͤmlich H. Clauren, oder wie ihn auf der
Friedrichſtraße die frommen Bernhardinerinnen
nennen, “Vater Clauren! unſer Clauren!”
dieſer Aechte liefert mir all jene Gerichte, die
er in ſeinen jaͤhrlichen Taſchenbordellchen mit
der Phantaſie einer naͤſcheriſchen Kuͤchenjungfer,
ſo jettlich zu beſchreiben weiß, und er giebt uns
noch ein ganz beſonderes Extra-Schuͤſſelchen
mit einem Zellery-Gemuͤschen, “wonach einem
das Herzchen vor Liebe puppert;” eine kluge,
duͤrre Hofdame, wovon nur der Kopf genießbar
iſt, liefert uns ein analoges Gericht, naͤmlich
Spargel; und es wird kein Mangel ſeyn an
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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 2. Hamburg, 1827, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder02_1827/269>, abgerufen am 22.11.2024.
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