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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 2. Hamburg, 1827.

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profane, sündhafte, ketzerische Schriftsteller,
für die der Himmel doch so gut wie vernagelt
ist, desto mehr mit vorzüglichen Gedanken und
Menschenruhm zu segnen, und zwar aus gött¬
licher Gnade und Barmherzigkeit, damit die
arme Seele, die doch nun einmahl erschaffen
ist, nicht ganz leer ausgehe und wenigstens hie¬
nieden auf Erden einen Theil jener Wonne
empfinde, die ihr dort oben versagt ist.

vid. Goethe und die Traktätchenverfasser.

Sie sehen also, Madame, Sie dürfen meine
Schriften lesen, diese zeugen von der Gnade
und Barmherzigkeit Gottes, ich schreibe im
blinden Vertrauen auf dessen Allmacht, ich bin
in dieser Hinsicht ein ächt christlicher Schrift¬
steller, und, um mit Gubitz zu reden, während
ich eben diese gegenwärtige Periode anfange,
weiß ich noch nicht, wie ich sie schließe und
was ich eigentlich sagen soll, und ich verlasse
mich dafür auf den lieben Gott. Und wie könnte

profane, ſuͤndhafte, ketzeriſche Schriftſteller,
fuͤr die der Himmel doch ſo gut wie vernagelt
iſt, deſto mehr mit vorzuͤglichen Gedanken und
Menſchenruhm zu ſegnen, und zwar aus goͤtt¬
licher Gnade und Barmherzigkeit, damit die
arme Seele, die doch nun einmahl erſchaffen
iſt, nicht ganz leer ausgehe und wenigſtens hie¬
nieden auf Erden einen Theil jener Wonne
empfinde, die ihr dort oben verſagt iſt.

vid. Goethe und die Traktaͤtchenverfaſſer.

Sie ſehen alſo, Madame, Sie duͤrfen meine
Schriften leſen, dieſe zeugen von der Gnade
und Barmherzigkeit Gottes, ich ſchreibe im
blinden Vertrauen auf deſſen Allmacht, ich bin
in dieſer Hinſicht ein aͤcht chriſtlicher Schrift¬
ſteller, und, um mit Gubitz zu reden, waͤhrend
ich eben dieſe gegenwaͤrtige Periode anfange,
weiß ich noch nicht, wie ich ſie ſchließe und
was ich eigentlich ſagen ſoll, und ich verlaſſe
mich dafuͤr auf den lieben Gott. Und wie koͤnnte

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[245/0253] profane, ſuͤndhafte, ketzeriſche Schriftſteller, fuͤr die der Himmel doch ſo gut wie vernagelt iſt, deſto mehr mit vorzuͤglichen Gedanken und Menſchenruhm zu ſegnen, und zwar aus goͤtt¬ licher Gnade und Barmherzigkeit, damit die arme Seele, die doch nun einmahl erſchaffen iſt, nicht ganz leer ausgehe und wenigſtens hie¬ nieden auf Erden einen Theil jener Wonne empfinde, die ihr dort oben verſagt iſt. vid. Goethe und die Traktaͤtchenverfaſſer. Sie ſehen alſo, Madame, Sie duͤrfen meine Schriften leſen, dieſe zeugen von der Gnade und Barmherzigkeit Gottes, ich ſchreibe im blinden Vertrauen auf deſſen Allmacht, ich bin in dieſer Hinſicht ein aͤcht chriſtlicher Schrift¬ ſteller, und, um mit Gubitz zu reden, waͤhrend ich eben dieſe gegenwaͤrtige Periode anfange, weiß ich noch nicht, wie ich ſie ſchließe und was ich eigentlich ſagen ſoll, und ich verlaſſe mich dafuͤr auf den lieben Gott. Und wie koͤnnte

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 2. Hamburg, 1827, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder02_1827/253>, abgerufen am 22.11.2024.