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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 2. Hamburg, 1827.

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talta, kittalti -- --

Indessen, von der deutschen Sprache begriff
ich viel mehr, und die ist doch nicht so gar
kinderleicht. Denn wir armen Deutschen, die
wir schon mit Einquartierungen, Militärpflich¬
ten, Kopfsteuern und tausenderley Abgaben ge¬
nug geplagt sind, wir haben uns noch oben¬
drein den Adelung aufgesackt und quälen uns
einander mit dem Accusativ und Dativ. Viel
deutsche Sprache lernte ich vom alten Rektor
Schallmeyer, einem braven geistlichen Herrn,
der sich meiner von kindauf annahm. Aber ich
lernte auch etwas der Art von dem Professor
Schramm, einem Manne, der ein Buch über
den ewigen Frieden geschrieben hat, und in dessen
Classe sich meine Mitbuben am meisten rauften.

Während ich in einem Zuge fort schrieb und
allerley dabey dachte, habe ich mich unversehens

pickerte: katal, katalta, katalti — kittel, kit¬
talta, kittalti — —

Indeſſen, von der deutſchen Sprache begriff
ich viel mehr, und die iſt doch nicht ſo gar
kinderleicht. Denn wir armen Deutſchen, die
wir ſchon mit Einquartierungen, Militaͤrpflich¬
ten, Kopfſteuern und tauſenderley Abgaben ge¬
nug geplagt ſind, wir haben uns noch oben¬
drein den Adelung aufgeſackt und quaͤlen uns
einander mit dem Accuſativ und Dativ. Viel
deutſche Sprache lernte ich vom alten Rektor
Schallmeyer, einem braven geiſtlichen Herrn,
der ſich meiner von kindauf annahm. Aber ich
lernte auch etwas der Art von dem Profeſſor
Schramm, einem Manne, der ein Buch uͤber
den ewigen Frieden geſchrieben hat, und in deſſen
Claſſe ſich meine Mitbuben am meiſten rauften.

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[187/0195] pickerte: katal, katalta, katalti — kittel, kit¬ talta, kittalti — — Indeſſen, von der deutſchen Sprache begriff ich viel mehr, und die iſt doch nicht ſo gar kinderleicht. Denn wir armen Deutſchen, die wir ſchon mit Einquartierungen, Militaͤrpflich¬ ten, Kopfſteuern und tauſenderley Abgaben ge¬ nug geplagt ſind, wir haben uns noch oben¬ drein den Adelung aufgeſackt und quaͤlen uns einander mit dem Accuſativ und Dativ. Viel deutſche Sprache lernte ich vom alten Rektor Schallmeyer, einem braven geiſtlichen Herrn, der ſich meiner von kindauf annahm. Aber ich lernte auch etwas der Art von dem Profeſſor Schramm, einem Manne, der ein Buch uͤber den ewigen Frieden geſchrieben hat, und in deſſen Claſſe ſich meine Mitbuben am meiſten rauften. Waͤhrend ich in einem Zuge fort ſchrieb und allerley dabey dachte, habe ich mich unverſehens

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 2. Hamburg, 1827, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder02_1827/195>, abgerufen am 22.11.2024.