törtchen sind ganz frisch, eben aus dem Ofen, riechen so delikat --" Wahrlich, wenn in meinen späteren Jahren der Versucher mir bey¬ kommen wollte, so sprach er mit solcher locken¬ den Diskantstimme, und bey Signora Guilietta wäre ich keine volle zwölf Stunden geblieben, wenn sie nicht den süßen, duftenden Apfeltört¬ chenton angeschlagen hätte. Und wahrlich, nie würden Apfeltörtchen mich so sehr angereizt ha¬ ben, hätte der krumme Hermann sie nicht so geheimnißvoll mit seiner weißen Schürze be¬ deckt -- und die Schürzen sind es, welche -- doch sie bringen mich ganz aus dem Context, ich sprach ja von der Reuterstatue, die so viel silberne Löffel im Leibe hat, und keine Suppe, und den Kurfürsten Jan Wilhelm darstellt.
Er soll ein braver Herr gewesen seyn, und sehr kunstliebend, und selbst sehr geschickt. Er stiftete die Gemäldegallerie in Düsseldorf, und auf dem dortigen Observatorium zeigt man
toͤrtchen ſind ganz friſch, eben aus dem Ofen, riechen ſo delikat —” Wahrlich, wenn in meinen ſpaͤteren Jahren der Verſucher mir bey¬ kommen wollte, ſo ſprach er mit ſolcher locken¬ den Diskantſtimme, und bey Signora Guilietta waͤre ich keine volle zwoͤlf Stunden geblieben, wenn ſie nicht den ſuͤßen, duftenden Apfeltoͤrt¬ chenton angeſchlagen haͤtte. Und wahrlich, nie wuͤrden Apfeltoͤrtchen mich ſo ſehr angereizt ha¬ ben, haͤtte der krumme Hermann ſie nicht ſo geheimnißvoll mit ſeiner weißen Schuͤrze be¬ deckt — und die Schuͤrzen ſind es, welche — doch ſie bringen mich ganz aus dem Context, ich ſprach ja von der Reuterſtatue, die ſo viel ſilberne Loͤffel im Leibe hat, und keine Suppe, und den Kurfuͤrſten Jan Wilhelm darſtellt.
Er ſoll ein braver Herr geweſen ſeyn, und ſehr kunſtliebend, und ſelbſt ſehr geſchickt. Er ſtiftete die Gemaͤldegallerie in Duͤſſeldorf, und auf dem dortigen Obſervatorium zeigt man
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toͤrtchen ſind ganz friſch, eben aus dem Ofen,
riechen ſo delikat —” Wahrlich, wenn in
meinen ſpaͤteren Jahren der Verſucher mir bey¬
kommen wollte, ſo ſprach er mit ſolcher locken¬
den Diskantſtimme, und bey Signora Guilietta
waͤre ich keine volle zwoͤlf Stunden geblieben,
wenn ſie nicht den ſuͤßen, duftenden Apfeltoͤrt¬
chenton angeſchlagen haͤtte. Und wahrlich, nie
wuͤrden Apfeltoͤrtchen mich ſo ſehr angereizt ha¬
ben, haͤtte der krumme Hermann ſie nicht ſo
geheimnißvoll mit ſeiner weißen Schuͤrze be¬
deckt — und die Schuͤrzen ſind es, welche —
doch ſie bringen mich ganz aus dem Context,
ich ſprach ja von der Reuterſtatue, die ſo viel
ſilberne Loͤffel im Leibe hat, und keine Suppe,
und den Kurfuͤrſten Jan Wilhelm darſtellt.
Er ſoll ein braver Herr geweſen ſeyn, und
ſehr kunſtliebend, und ſelbſt ſehr geſchickt.
Er ſtiftete die Gemaͤldegallerie in Duͤſſeldorf,
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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 2. Hamburg, 1827, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder02_1827/179>, abgerufen am 22.11.2024.
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