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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 1. Hamburg, 1826.

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Thierbildungen aus dem wildesten Gewühle hervor
tauchen, bis endlich Alles in den wahnsinnnigsten
Verzerrungen zusammen kräuselt, blasser und blasser
zerrinnt, und spurlos verschwindet. Diese demago¬
gische Natur-Erscheinung hatte ich versäumt, und
ich kann, wenn es zur Untersuchung kommt, eidlich
versichern: daß ich von nichts weiß, als vom Ge¬
schmack des guten braunen Kaffee's. Ach, dieser
war sogar Schuld, daß ich meine schöne Dame
vergessen, und jetzt stand sie vor der Thür, mit
Mutter und Begleiter, im Begriff den Wagen
zu besteigen. Kaum hatte ich noch Zeit, hin zu
eilen und ihr zu versichern, daß es kalt sey. Sie
schien unwillig, daß ich nicht früher gekommen;
doch ich glättete bald die mißmüthigen Falten ihrer
schönen Stirn, indem ich ihr eine wunderliche
Blume schenkte, die ich den Tag vorher, mit hals¬
brechender Gefahr, von einer steilen Felsenwand
gepflückt hatte. Die Mutter verlangte den Namen
der Blume zu wissen, gleichsam als ob sie es un¬
schicklich fände, daß ihre Tochter eine fremde, unbe¬

Thierbildungen aus dem wildeſten Gewuͤhle hervor
tauchen, bis endlich Alles in den wahnſinnnigſten
Verzerrungen zuſammen kraͤuſelt, blaſſer und blaſſer
zerrinnt, und ſpurlos verſchwindet. Dieſe demago¬
giſche Natur-Erſcheinung hatte ich verſaͤumt, und
ich kann, wenn es zur Unterſuchung kommt, eidlich
verſichern: daß ich von nichts weiß, als vom Ge¬
ſchmack des guten braunen Kaffee's. Ach, dieſer
war ſogar Schuld, daß ich meine ſchoͤne Dame
vergeſſen, und jetzt ſtand ſie vor der Thuͤr, mit
Mutter und Begleiter, im Begriff den Wagen
zu beſteigen. Kaum hatte ich noch Zeit, hin zu
eilen und ihr zu verſichern, daß es kalt ſey. Sie
ſchien unwillig, daß ich nicht fruͤher gekommen;
doch ich glaͤttete bald die mißmuͤthigen Falten ihrer
ſchoͤnen Stirn, indem ich ihr eine wunderliche
Blume ſchenkte, die ich den Tag vorher, mit hals¬
brechender Gefahr, von einer ſteilen Felſenwand
gepfluͤckt hatte. Die Mutter verlangte den Namen
der Blume zu wiſſen, gleichſam als ob ſie es un¬
ſchicklich faͤnde, daß ihre Tochter eine fremde, unbe¬

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[237/0249] Thierbildungen aus dem wildeſten Gewuͤhle hervor tauchen, bis endlich Alles in den wahnſinnnigſten Verzerrungen zuſammen kraͤuſelt, blaſſer und blaſſer zerrinnt, und ſpurlos verſchwindet. Dieſe demago¬ giſche Natur-Erſcheinung hatte ich verſaͤumt, und ich kann, wenn es zur Unterſuchung kommt, eidlich verſichern: daß ich von nichts weiß, als vom Ge¬ ſchmack des guten braunen Kaffee's. Ach, dieſer war ſogar Schuld, daß ich meine ſchoͤne Dame vergeſſen, und jetzt ſtand ſie vor der Thuͤr, mit Mutter und Begleiter, im Begriff den Wagen zu beſteigen. Kaum hatte ich noch Zeit, hin zu eilen und ihr zu verſichern, daß es kalt ſey. Sie ſchien unwillig, daß ich nicht fruͤher gekommen; doch ich glaͤttete bald die mißmuͤthigen Falten ihrer ſchoͤnen Stirn, indem ich ihr eine wunderliche Blume ſchenkte, die ich den Tag vorher, mit hals¬ brechender Gefahr, von einer ſteilen Felſenwand gepfluͤckt hatte. Die Mutter verlangte den Namen der Blume zu wiſſen, gleichſam als ob ſie es un¬ ſchicklich faͤnde, daß ihre Tochter eine fremde, unbe¬

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 1. Hamburg, 1826, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder01_1826/249>, abgerufen am 22.11.2024.