Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827.

Bild:
<< vorherige Seite
XXXV.
Ich rief den Teufel und er kam,
Und ich sah ihn mit Verwund'rung an.
Er ist nicht häßlich, und ist nicht lahm,
Er ist ein lieber, scharmanter Mann,
Ein Mann in seinen besten Jahren,
Verbindlich und höflich und welterfahren.
Er ist ein gescheuter Diplomat,
Und spricht recht schön über Kirch' und Staat.
Blaß ist er etwas, doch ist es kein Wunder,
Sanskritt und Hegel studiert er jetzunder.
Sein Lieblingspoet ist noch immer Fouque.
Doch will er nicht mehr mit Kritik sich befassen,
Die hat er jetzt gänzlich überlassen
Der theuren Großmutter Hekate.
Er lobte mein juristisches Streben,
Hat früher sich auch damit abgegeben.
Er sagte, meine Freundschaft sey
Ihm nicht zu theuer, und nickte dabei,
Und frug: ob wir uns früher nicht
Schon einmal gesehn bei'm span'schen Gesandten?
Und als ich recht besah sein Gesicht,
Fand ich in ihm einen alten Bekannten.

*
XXXV.
Ich rief den Teufel und er kam,
Und ich ſah ihn mit Verwund'rung an.
Er iſt nicht häßlich, und iſt nicht lahm,
Er iſt ein lieber, ſcharmanter Mann,
Ein Mann in ſeinen beſten Jahren,
Verbindlich und höflich und welterfahren.
Er iſt ein geſcheuter Diplomat,
Und ſpricht recht ſchön über Kirch' und Staat.
Blaß iſt er etwas, doch iſt es kein Wunder,
Sanskritt und Hegel ſtudiert er jetzunder.
Sein Lieblingspoet iſt noch immer Fouqué.
Doch will er nicht mehr mit Kritik ſich befaſſen,
Die hat er jetzt gänzlich überlaſſen
Der theuren Großmutter Hekate.
Er lobte mein juriſtiſches Streben,
Hat früher ſich auch damit abgegeben.
Er ſagte, meine Freundſchaft ſey
Ihm nicht zu theuer, und nickte dabei,
Und frug: ob wir uns früher nicht
Schon einmal geſehn bei'm ſpan'ſchen Geſandten?
Und als ich recht beſah ſein Geſicht,
Fand ich in ihm einen alten Bekannten.

*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0219" n="211"/>
        </div>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq">XXXV.</hi><lb/>
          </head>
          <lg type="poem">
            <l>Ich rief den Teufel und er kam,</l><lb/>
            <l>Und ich &#x017F;ah ihn mit Verwund'rung an.</l><lb/>
            <l>Er i&#x017F;t nicht häßlich, und i&#x017F;t nicht lahm,</l><lb/>
            <l>Er i&#x017F;t ein lieber, &#x017F;charmanter Mann,</l><lb/>
            <l>Ein Mann in &#x017F;einen be&#x017F;ten Jahren,</l><lb/>
            <l>Verbindlich und höflich und welterfahren.</l><lb/>
            <l>Er i&#x017F;t ein ge&#x017F;cheuter Diplomat,</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;pricht recht &#x017F;chön über Kirch' und Staat.</l><lb/>
            <l>Blaß i&#x017F;t er etwas, doch i&#x017F;t es kein Wunder,</l><lb/>
            <l>Sanskritt und Hegel &#x017F;tudiert er jetzunder.</l><lb/>
            <l>Sein Lieblingspoet i&#x017F;t noch immer Fouqu<hi rendition="#aq">é</hi>.</l><lb/>
            <l>Doch will er nicht mehr mit Kritik &#x017F;ich befa&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Die hat er jetzt gänzlich überla&#x017F;&#x017F;en</l><lb/>
            <l>Der theuren Großmutter Hekate.</l><lb/>
            <l>Er lobte mein juri&#x017F;ti&#x017F;ches Streben,</l><lb/>
            <l>Hat früher &#x017F;ich auch damit abgegeben.</l><lb/>
            <l>Er &#x017F;agte, meine Freund&#x017F;chaft &#x017F;ey</l><lb/>
            <l>Ihm nicht zu theuer, und nickte dabei,</l><lb/>
            <l>Und frug: ob wir uns früher nicht</l><lb/>
            <l>Schon einmal ge&#x017F;ehn bei'm &#x017F;pan'&#x017F;chen Ge&#x017F;andten?</l><lb/>
            <l>Und als ich recht be&#x017F;ah &#x017F;ein Ge&#x017F;icht,</l><lb/>
            <l>Fand ich in ihm einen alten Bekannten.</l><lb/>
          </lg>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <fw place="bottom" type="sig">*<lb/></fw>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[211/0219] XXXV. Ich rief den Teufel und er kam, Und ich ſah ihn mit Verwund'rung an. Er iſt nicht häßlich, und iſt nicht lahm, Er iſt ein lieber, ſcharmanter Mann, Ein Mann in ſeinen beſten Jahren, Verbindlich und höflich und welterfahren. Er iſt ein geſcheuter Diplomat, Und ſpricht recht ſchön über Kirch' und Staat. Blaß iſt er etwas, doch iſt es kein Wunder, Sanskritt und Hegel ſtudiert er jetzunder. Sein Lieblingspoet iſt noch immer Fouqué. Doch will er nicht mehr mit Kritik ſich befaſſen, Die hat er jetzt gänzlich überlaſſen Der theuren Großmutter Hekate. Er lobte mein juriſtiſches Streben, Hat früher ſich auch damit abgegeben. Er ſagte, meine Freundſchaft ſey Ihm nicht zu theuer, und nickte dabei, Und frug: ob wir uns früher nicht Schon einmal geſehn bei'm ſpan'ſchen Geſandten? Und als ich recht beſah ſein Geſicht, Fand ich in ihm einen alten Bekannten. *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heine_lieder_1827
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heine_lieder_1827/219
Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_lieder_1827/219>, abgerufen am 03.10.2024.