Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698.

Bild:
<< vorherige Seite

Discours von den
geschmückter Stylus. - - Wann
ich/ mit meinen blinden Augen
das Liecht nicht sahe/ dunckten
mich nicht die Augen Schuld
seyn/ sondern die Sonne selbst.

XXXVIII. Jndem die alte
Schlang also ihr Spiel mit mir
treibet/ befallet mich um Mit-
fasten ein hefftiges Fieber/ wel-
ches ohne Auffhören den sonst
hageren Leib also außgezehrt/
daß kaum Haut und Fleisch ü-
bergebliben. Jederman schazte
mich vor verlohren/ die lebli-
che Wärme war bey nahem
durch den ganzen Leib erlo-
schen/ und kaum der regende A-
them überig/ da werd ich eins-
mahls im Geist entzuckt/ und
vor den Thron deß Richters
geschleppet/ welcher mit solchem
Glanz und Majestät umleuch-
tet war/ daß ich zu Boden ge-
suncken/ und kein Aug auffhe-
ben dörffen. Jch werde be-
fragt/ wer ich wäre? Ein Christ
sagt ich. Du liegst/ versazte der
Richter/ ein
Ciceronis Jünger/
nicht aber ein Christ bist du.

Dann

Diſcours von den
geſchmuͤckter Stylus. ‒ ‒ Wann
ich/ mit meinen blinden Augen
das Liecht nicht ſahe/ dunckten
mich nicht die Augen Schuld
ſeyn/ ſondern die Sonne ſelbſt.

XXXVIII. Jndem die alte
Schlang alſo ihr Spiel mit mir
treibet/ befallet mich um Mit-
faſten ein hefftiges Fieber/ wel-
ches ohne Auffhoͤren den ſonſt
hageren Leib alſo außgezehrt/
daß kaum Haut und Fleiſch uͤ-
bergebliben. Jederman ſchazte
mich vor verlohren/ die lebli-
che Waͤrme war bey nahem
durch den ganzen Leib erlo-
ſchen/ und kaum der regende A-
them uͤberig/ da werd ich eins-
mahls im Geiſt entzuckt/ und
vor den Thron deß Richters
geſchleppet/ welcher mit ſolchem
Glanz und Majeſtaͤt umleuch-
tet war/ daß ich zu Boden ge-
ſuncken/ und kein Aug auffhe-
ben doͤrffen. Jch werde be-
fragt/ wer ich waͤre? Ein Chriſt
ſagt ich. Du liegſt/ verſazte der
Richter/ ein
Ciceronis Juͤnger/
nicht aber ein Chriſt biſt du.

Dann
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0092" n="44"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">Di&#x017F;cours</hi> von den</fw><lb/><hi rendition="#fr">ge&#x017F;chmu&#x0364;ckter</hi><hi rendition="#aq">Stylus.</hi> &#x2012; &#x2012; <hi rendition="#fr">Wann<lb/>
ich/ mit meinen blinden Augen<lb/>
das Liecht nicht &#x017F;ahe/ dunckten<lb/>
mich nicht die Augen Schuld<lb/>
&#x017F;eyn/ &#x017F;ondern die Sonne &#x017F;elb&#x017F;t.</hi></p><lb/>
        <p> <hi rendition="#aq">XXXVIII.</hi> <hi rendition="#fr">Jndem die alte<lb/>
Schlang al&#x017F;o ihr Spiel mit mir<lb/>
treibet/ befallet mich um Mit-<lb/>
fa&#x017F;ten ein hefftiges Fieber/ wel-<lb/>
ches ohne Auffho&#x0364;ren den &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
hageren Leib al&#x017F;o außgezehrt/<lb/>
daß kaum Haut und Flei&#x017F;ch u&#x0364;-<lb/>
bergebliben. Jederman &#x017F;chazte<lb/>
mich vor verlohren/ die lebli-<lb/>
che Wa&#x0364;rme war bey nahem<lb/>
durch den ganzen Leib erlo-<lb/>
&#x017F;chen/ und kaum der regende A-<lb/>
them u&#x0364;berig/ da werd ich eins-<lb/>
mahls im Gei&#x017F;t entzuckt/ und<lb/>
vor den Thron deß Richters<lb/>
ge&#x017F;chleppet/ welcher mit &#x017F;olchem<lb/>
Glanz und Maje&#x017F;ta&#x0364;t umleuch-<lb/>
tet war/ daß ich zu Boden ge-<lb/>
&#x017F;uncken/ und kein Aug auffhe-<lb/>
ben do&#x0364;rffen. Jch werde be-<lb/>
fragt/ wer ich wa&#x0364;re? Ein Chri&#x017F;t<lb/>
&#x017F;agt ich. Du lieg&#x017F;t/ ver&#x017F;azte der<lb/>
Richter/ ein</hi> <hi rendition="#aq">Ciceronis</hi> <hi rendition="#fr">Ju&#x0364;nger/<lb/>
nicht aber ein Chri&#x017F;t bi&#x017F;t du.</hi><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Dann</hi> </fw><lb/>
        </p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[44/0092] Diſcours von den geſchmuͤckter Stylus. ‒ ‒ Wann ich/ mit meinen blinden Augen das Liecht nicht ſahe/ dunckten mich nicht die Augen Schuld ſeyn/ ſondern die Sonne ſelbſt. XXXVIII. Jndem die alte Schlang alſo ihr Spiel mit mir treibet/ befallet mich um Mit- faſten ein hefftiges Fieber/ wel- ches ohne Auffhoͤren den ſonſt hageren Leib alſo außgezehrt/ daß kaum Haut und Fleiſch uͤ- bergebliben. Jederman ſchazte mich vor verlohren/ die lebli- che Waͤrme war bey nahem durch den ganzen Leib erlo- ſchen/ und kaum der regende A- them uͤberig/ da werd ich eins- mahls im Geiſt entzuckt/ und vor den Thron deß Richters geſchleppet/ welcher mit ſolchem Glanz und Majeſtaͤt umleuch- tet war/ daß ich zu Boden ge- ſuncken/ und kein Aug auffhe- ben doͤrffen. Jch werde be- fragt/ wer ich waͤre? Ein Chriſt ſagt ich. Du liegſt/ verſazte der Richter/ ein Ciceronis Juͤnger/ nicht aber ein Chriſt biſt du. Dann

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heidegger_mythoscopia_1698
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heidegger_mythoscopia_1698/92
Zitationshilfe: Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heidegger_mythoscopia_1698/92>, abgerufen am 05.05.2024.