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Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698.

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Rom. oder Liebesgschichten/ &c.
Galanterie, meisterlosen Wolreden-Adulteria
linguae.

heit. v. d. g. Jch will dir/
sagt er/ hier ein eigen Unglück
erzehlen: Demnach ich mich
Hieron.
Op. T. I.
Epist. ad
Eustochiü.

vor vilen Jahren meiner El-
teren/ Geschwisterten/ Ver-
wandten/ ja/ welches das bit-
terste ware/ gewohnter guter
Schnabelweid/ um deß Reichs
der Himmlen willen beraubt/
und gleichsam selbst castriert/
und mich nacher
Ierusalem zu
einer strengen Lebens-Art be-
geben/ wuste ich alldort meiner
Bücher/ die ich zu
Rom mit son-
derer Müh gesamlet/ gleichwol
nicht zuentrathen; da hab ich
meine Fastnächte mit Lesung
deß
Ciceronen zugebracht: Jch
habe nach den Schlafflosen
Nächten/ nach den Thränen/
so mir die Erinnerung began-
gner Sünden gleichsam auß
dem Hertzen herauß geprest/
gleichwol jrgend den
Plautum
zur Hand genommen: Da ich
aber etwa zu mir selbst kom-
men/ und über die Propheten
gerahten/ eckelte mir dero un-

ge-

Rom. oder Liebesgſchichten/ &c.
Galanterie, meiſterloſen Wolreden-Adulteria
linguæ.

heit. v. d. g. Jch will dir/
ſagt er/ hier ein eigen Ungluͤck
erzehlen: Demnach ich mich
Hieron.
Op. T. I.
Epiſt. ad
Euſtochiü.

vor vilen Jahren meiner El-
teren/ Geſchwiſterten/ Ver-
wandten/ ja/ welches das bit-
terſte ware/ gewohnter guter
Schnabelweid/ um deß Reichs
der Himmlen willen beraubt/
und gleichſam ſelbſt caſtriert/
und mich nacher
Ieruſalem zu
einer ſtrengen Lebens-Art be-
geben/ wuſte ich alldort meiner
Buͤcher/ die ich zu
Rom mit ſon-
derer Muͤh geſamlet/ gleichwol
nicht zuentrathen; da hab ich
meine Faſtnaͤchte mit Leſung
deß
Ciceronen zugebracht: Jch
habe nach den Schlaffloſen
Naͤchten/ nach den Thraͤnen/
ſo mir die Erinnerung began-
gner Suͤnden gleichſam auß
dem Hertzen herauß gepreſt/
gleichwol jrgend den
Plautum
zur Hand genommen: Da ich
aber etwa zu mir ſelbſt kom-
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[43/0091] Rom. oder Liebesgſchichten/ &c. Galanterie, meiſterloſen Wolreden- heit. v. d. g. Jch will dir/ ſagt er/ hier ein eigen Ungluͤck erzehlen: Demnach ich mich vor vilen Jahren meiner El- teren/ Geſchwiſterten/ Ver- wandten/ ja/ welches das bit- terſte ware/ gewohnter guter Schnabelweid/ um deß Reichs der Himmlen willen beraubt/ und gleichſam ſelbſt caſtriert/ und mich nacher Ieruſalem zu einer ſtrengen Lebens-Art be- geben/ wuſte ich alldort meiner Buͤcher/ die ich zu Rom mit ſon- derer Muͤh geſamlet/ gleichwol nicht zuentrathen; da hab ich meine Faſtnaͤchte mit Leſung deß Ciceronen zugebracht: Jch habe nach den Schlaffloſen Naͤchten/ nach den Thraͤnen/ ſo mir die Erinnerung began- gner Suͤnden gleichſam auß dem Hertzen herauß gepreſt/ gleichwol jrgend den Plautum zur Hand genommen: Da ich aber etwa zu mir ſelbſt kom- men/ und uͤber die Propheten gerahten/ eckelte mir dero un- ge- Adulteria linguæ. Hieron. Op. T. I. Epiſt. ad Euſtochiü.

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Zitationshilfe: Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heidegger_mythoscopia_1698/91>, abgerufen am 04.05.2024.