Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698.Der in der Hölle steckt/ uns dise Tracht ersonnen/ Jhr Zeug ist Lügen-tand/ und schmecket nach dem Bronnen Des siechen Götterthums: sie weiset keine Krafft/ Als daß sie Zeit und muß zu bess'rer Labung rafft/ Und uns mit lährer Lufft des albern Waschens füllet; Sie machet daß der Wanst von unsren Lüsten schwillet: Und wie sie bey dem Feur der Reischheit ist erhitzt/ So findt man daß sie nur das Maul zu- brennen nützt/ Die schnöde Buhler-Flamm noch meh- rers aufzuwecken/ Und folgends Tugend und Gewissen zu- erstecken. O! fliehe disen Schleck/ und allen Schmauß der Welt/ Als eine Sodoms-Frucht/ wem Wolsteh'n wolgefelt/ Auf daß er letstlich nicht ein Blatt von Colloquinten Jn seinem Munde spür/ vor Dattelkern zufinden! Man zückre seine Zeit vilmehr mit Arbeits- Luft/ Man weide mit der Spur der Wahrheit sei- ne Brust/ Man
Der in der Hoͤlle ſteckt/ uns diſe Tracht erſonnen/ Jhr Zeug iſt Luͤgen-tand/ und ſchmecket nach dem Bronnen Des ſiechen Goͤtterthums: ſie weiſet keine Krafft/ Als daß ſie Zeit und muß zu beſſ’rer Labung rafft/ Und uns mit laͤhrer Lufft des albern Waſchens fuͤllet; Sie machet daß der Wanſt von unſren Luͤſten ſchwillet: Und wie ſie bey dem Feur der Reiſchheit iſt erhitzt/ So findt man daß ſie nur das Maul zu- brennen nuͤtzt/ Die ſchnoͤde Buhler-Flamm noch meh- rers aufzuwecken/ Und folgends Tugend und Gewiſſen zu- erſtecken. O! fliehe diſen Schleck/ und allen Schmauß der Welt/ Als eine Sodoms-Frucht/ wem Wolſteh’n wolgefelt/ Auf daß er letſtlich nicht ein Blatt von Colloquinten Jn ſeinem Munde ſpuͤr/ vor Dattelkern zufinden! Man zuͤckre ſeine Zeit vilmehr mit Arbeits- Luft/ Man weide mit der Spur der Wahrheit ſei- ne Bruſt/ Man
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rafft/
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Waſchens fuͤllet;
Sie machet daß der Wanſt von unſren
Luͤſten ſchwillet:
Und wie ſie bey dem Feur der Reiſchheit iſt
erhitzt/
So findt man daß ſie nur das Maul zu-
brennen nuͤtzt/
Die ſchnoͤde Buhler-Flamm noch meh-
rers aufzuwecken/
Und folgends Tugend und Gewiſſen zu-
erſtecken.
O! fliehe diſen Schleck/ und allen Schmauß
der Welt/
Als eine Sodoms-Frucht/ wem Wolſteh’n
wolgefelt/
Auf daß er letſtlich nicht ein Blatt von
Colloquinten
Jn ſeinem Munde ſpuͤr/ vor Dattelkern
zufinden!
Man zuͤckre ſeine Zeit vilmehr mit Arbeits-
Luft/
Man weide mit der Spur der Wahrheit ſei-
ne Bruſt/
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