Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698.Discours von den Rom. ehrlichen/ die Gott und seine Werck zu-preisen weist: Ein wolangestelltes Gesang (sagte man) wischet den Staub vom Herzen; es ist ohne Zwei- fel eine Fabel/ daß es den Eleusinischen Brunn springen mache/ aber es ist un- verneinlich/ daß es des Menschen Blut dünneret und erfrischet: Man ist traurend/ oder man ist zörnend/ so hilfft die Music vil zurecht/ sie körnet die Frölichkeit/ und gefallet dem Ge- müth/ den Sinnen/ den Rerven und Glideren auf eine verspürliche Weis. De hac Vett. opin. Vid. Cael. Rhod. L. A. L. I.Wil man dann den alten Physicis glauben/ so macht die hohe Welt ein trefflich Vorspiel/ indem die viel Sphaeren/ die sich nach ihrer Mei- nung underschidlich durch einandren schrauffen und weltzen eine außbündi- ge Harmoney zusamen spielen/ deren wir von Jugend auf so voll und gewoh- net seyen/ daß wir sie nicht mehr hö- ren/ oder vilmehr nicht acht geben. Letstlich ist musicieren und Chöre ma- chen ein Occupation der Englen/ und wird in dem Himmel die unver- gleichlichste Freud starcken theils da- rinn bestehen. Als kommet trefflich a propos, daß man schon hie in Zeit die lang-
Diſcours von den Rom. ehrlichen/ die Gott und ſeine Werck zu-preiſen weiſt: Ein wolangeſtelltes Geſang (ſagte man) wiſchet den Staub vom Herzen; es iſt ohne Zwei- fel eine Fabel/ daß es den Eleuſiniſchen Brunn ſpringen mache/ aber es iſt un- verneinlich/ daß es des Menſchen Blut duͤnneret und erfriſchet: Man iſt traurend/ oder man iſt zoͤrnend/ ſo hilfft die Muſic vil zurecht/ ſie koͤrnet die Froͤlichkeit/ und gefallet dem Ge- muͤth/ den Sinnen/ den Rerven und Glideren auf eine verſpuͤrliche Weis. De hac Vett. opin. Vid. Cæl. Rhod. L. A. L. I.Wil man dann den alten Phyſicis glauben/ ſo macht die hohe Welt ein trefflich Vorſpiel/ indem die viel Sphæren/ die ſich nach ihrer Mei- nung underſchidlich durch einandren ſchrauffen und weltzen eine außbuͤndi- ge Harmoney zuſamen ſpielen/ deren wir von Jugend auf ſo voll und gewoh- net ſeyen/ daß wir ſie nicht mehr hoͤ- ren/ oder vilmehr nicht acht geben. Letſtlich iſt muſicieren und Choͤre ma- chen ein Occupation der Englen/ und wird in dem Himmel die unver- gleichlichſte Freud ſtarcken theils da- rinn beſtehen. Als kommet trefflich à propos, daß man ſchon hie in Zeit die lang-
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Diſcours von den Rom.
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preiſen weiſt: Ein wolangeſtelltes
Geſang (ſagte man) wiſchet den
Staub vom Herzen; es iſt ohne Zwei-
fel eine Fabel/ daß es den Eleuſiniſchen
Brunn ſpringen mache/ aber es iſt un-
verneinlich/ daß es des Menſchen
Blut duͤnneret und erfriſchet: Man
iſt traurend/ oder man iſt zoͤrnend/ ſo
hilfft die Muſic vil zurecht/ ſie koͤrnet
die Froͤlichkeit/ und gefallet dem Ge-
muͤth/ den Sinnen/ den Rerven und
Glideren auf eine verſpuͤrliche Weis.
Wil man dann den alten Phyſicis
glauben/ ſo macht die hohe Welt ein
trefflich Vorſpiel/ indem die viel
Sphæren/ die ſich nach ihrer Mei-
nung underſchidlich durch einandren
ſchrauffen und weltzen eine außbuͤndi-
ge Harmoney zuſamen ſpielen/ deren
wir von Jugend auf ſo voll und gewoh-
net ſeyen/ daß wir ſie nicht mehr hoͤ-
ren/ oder vilmehr nicht acht geben.
Letſtlich iſt muſicieren und Choͤre ma-
chen ein Occupation der Englen/
und wird in dem Himmel die unver-
gleichlichſte Freud ſtarcken theils da-
rinn beſtehen. Als kommet trefflich à
propos, daß man ſchon hie in Zeit die
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