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Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698.

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Discours von den Rom.
lem/ so muß man gleichwol ins gemein
sagen/ daß dergleichen Freundschaffts-
Liebe höchst gefährlich/ und selten
glaß-lauter ist. Zumahl bey den Ro-
man
en/ da die gefährliche Eigen-
schafften/ Jugend/ Schönheit/ Ga-
lanterie, &c.
allzeit dabey seyn müs-
sen. Wann etwann Gelehrte/ Kunst-
und Sinnreichheit/ die der Leim/ der
die Freundschafften zusamen hält/ bey
den Gelehrten heißt/ bey einem oder
beiden Theilen fehlet/ ist schwehr zu-
hoffen/ daß lauter richtige Belusti-
gung dabey seye: Wiewol auch Ge-
lehrte und Wissenschafft zuweil neben
außtrittet. Erasmus und Vives, da
sie sagen/ man habe niemahl eine ge-
lehrte Frauw oder Jungfrauw gese-
hen/ die unehrlich gewest/ haben an die
Sappho, Helena, Cleopatra und
Descartes.
Pass. II.
79.
vil andre nicht gedacht. Die Liebe ist
ein Bewegung des Gemüths/ da dises
getriben wird mit dem gefallenden
Objecto eine genauwe Vereinigung
zusuchen/ anderst kan man darauß
nicht machen/ darum ist sie gegen ohn-
gleichem Geschlecht nicht sonder Ge-
fahr. Plutarchus rahtet den vereh-
lichten Frauwen/ daß sie keine eigne

Freun-

Diſcours von den Rom.
lem/ ſo muß man gleichwol ins gemein
ſagen/ daß dergleichen Freundſchaffts-
Liebe hoͤchſt gefaͤhrlich/ und ſelten
glaß-lauter iſt. Zumahl bey den Ro-
man
en/ da die gefaͤhrliche Eigen-
ſchafften/ Jugend/ Schoͤnheit/ Ga-
lanterie, &c.
allzeit dabey ſeyn muͤſ-
ſen. Wann etwann Gelehrte/ Kunſt-
und Sinnreichheit/ die der Leim/ der
die Freundſchafften zuſamen haͤlt/ bey
den Gelehrten heißt/ bey einem oder
beiden Theilen fehlet/ iſt ſchwehr zu-
hoffen/ daß lauter richtige Beluſti-
gung dabey ſeye: Wiewol auch Ge-
lehrte und Wiſſenſchafft zuweil neben
außtrittet. Eraſmus und Vives, da
ſie ſagen/ man habe niemahl eine ge-
lehrte Frauw oder Jungfrauw geſe-
hen/ die unehrlich geweſt/ haben an die
Sappho, Helena, Cleopatra und
Deſcartes.
Paſſ. II.
79.
vil andre nicht gedacht. Die Liebe iſt
ein Bewegung des Gemuͤths/ da diſes
getriben wird mit dem gefallenden
Objecto eine genauwe Vereinigung
zuſuchen/ anderſt kan man darauß
nicht machen/ darum iſt ſie gegen ohn-
gleichem Geſchlecht nicht ſonder Ge-
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Freun-
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[162/0210] Diſcours von den Rom. lem/ ſo muß man gleichwol ins gemein ſagen/ daß dergleichen Freundſchaffts- Liebe hoͤchſt gefaͤhrlich/ und ſelten glaß-lauter iſt. Zumahl bey den Ro- manen/ da die gefaͤhrliche Eigen- ſchafften/ Jugend/ Schoͤnheit/ Ga- lanterie, &c. allzeit dabey ſeyn muͤſ- ſen. Wann etwann Gelehrte/ Kunſt- und Sinnreichheit/ die der Leim/ der die Freundſchafften zuſamen haͤlt/ bey den Gelehrten heißt/ bey einem oder beiden Theilen fehlet/ iſt ſchwehr zu- hoffen/ daß lauter richtige Beluſti- gung dabey ſeye: Wiewol auch Ge- lehrte und Wiſſenſchafft zuweil neben außtrittet. Eraſmus und Vives, da ſie ſagen/ man habe niemahl eine ge- lehrte Frauw oder Jungfrauw geſe- hen/ die unehrlich geweſt/ haben an die Sappho, Helena, Cleopatra und vil andre nicht gedacht. Die Liebe iſt ein Bewegung des Gemuͤths/ da diſes getriben wird mit dem gefallenden Objecto eine genauwe Vereinigung zuſuchen/ anderſt kan man darauß nicht machen/ darum iſt ſie gegen ohn- gleichem Geſchlecht nicht ſonder Ge- fahr. Plutarchus rahtet den vereh- lichten Frauwen/ daß ſie keine eigne Freun- Deſcartes. Paſſ. II. 79.

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Zitationshilfe: Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heidegger_mythoscopia_1698/210>, abgerufen am 22.11.2024.