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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807.

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als die sittliche Wesenheit; aber durch die Bestimmt-
heit des Charakters weiss er nur die Eine Macht der
Substanz, und die andre ist für ihn verborgen. Die
gegenwärtige Wirklichkeit ist daher ein anderes an-
sich
, und ein anderes für das Bewusstseyn; das obe-
re und das untere Recht erhalten in dieser Beziehung
die Bedeutung der wissenden und dem Bewusstseyn
sich offenbarenden, und der sich verbergenden und
im Hinterhalte lauernden Macht. Die Eine ist die
Lichtseite, der Gott des Orakels, der nach seinem
natürlichen Momente aus der alles beleuchtenden
Sonne entsprungen, älles weiss und offenbart, --
Phöbus, und Zevs, der dessen Vater ist. Aber die
Befehle dieses wahrredenden Gottes, und seine Be-
kanntmachungen dessen, was ist, sind vielmehr trü-
gerisch. Denn diss Wissen ist in seinem Begriffe un-
mittelbar das Nichtwissen, weil das Bewusstseyn an
sich selbst im Handeln dieser Gegensatz ist. Der,
welcher die räthselhafte Sphinx selbst aufzuschliessen
vermochte, wie der kindlich Vertrauende, werden da-
rum durch das, was der Gott ihnen offenbart, ins
Verderben geschickt. Diese Priesterin, aus der der
schöne Gott spricht, ist nichts anders als die dop-
pelsinnigen Schicksalsschwestern, die durch ihre Ver-
heissungen zum Verbrechen treiben, und in der
Zweyzüngigkeit dessen, was sie als Sicherheit anga-
ben, den, der sich auf den offenbaren Sinn verliess,
betriegen. Daher das Bewusstseyn, das reiner ist, als
das letztere, das den Hexen glaubt, und besonnener

als die sittliche Wesenheit; aber durch die Bestimmt-
heit des Charakters weiſs er nur die Eine Macht der
Substanz, und die andre ist für ihn verborgen. Die
gegenwärtige Wirklichkeit ist daher ein anderes an-
ſich
, und ein anderes für das Bewuſstseyn; das obe-
re und das untere Recht erhalten in dieser Beziehung
die Bedeutung der wiſſenden und dem Bewuſstseyn
sich offenbarenden, und der sich verbergenden und
im Hinterhalte lauernden Macht. Die Eine ist die
Lichtseite, der Gott des Orakels, der nach seinem
natürlichen Momente aus der alles beleuchtenden
Sonne entsprungen, älles weiſs und offenbart, —
Phöbus, und Zevs, der deſſen Vater iſt. Aber die
Befehle dieses wahrredenden Gottes, und seine Be-
kanntmachungen deſſen, was ist, sind vielmehr trü-
gerisch. Denn diſs Wiſſen iſt in seinem Begriffe un-
mittelbar das Nichtwiſſen, weil das Bewuſstseyn an
sich selbst im Handeln dieser Gegensatz ist. Der,
welcher die räthselhafte Sphinx selbſt aufzuschlieſsen
vermochte, wie der kindlich Vertrauende, werden da-
rum durch das, was der Gott ihnen offenbart, ins
Verderben geschickt. Diese Prieſterin, aus der der
schöne Gott spricht, ist nichts anders als die dop-
pelſinnigen Schicksalsschweſtern, die durch ihre Ver-
heiſſungen zum Verbrechen treiben, und in der
Zweyzüngigkeit deſſen, was sie als Sicherheit anga-
ben, den, der sich auf den offenbaren Sinn verlieſs,
betriegen. Daher das Bewuſstseyn, das reiner iſt, als
das letztere, das den Hexen glaubt, und besonnener

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[687/0796] als die sittliche Wesenheit; aber durch die Bestimmt- heit des Charakters weiſs er nur die Eine Macht der Substanz, und die andre ist für ihn verborgen. Die gegenwärtige Wirklichkeit ist daher ein anderes an- ſich, und ein anderes für das Bewuſstseyn; das obe- re und das untere Recht erhalten in dieser Beziehung die Bedeutung der wiſſenden und dem Bewuſstseyn sich offenbarenden, und der sich verbergenden und im Hinterhalte lauernden Macht. Die Eine ist die Lichtseite, der Gott des Orakels, der nach seinem natürlichen Momente aus der alles beleuchtenden Sonne entsprungen, älles weiſs und offenbart, — Phöbus, und Zevs, der deſſen Vater iſt. Aber die Befehle dieses wahrredenden Gottes, und seine Be- kanntmachungen deſſen, was ist, sind vielmehr trü- gerisch. Denn diſs Wiſſen iſt in seinem Begriffe un- mittelbar das Nichtwiſſen, weil das Bewuſstseyn an sich selbst im Handeln dieser Gegensatz ist. Der, welcher die räthselhafte Sphinx selbſt aufzuschlieſsen vermochte, wie der kindlich Vertrauende, werden da- rum durch das, was der Gott ihnen offenbart, ins Verderben geschickt. Diese Prieſterin, aus der der schöne Gott spricht, ist nichts anders als die dop- pelſinnigen Schicksalsschweſtern, die durch ihre Ver- heiſſungen zum Verbrechen treiben, und in der Zweyzüngigkeit deſſen, was sie als Sicherheit anga- ben, den, der sich auf den offenbaren Sinn verlieſs, betriegen. Daher das Bewuſstseyn, das reiner iſt, als das letztere, das den Hexen glaubt, und besonnener

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Zitationshilfe: Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 687. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/796>, abgerufen am 23.11.2024.