schlüssen und Handlungen der Regierung nehmen. In der Vereinigung, zunächst nicht in eine bleibende Ordnung sondern nur zu einer gemeinsamen Hand- lung, ist jene Freyheit des Antheils Aller und Jeder einstweilen auf die Seite gestellt. Diese erste Ge- meinschaftlichkeit ist daher mehr eine Versammlung der Individualitäten als die Herrschaft des abstracten Gedankens, der die Einzelnen ihres selbstbewussten Antheils an Willen und That des Ganzen berauben würde.
Die Versammlung der Volksgeister macht einen Kreis von Gestalten aus, der itzt die ganze Natur wie die ganze sittliche Welt befasst. Auch sie stehen un- ter dem Oberbefehl mehr des Einen, als seiner Oberherr- schafft. Für sich sind sie die allgemeinen Substanzen dessen, was das selbstbewusste Wesen ansich ist und thut. Dieses aber macht die Krafft und zunächst den Mittel- punkt wenigstens aus, um den jene allgemeinen We- sen sich bemühen, der nur erst zufälligerweise ihre Geschäfte zu verbinden scheint. Aber die Rück- kehr des göttlichen Wesens in das Selbstbewusstseyn ist es, die schon den Grund enthält, dass dieses den Mittelpunkt für jene göttlichen Kräffte bildet, und die wesentliche Einheit zunächst unter der Form einer freundlichen äusserlichen Beziehung beyder Welten verbirgt.
Dieselbe Allgemeinheit, welche diesem Inhalte zukommt, hat nothwendig auch die Form des Bewusst-
ſchlüſſen und Handlungen der Regierung nehmen. In der Vereinigung, zunächſt nicht in eine bleibende Ordnung ſondern nur zu einer gemeinſamen Hand- lung, iſt jene Freyheit des Antheils Aller und Jeder einſtweilen auf die Seite geſtellt. Diese erſte Ge- meinschaftlichkeit iſt daher mehr eine Versammlung der Individualitäten als die Herrschaft des abstracten Gedankens, der die Einzelnen ihres selbstbewuſsten Antheils an Willen und That des Ganzen berauben würde.
Die Versammlung der Volksgeister macht einen Kreis von Gestalten aus, der itzt die ganze Natur wie die ganze ſittliche Welt befaſst. Auch sie stehen un- ter dem Oberbefehl mehr des Einen, als seiner Oberherr- schafft. Für sich sind sie die allgemeinen Substanzen deſſen, was das selbstbewuſste Wesen ansich ist und thut. Dieses aber macht die Krafft und zunächst den Mittel- punkt wenigstens aus, um den jene allgemeinen We- sen sich bemühen, der nur erst zufälligerweise ihre Geschäfte zu verbinden scheint. Aber die Rück- kehr des göttlichen Wesens in das Selbstbewuſstſeyn ist es, die schon den Grund enthält, daſs dieses den Mittelpunkt für jene göttlichen Kräffte bildet, und die wesentliche Einheit zunächst unter der Form einer freundlichen äuſſerlichen Beziehung beyder Welten verbirgt.
Dieſelbe Allgemeinheit, welche diesem Inhalte zukommt, hat nothwendig auch die Form des Bewuſst-
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ſchlüſſen und Handlungen der Regierung nehmen.
In der Vereinigung, zunächſt nicht in eine bleibende
Ordnung ſondern nur zu einer gemeinſamen Hand-
lung, iſt jene Freyheit des Antheils Aller und Jeder
einſtweilen auf die Seite geſtellt. Diese erſte Ge-
meinschaftlichkeit iſt daher mehr eine Versammlung
der Individualitäten als die Herrschaft des abstracten
Gedankens, der die Einzelnen ihres selbstbewuſsten
Antheils an Willen und That des Ganzen berauben
würde.
Die Versammlung der Volksgeister macht einen
Kreis von Gestalten aus, der itzt die ganze Natur wie
die ganze ſittliche Welt befaſst. Auch sie stehen un-
ter dem Oberbefehl mehr des Einen, als seiner Oberherr-
schafft. Für sich sind sie die allgemeinen Substanzen
deſſen, was das selbstbewuſste Wesen ansich ist und thut.
Dieses aber macht die Krafft und zunächst den Mittel-
punkt wenigstens aus, um den jene allgemeinen We-
sen sich bemühen, der nur erst zufälligerweise
ihre Geschäfte zu verbinden scheint. Aber die Rück-
kehr des göttlichen Wesens in das Selbstbewuſstſeyn
ist es, die schon den Grund enthält, daſs dieses den
Mittelpunkt für jene göttlichen Kräffte bildet, und die
wesentliche Einheit zunächst unter der Form einer
freundlichen äuſſerlichen Beziehung beyder Welten
verbirgt.
Dieſelbe Allgemeinheit, welche diesem Inhalte
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 677. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/786>, abgerufen am 23.11.2024.
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