ihm nicht mehr eine fremde, sondern die eigne. Wie, jener Weise des Alterthums, was gut und schön sey in seinem eignen Denkensuchte, dagegen den schlech- ten zufälligen Inhalt des Wissens, ob es ihm gut sey mit diesem oder jenem umzugehen, oder einem Be- kannten gut, diese Reise zu machen und dergleichen bedeutungslose Dinge, dem Dämon zu wissen überliess, ebenso hohlt das allgemeine Bewusstseyn das Wissen vom Zufälligen von den Vögeln, oder von den Bäu- men oder von der gährenden Erde, deren Dampf dem Selbstbewusstseyn seine Besonnenheit nimmt; denn das Zufällige ist das Unbesonnene und Fremde, und das sittliche Bewusstseyn lässt sich also auch, wie durch ein Würfeln, auf eine unbesonnene und fremde Wei- se darüber bestimmen. Wenn der Einzelne durch sei- nen Verstand sich bestimmt und mit Ueberlegung das wählt, was ihm nützlich sey, so liegt dieser Selbstbe- stimmung die Bestimmtheit des besondern Charakters zum Grunde; sie ist selbst das Zufällige; und jenes Wissen des Verstands, was dem Einzelnen nützlich ist, daher ein eben solches Wissen als das jener Ora- kel oder des Looses; nur dass der das Orakel oder Loos befragt, damit die sittliche Gesinnung der Gleich- gültigkeit gegen das Zufällige ausdrückt, da jenes hin- gegen das an sich zufällige als wesentliches Interesse seines Denkens und Wissens behandelt. Das höhere als beyde aber ist zwar die Ueberlegung, zum Orakel des zu- falligen Thuns zu machen, aber diese überlegte Hand lung selbst wegen ihrer Seite der Beziehung auf das Be-
ihm nicht mehr eine fremde, ſondern die eigne. Wie, jener Weiſe des Alterthums, was gut und schön ſey in ſeinem eignen Denkenſuchte, dagegen den ſchlech- ten zufälligen Inhalt des Wiſſens, ob es ihm gut ſey mit dieſem oder jenem umzugehen, oder einem Be- kannten gut, dieſe Reiſe zu machen und dergleichen bedeutungsloſe Dinge, dem Dämon zu wiſſen überlieſs, ebenſo hohlt das allgemeine Bewuſstseyn das Wiſſen vom Zufälligen von den Vögeln, oder von den Bäu- men oder von der gährenden Erde, deren Dampf dem Selbſtbewuſstseyn ſeine Beſonnenheit nimmt; denn das Zufällige iſt das Unbeſonnene und Fremde, und das ſittliche Bewuſstseyn läſst ſich alſo auch, wie durch ein Würfeln, auf eine unbeſonnene und fremde Wei- ſe darüber beſtimmen. Wenn der Einzelne durch ſei- nen Verſtand ſich beſtimmt und mit Ueberlegung das wählt, was ihm nützlich ſey, ſo liegt dieſer Selbſtbe- ſtimmung die Beſtimmtheit des beſondern Charakters zum Grunde; ſie iſt ſelbſt das Zufällige; und jenes Wiſſen des Verſtands, was dem Einzelnen nützlich iſt, daher ein eben ſolches Wiſſen als das jener Ora- kel oder des Looſes; nur daſs der das Orakel oder Loos befragt, damit die ſittliche Geſinnung der Gleich- gültigkeit gegen das Zufällige ausdrückt, da jenes hin- gegen das an ſich zufällige als weſentliches Intereſſe ſeines Denkens und Wiſſens behandelt. Das höhere als beyde aber iſt zwar die Ueberlegung, zum Orakel des zu- falligen Thuns zu machen, aber dieſe überlegte Hand lung selbſt wegen ihrer Seite der Beziehung auf das Be-
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ihm nicht mehr eine fremde, ſondern die eigne. Wie,
jener Weiſe des Alterthums, was gut und schön ſey
in ſeinem eignen Denkenſuchte, dagegen den ſchlech-
ten zufälligen Inhalt des Wiſſens, ob es ihm gut ſey
mit dieſem oder jenem umzugehen, oder einem Be-
kannten gut, dieſe Reiſe zu machen und dergleichen
bedeutungsloſe Dinge, dem Dämon zu wiſſen überlieſs,
ebenſo hohlt das allgemeine Bewuſstseyn das Wiſſen
vom Zufälligen von den Vögeln, oder von den Bäu-
men oder von der gährenden Erde, deren Dampf dem
Selbſtbewuſstseyn ſeine Beſonnenheit nimmt; denn das
Zufällige iſt das Unbeſonnene und Fremde, und das
ſittliche Bewuſstseyn läſst ſich alſo auch, wie durch
ein Würfeln, auf eine unbeſonnene und fremde Wei-
ſe darüber beſtimmen. Wenn der Einzelne durch ſei-
nen Verſtand ſich beſtimmt und mit Ueberlegung das
wählt, was ihm nützlich ſey, ſo liegt dieſer Selbſtbe-
ſtimmung die Beſtimmtheit des beſondern Charakters
zum Grunde; ſie iſt ſelbſt das Zufällige; und jenes
Wiſſen des Verſtands, was dem Einzelnen nützlich
iſt, daher ein eben ſolches Wiſſen als das jener Ora-
kel oder des Looſes; nur daſs der das Orakel oder
Loos befragt, damit die ſittliche Geſinnung der Gleich-
gültigkeit gegen das Zufällige ausdrückt, da jenes hin-
gegen das an ſich zufällige als weſentliches Intereſſe
ſeines Denkens und Wiſſens behandelt. Das höhere als
beyde aber iſt zwar die Ueberlegung, zum Orakel des zu-
falligen Thuns zu machen, aber dieſe überlegte Hand
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 663. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/772>, abgerufen am 23.11.2024.
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