aus seiner Unmittelbarkeit zum Wissen dessen zu ge- langen, was er an sich oder unmittelbar ist, und es zu erreichen, dass die Gestalt, in welcher er für sein Bewusstseyn erscheint, seinem Wesen vollkommen gleiche, und er sich anschaue, wie er ist -- In die- sem Werden ist er also selbst in bestimmten Gestal- ten, welche die Unterschiede dieser Bewegung aus- machen; zugleich hat damit die bestimmte Religion ebenso einen bestimmten wirklichen Geist. Wenn al- so dem sich wissenden Geiste überhaupt Bewusstseyn, Selbstbewusstseyn, Vernunft und Geist angehören, so gehören den bestimmten Gestalten des sich wissen- den Geistes die bestimmten Formen an, welche sich innerhalb des Bewusstseyns, Selbstbewusstseyns der Vernunft und des Geistes an jedem besonders ent- wickelten. Die bestimmte Gestalt der Religion greifft für ihren wirklichen Geist aus den Gestalten eines jeden seiner Momente diejenige heraus, welche ihr entspricht. Die Eine Bestimmtheit der Religion greifft durch alle Seiten ihres wirklichen Daseyns hindurch und drückt ihnen diss gemeinschafftliche Gepräge auf.
Auf diese Weise ordnen sich nun die Gestalten, die bis hieher auftraten, anders, als sie in ihrer Reihe erschienen, worüber vorher noch das nöthige kurz zu bemerken ist. -- In der betrachteten Reihe bil- dete sich jedes Moment, sich in sich vertiefend, zu einem Ganzen in seinem eigenthümlichen Princip aus; und das Erkennen war die Tiefe, oder der
aus seiner Unmittelbarkeit zum Wiſſen deſſen zu ge- langen, was er an sich oder unmittelbar ist, und es zu erreichen, daſs die Geſtalt, in welcher er für sein Bewuſstseyn erscheint, seinem Wesen vollkommen gleiche, und er sich anschaue, wie er ist — In die- sem Werden ist er also ſelbſt in beſtimmten Geſtal- ten, welche die Unterschiede dieser Bewegung aus- machen; zugleich hat damit die bestimmte Religion ebenso einen bestimmten wirklichen Geist. Wenn al- ſo dem sich wiſſenden Geiste überhaupt Bewuſstseyn, Selbstbewuſstseyn, Vernunft und Geist angehören, so gehören den beſtimmten Gestalten des sich wiſſen- den Geistes die beſtimmten Formen an, welche sich innerhalb des Bewuſstseyns, Selbstbewuſstſeyns der Vernunft und des Geistes an jedem besonders ent- wickelten. Die beſtimmte Gestalt der Religion greifft für ihren wirklichen Geist aus den Gestalten eines jeden seiner Momente diejenige heraus, welche ihr entspricht. Die Eine Bestimmtheit der Religion greifft durch alle Seiten ihres wirklichen Daseyns hindurch und drückt ihnen diſs gemeinschafftliche Gepräge auf.
Auf diese Weise ordnen sich nun die Gestalten, die bis hieher auftraten, anders, als sie in ihrer Reihe erschienen, worüber vorher noch das nöthige kurz zu bemerken ist. — In der betrachteten Reihe bil- dete sich jedes Moment, sich in sich vertiefend, zu einem Ganzen in ſeinem eigenthümlichen Princip aus; und das Erkennen war die Tiefe, oder der
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aus seiner Unmittelbarkeit zum Wiſſen deſſen zu ge-
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zu erreichen, daſs die Geſtalt, in welcher er für sein
Bewuſstseyn erscheint, seinem Wesen vollkommen
gleiche, und er sich anschaue, wie er ist — In die-
sem Werden ist er also ſelbſt in beſtimmten Geſtal-
ten, welche die Unterschiede dieser Bewegung aus-
machen; zugleich hat damit die bestimmte Religion
ebenso einen bestimmten wirklichen Geist. Wenn al-
ſo dem sich wiſſenden Geiste überhaupt Bewuſstseyn,
Selbstbewuſstseyn, Vernunft und Geist angehören,
so gehören den beſtimmten Gestalten des sich wiſſen-
den Geistes die beſtimmten Formen an, welche sich
innerhalb des Bewuſstseyns, Selbstbewuſstſeyns der
Vernunft und des Geistes an jedem besonders ent-
wickelten. Die beſtimmte Gestalt der Religion greifft
für ihren wirklichen Geist aus den Gestalten eines
jeden seiner Momente diejenige heraus, welche ihr
entspricht. Die Eine Bestimmtheit der Religion
greifft durch alle Seiten ihres wirklichen Daseyns
hindurch und drückt ihnen diſs gemeinschafftliche
Gepräge auf.
Auf diese Weise ordnen sich nun die Gestalten,
die bis hieher auftraten, anders, als sie in ihrer Reihe
erschienen, worüber vorher noch das nöthige kurz
zu bemerken ist. — In der betrachteten Reihe bil-
dete sich jedes Moment, sich in sich vertiefend, zu
einem Ganzen in ſeinem eigenthümlichen Princip
aus; und das Erkennen war die Tiefe, oder der
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 632. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/741>, abgerufen am 22.11.2024.
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