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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807.

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chem darstellt. Fürs andre vereinigt jenes auch
diese beyden besondern Bewegungen. Das innre
Entstehen oder das Werden der Substanz ist un-
getrennt Uebergehen in das Aeussere oder in
das Daseyn, Seyn für anderes; und umgekehrt
ist das Werden des Daseyns das sich Zurück-
nehmen ins Wesen. Die Bewegung ist so der
gedoppelte Process und Werden des Ganzen,
dass zugleich ein jedes das andre setzt und jedes
darum auch beyde als zwey Ansichten an ihm
hat; sie zusammen machen dadurch das Ganze,
dass sie sich selbst auflösen und zu seinen Mo-
menten machen.

Im mathematischen Erkennen ist die Ein-
sicht ein für die Sache äusserliches Thun; es
folgt daraus, dass die wahre Sache dadurch
verändert wird. Das Mittel, Construction und
Beweis, enthält daher wohl wahre Sätze; aber
ebensosehr muss gesagt werden, dass der Inhalt
falsch ist. Das Dreyeck wird in dem obigen
Beyspiele zerrissen, und seine Theile zu andern
Figuren, die die Construction an ihm entstehen
lässt, geschlagen. Erst am Ende wird das Dreyeck
wieder hergestellt, um das es eigentlich zu thun
ist, das im Fortgange aus den Augen verloren
wurde, und nur in Stücken, die andern Ganzen
angehörten, vorkam. -- Hier sehen wir also

chem darſtellt. Fürs andre vereinigt jenes auch
dieſe beyden beſondern Bewegungen. Das innre
Entſtehen oder das Werden der Subſtanz iſt un-
getrennt Uebergehen in das Aeuſſere oder in
das Daſeyn, Seyn für anderes; und umgekehrt
iſt das Werden des Daſeyns das ſich Zurück-
nehmen ins Weſen. Die Bewegung iſt ſo der
gedoppelte Proceſs und Werden des Ganzen,
daſs zugleich ein jedes das andre ſetzt und jedes
darum auch beyde als zwey Anſichten an ihm
hat; ſie zuſammen machen dadurch das Ganze,
daſs ſie ſich ſelbſt auflöſen und zu ſeinen Mo-
menten machen.

Im mathematiſchen Erkennen iſt die Ein-
ſicht ein für die Sache äuſſerliches Thun; es
folgt daraus, daſs die wahre Sache dadurch
verändert wird. Das Mittel, Conſtruction und
Beweis, enthält daher wohl wahre Sätze; aber
ebenſoſehr muſs geſagt werden, daſs der Inhalt
falſch iſt. Das Dreyeck wird in dem obigen
Beyſpiele zerriſſen, und ſeine Theile zu andern
Figuren, die die Conſtruction an ihm entſtehen
läſst, geſchlagen. Erſt am Ende wird das Dreyeck
wieder hergeſtellt, um das es eigentlich zu thun
iſt, das im Fortgange aus den Augen verloren
wurde, und nur in Stücken, die andern Ganzen
angehörten, vorkam. — Hier ſehen wir alſo

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[L/0065] chem darſtellt. Fürs andre vereinigt jenes auch dieſe beyden beſondern Bewegungen. Das innre Entſtehen oder das Werden der Subſtanz iſt un- getrennt Uebergehen in das Aeuſſere oder in das Daſeyn, Seyn für anderes; und umgekehrt iſt das Werden des Daſeyns das ſich Zurück- nehmen ins Weſen. Die Bewegung iſt ſo der gedoppelte Proceſs und Werden des Ganzen, daſs zugleich ein jedes das andre ſetzt und jedes darum auch beyde als zwey Anſichten an ihm hat; ſie zuſammen machen dadurch das Ganze, daſs ſie ſich ſelbſt auflöſen und zu ſeinen Mo- menten machen. Im mathematiſchen Erkennen iſt die Ein- ſicht ein für die Sache äuſſerliches Thun; es folgt daraus, daſs die wahre Sache dadurch verändert wird. Das Mittel, Conſtruction und Beweis, enthält daher wohl wahre Sätze; aber ebenſoſehr muſs geſagt werden, daſs der Inhalt falſch iſt. Das Dreyeck wird in dem obigen Beyſpiele zerriſſen, und ſeine Theile zu andern Figuren, die die Conſtruction an ihm entſtehen läſst, geſchlagen. Erſt am Ende wird das Dreyeck wieder hergeſtellt, um das es eigentlich zu thun iſt, das im Fortgange aus den Augen verloren wurde, und nur in Stücken, die andern Ganzen angehörten, vorkam. — Hier ſehen wir alſo

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Zitationshilfe: Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. L. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/65>, abgerufen am 24.11.2024.