Mächte ihre Substanz haben, so ist ihr ganzes Sy- stem, das sich durch die Theilung in Massen organi- sirte und erhielt, zusammengefallen, nachdem das ein- zelne Bewusstseyn den Gegenstand so erfasst, dass er kein anderes Wesen habe, als das Selbstbewusstseyn selbst, oder dass er absolut der Begriff ist. Was den Begriff zum seyenden Gegenstande machte, war seine Unterscheidung in abgesonderte bestehende Massen; in- dem aber der Gegenstand zum Begriffe wird, ist nichts bestehendes mehr an ihm; die Negativität hat alle seine Momente durchdrungen. Er tritt so in die Exi- stenz, dass jedes einzelne Bewusstseyn aus der Sphä- re, der es zugetheilt war, sich erhebt, nicht mehr in dieser besonderten Masse sein Wesen und sein Werk findet, sondern sein Selbst als den Begriff des Willens, alle Massen als Wesen dieses Willens er- fasst, und sich hiemit auch nur in einer Arbeit ver- wirklichen kann, welche ganze Arbeit ist. In die- ser absoluten Freyheit sind also alle Stände, welche die geistigen Wesen sind, worein sich das Ganze glie- dert, getilgt; das einzelne Bewusstseyn, das einem solchen Gliede angehörte, und in ihm wollte und vollbrachte, hat seine Schranke aufgehoben; sein Zweck ist der allgemeine Zweck, seine Sprache das allge- meine Gesetz, sein Werk das allgemeine Werk.
Der Gegenstand und der Unterschied hat hier die Be- deutung der Nützlichkeit, die Prädicat alles realen Seyns war, verloren; das Bewusstseyn fängt seine Bewegung nicht an ihm an als einem fremden, von dem aus es
Mächte ihre Subſtanz haben, ſo iſt ihr ganzes Sy- ſtem, das ſich durch die Theilung in Maſſen organi- ſirte und erhielt, zuſammengefallen, nachdem das ein- zelne Bewuſstseyn den Gegenſtand ſo erfaſst, daſs er kein anderes Weſen habe, als das Selbſtbewuſstseyn ſelbſt, oder daſs er abſolut der Begriff iſt. Was den Begriff zum ſeyenden Gegenſtande machte, war ſeine Unterſcheidung in abgeſonderte beſtehende Maſſen; in- dem aber der Gegenſtand zum Begriffe wird, iſt nichts beſtehendes mehr an ihm; die Negativität hat alle ſeine Momente durchdrungen. Er tritt ſo in die Exi- ſtenz, daſs jedes einzelne Bewuſstſeyn aus der Sphä- re, der es zugetheilt war, ſich erhebt, nicht mehr in dieſer beſonderten Maſſe ſein Weſen und ſein Werk findet, ſondern ſein Selbſt als den Begriff des Willens, alle Maſſen als Weſen dieſes Willens er- faſst, und ſich hiemit auch nur in einer Arbeit ver- wirklichen kann, welche ganze Arbeit iſt. In die- ſer abſoluten Freyheit ſind alſo alle Stände, welche die geiſtigen Weſen ſind, worein ſich das Ganze glie- dert, getilgt; das einzelne Bewuſstſeyn, das einem ſolchen Gliede angehörte, und in ihm wollte und vollbrachte, hat ſeine Schranke aufgehoben; ſein Zweck iſt der allgemeine Zweck, ſeine Sprache das allge- meine Geſetz, ſein Werk das allgemeine Werk.
Der Gegenſtand und der Unterſchied hat hier die Be- deutung der Nützlichkeit, die Prädicat alles realen Seyns war, verloren; das Bewuſstseyn fängt ſeine Bewegung nicht an ihm an als einem fremden, von dem aus es
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Mächte ihre Subſtanz haben, ſo iſt ihr ganzes Sy-
ſtem, das ſich durch die Theilung in Maſſen organi-
ſirte und erhielt, zuſammengefallen, nachdem das ein-
zelne Bewuſstseyn den Gegenſtand ſo erfaſst, daſs er
kein anderes Weſen habe, als das Selbſtbewuſstseyn
ſelbſt, oder daſs er abſolut der Begriff iſt. Was den
Begriff zum ſeyenden Gegenſtande machte, war ſeine
Unterſcheidung in abgeſonderte beſtehende Maſſen; in-
dem aber der Gegenſtand zum Begriffe wird, iſt nichts
beſtehendes mehr an ihm; die Negativität hat alle
ſeine Momente durchdrungen. Er tritt ſo in die Exi-
ſtenz, daſs jedes einzelne Bewuſstſeyn aus der Sphä-
re, der es zugetheilt war, ſich erhebt, nicht mehr
in dieſer beſonderten Maſſe ſein Weſen und ſein
Werk findet, ſondern ſein Selbſt als den Begriff des
Willens, alle Maſſen als Weſen dieſes Willens er-
faſst, und ſich hiemit auch nur in einer Arbeit ver-
wirklichen kann, welche ganze Arbeit iſt. In die-
ſer abſoluten Freyheit ſind alſo alle Stände, welche
die geiſtigen Weſen ſind, worein ſich das Ganze glie-
dert, getilgt; das einzelne Bewuſstſeyn, das einem
ſolchen Gliede angehörte, und in ihm wollte und
vollbrachte, hat ſeine Schranke aufgehoben; ſein Zweck
iſt der allgemeine Zweck, ſeine Sprache das allge-
meine Geſetz, ſein Werk das allgemeine Werk.
Der Gegenſtand und der Unterſchied hat hier die Be-
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war, verloren; das Bewuſstseyn fängt ſeine Bewegung
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 536. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/645>, abgerufen am 22.11.2024.
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