ist selbst die Bewegung jener abstracten Momente, es ist das allgemeine Selbst, das Selbst ebenso seiner als des Gegenstandes, und als allgemeines, die in sich zurückkehrende Einheit dieser Bewegung.
Hiemit ist der Geist als absolute Freyheit vorhan- den; er ist das Selbstbewusstseyn, welches sich er- fasst, dass seine Gewissheit seiner selbst, das Wesen aller geistigen Massen der realen so wie der übersinn- lichen Welt, oder umgekehrt, dass Wesen und Wirk- lichkeit das Wissen des Bewusstseyns von sich ist. -- Es ist seiner reinen Persönlichkeit und darinn aller geistigen Realität bewusst, und alle Realität ist nur geistiges; die Welt ist ihm schlechthin sein Willen, und dieser ist allgemeiner Willen. Und zwar ist er nicht der leere Gedanke des Willens, der in still- schweigende oder representirte Einwilligung gesetzt wird, sondern reell allgemeiner Willen, Willen al- ler einzelner als solcher. Denn der Willen ist an sich das Bewusstseyn der Persönlichkeit oder eines Jeden, und als dieser wahrhafte wirkliche Willen soll er seyn, als selbstbewusstes Wesen aller und jeder Persönlich- keit, so dass jeder immer ungetheilt Alles thut, und was als Thun des Ganzen auftritt, das unmittelbare und bewusste Thun eines Jeden ist.
Diese ungetheilte Substanz der absoluten Freyheit erhebt sich auf den Thron der Welt, ohne dass ir- gend eine Macht ihr Widerstand zu leisten vermöch- te. Denn indem in Wahrheit das Bewusstseyn allein das Element ist, worinn die geistigen Wesen oder
iſt ſelbſt die Bewegung jener abſtracten Momente, es iſt das allgemeine Selbſt, das Selbſt ebenſo ſeiner als des Gegenſtandes, und als allgemeines, die in ſich zurückkehrende Einheit dieſer Bewegung.
Hiemit iſt der Geiſt als abſolute Freyheit vorhan- den; er iſt das Selbstbewuſstseyn, welches ſich er- faſst, daſs ſeine Gewiſsheit ſeiner ſelbſt, das Weſen aller geiſtigen Maſſen der realen ſo wie der überſinn- lichen Welt, oder umgekehrt, daſs Weſen und Wirk- lichkeit das Wiſſen des Bewuſstseyns von ſich iſt. — Es iſt ſeiner reinen Perſönlichkeit und darinn aller geiſtigen Realität bewuſst, und alle Realität iſt nur geiſtiges; die Welt iſt ihm ſchlechthin ſein Willen, und dieſer iſt allgemeiner Willen. Und zwar iſt er nicht der leere Gedanke des Willens, der in ſtill- ſchweigende oder repreſentirte Einwilligung geſetzt wird, ſondern reell allgemeiner Willen, Willen al- ler einzelner als ſolcher. Denn der Willen iſt an ſich das Bewuſstſeyn der Perſönlichkeit oder eines Jeden, und als dieſer wahrhafte wirkliche Willen ſoll er ſeyn, als ſelbſtbewuſstes Weſen aller und jeder Perſönlich- keit, ſo daſs jeder immer ungetheilt Alles thut, und was als Thun des Ganzen auftritt, das unmittelbare und bewuſste Thun eines Jeden iſt.
Dieſe ungetheilte Subſtanz der abſoluten Freyheit erhebt ſich auf den Thron der Welt, ohne daſs ir- gend eine Macht ihr Widerſtand zu leiſten vermöch- te. Denn indem in Wahrheit das Bewuſstseyn allein das Element iſt, worinn die geiſtigen Weſen oder
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iſt ſelbſt die Bewegung jener abſtracten Momente,
es iſt das allgemeine Selbſt, das Selbſt ebenſo ſeiner
als des Gegenſtandes, und als allgemeines, die in ſich
zurückkehrende Einheit dieſer Bewegung.
Hiemit iſt der Geiſt als abſolute Freyheit vorhan-
den; er iſt das Selbstbewuſstseyn, welches ſich er-
faſst, daſs ſeine Gewiſsheit ſeiner ſelbſt, das Weſen
aller geiſtigen Maſſen der realen ſo wie der überſinn-
lichen Welt, oder umgekehrt, daſs Weſen und Wirk-
lichkeit das Wiſſen des Bewuſstseyns von ſich iſt. —
Es iſt ſeiner reinen Perſönlichkeit und darinn aller
geiſtigen Realität bewuſst, und alle Realität iſt nur
geiſtiges; die Welt iſt ihm ſchlechthin ſein Willen,
und dieſer iſt allgemeiner Willen. Und zwar iſt er
nicht der leere Gedanke des Willens, der in ſtill-
ſchweigende oder repreſentirte Einwilligung geſetzt
wird, ſondern reell allgemeiner Willen, Willen al-
ler einzelner als ſolcher. Denn der Willen iſt an ſich
das Bewuſstſeyn der Perſönlichkeit oder eines Jeden,
und als dieſer wahrhafte wirkliche Willen ſoll er ſeyn,
als ſelbſtbewuſstes Weſen aller und jeder Perſönlich-
keit, ſo daſs jeder immer ungetheilt Alles thut, und
was als Thun des Ganzen auftritt, das unmittelbare
und bewuſste Thun eines Jeden iſt.
Dieſe ungetheilte Subſtanz der abſoluten Freyheit
erhebt ſich auf den Thron der Welt, ohne daſs ir-
gend eine Macht ihr Widerſtand zu leiſten vermöch-
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das Element iſt, worinn die geiſtigen Weſen oder
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 535. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/644>, abgerufen am 22.11.2024.
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