sey. -- In der reinen Einsicht hingegen hat der Uebergang des reinen Denkens ins Bewusstseyn die entgegengesetzte Bestimmung; die Gegenständlichkeit hat die Bedeutung eines nur negativen, sich aufhe- benden und in das Selbst zurückkehrenden Inhalts, d. h. nur das Selbst ist sich eigentlich der Gegen- stand, oder der Gegenstand hat nur Wahrheit, in- sofern er die Form des Selbsts hat.
Wie der Glauben und die reine Einsicht ge- meinschafftlich dem Elemente des reinen Bewusst- seyns angehören, so sind sie auch gemeinschafftlich die Rückkehr aus der wirklichen Welt der Bildung. Sie bieten sich daher nach drey Seiten dar. Das einemal ist jedes ausser allem Verhältnisse an und für sich; das andremal bezieht jedes sich auf die wirk- liche dem reinen Bewusstseyn entgegengesetzte Welt, und zum dritten bezieht sich jedes innerhalb des reinen Bewusstseyns auf das andre.
Die Seite des an und für sich seyns im glaubenden Bewusstseyn ist sein absoluter Gegenstand, dessen In- halt und Bestimmung sich ergeben hat. Denn er ist nach dem Begriffe des Glaubens nichts anders als die in die Allgemeinheit des reinen Bewusstseyns erhobne reale Welt. Die Gegliederung der letztern macht daher auch die Organisation der erstern aus, nur dass die Theile in dieser in ihrer Begeistung sich nicht entfremden, sondern an und für sich seyende Wesen, in sich zurückgekehrte und bey sich selbst bleibende Geister sind. -- Die Bewegung
ſey. — In der reinen Einsicht hingegen hat der Uebergang des reinen Denkens ins Bewuſstſeyn die entgegengeſetzte Beſtimmung; die Gegenſtändlichkeit hat die Bedeutung eines nur negativen, sich aufhe- benden und in das Selbſt zurückkehrenden Inhalts, d. h. nur das Selbſt ist sich eigentlich der Gegen- ſtand, oder der Gegenſtand hat nur Wahrheit, in- ſofern er die Form des Selbſts hat.
Wie der Glauben und die reine Einsicht ge- meinſchafftlich dem Elemente des reinen Bewuſst- ſeyns angehören, so sind sie auch gemeinſchafftlich die Rückkehr aus der wirklichen Welt der Bildung. Sie bieten sich daher nach drey Seiten dar. Das einemal ist jedes auſſer allem Verhältniſſe an und für sich; das andremal bezieht jedes sich auf die wirk- liche dem reinen Bewuſstseyn entgegengeſetzte Welt, und zum dritten bezieht sich jedes innerhalb des reinen Bewuſstseyns auf das andre.
Die Seite des an und für sich seyns im glaubenden Bewuſstseyn ist sein abſoluter Gegenſtand, deſſen In- halt und Beſtimmung sich ergeben hat. Denn er ist nach dem Begriffe des Glaubens nichts anders als die in die Allgemeinheit des reinen Bewuſstseyns erhobne reale Welt. Die Gegliederung der letztern macht daher auch die Organiſation der erſtern aus, nur daſs die Theile in dieſer in ihrer Begeiſtung sich nicht entfremden, ſondern an und für sich seyende Weſen, in sich zurückgekehrte und bey sich ſelbſt bleibende Geiſter sind. — Die Bewegung
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ſey. — In der reinen Einsicht hingegen hat der
Uebergang des reinen Denkens ins Bewuſstſeyn die
entgegengeſetzte Beſtimmung; die Gegenſtändlichkeit
hat die Bedeutung eines nur negativen, sich aufhe-
benden und in das Selbſt zurückkehrenden Inhalts,
d. h. nur das Selbſt ist sich eigentlich der Gegen-
ſtand, oder der Gegenſtand hat nur Wahrheit, in-
ſofern er die Form des Selbſts hat.
Wie der Glauben und die reine Einsicht ge-
meinſchafftlich dem Elemente des reinen Bewuſst-
ſeyns angehören, so sind sie auch gemeinſchafftlich
die Rückkehr aus der wirklichen Welt der Bildung.
Sie bieten sich daher nach drey Seiten dar. Das
einemal ist jedes auſſer allem Verhältniſſe an und für
sich; das andremal bezieht jedes sich auf die wirk-
liche dem reinen Bewuſstseyn entgegengeſetzte Welt,
und zum dritten bezieht sich jedes innerhalb des
reinen Bewuſstseyns auf das andre.
Die Seite des an und für sich seyns im glaubenden
Bewuſstseyn ist sein abſoluter Gegenſtand, deſſen In-
halt und Beſtimmung sich ergeben hat. Denn er
ist nach dem Begriffe des Glaubens nichts anders
als die in die Allgemeinheit des reinen Bewuſstseyns
erhobne reale Welt. Die Gegliederung der letztern
macht daher auch die Organiſation der erſtern aus,
nur daſs die Theile in dieſer in ihrer Begeiſtung
sich nicht entfremden, ſondern an und für sich
seyende Weſen, in sich zurückgekehrte und bey
sich ſelbſt bleibende Geiſter sind. — Die Bewegung
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 480. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/589>, abgerufen am 22.11.2024.
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