erster Zweck ist aber sein unmittelbares abstractes Fürsichseyn, oder sich als dieses Einzelne in einem andern oder ein anderes Selbstbewusstseyn als sich anzuschauen. Die Erfahrung, was die Wahrheit dieses Zwecks ist, stellt das Selbstbewusstseyn hö- her, und es ist sich nunmehr Zweck, insofern es zugleich allgemeines ist, und das Gesetz unmittelbar an ihm hat. In der Vollbringung dieses Gesetzes seines Herzens erfährt es aber, dass das einzelne We- sen hiebey sich nicht erhalten, sondern das Gute nur durch die Aufopferung desselben ausgeführt werden kann, und es wird zur Tugend. Die Er- fahrung, welche sie macht, kann keine andre seyn, als dass ihr Zweck an sich schon ausgeführt ist, das Glück unmittelbar im Thun selbst sich findet, und das Thun selbst das Gute ist. Der Begriff die- ser ganzen Sphäre, dass die Dingheit das Fürsich- seyn des Geistes selbst ist, wird in ihrer Bewegung für das Selbstbewusstseyn. Indem es ihn gefunden, ist es sich also Realität als unmittelbar sich aus- sprechende Individualität, die keinen Widerstand an einer entgegengesetzten Wirklichkeit mehr fin- det, und der nur diss Aussprechen selbst Gegen- stand und Zweck ist.
erster Zweck ist aber sein unmittelbares abstractes Fürsichseyn, oder sich als dieses Einzelne in einem andern oder ein anderes Selbstbewuſstseyn als sich anzuschauen. Die Erfahrung, was die Wahrheit dieses Zwecks ist, stellt das Selbstbewuſstseyn hö- her, und es ist sich nunmehr Zweck, insofern es zugleich allgemeines ist, und das Gesetz unmittelbar an ihm hat. In der Vollbringung dieses Gesetzes seines Herzens erfährt es aber, daſs das einzelne We- sen hiebey sich nicht erhalten, sondern das Gute nur durch die Aufopferung desselben ausgeführt werden kann, und es wird zur Tugend. Die Er- fahrung, welche sie macht, kann keine andre seyn, als daſs ihr Zweck an sich schon ausgeführt ist, das Glück unmittelbar im Thun selbst sich findet, und das Thun selbst das Gute ist. Der Begriff die- ser ganzen Sphäre, daſs die Dingheit das Fürsich- seyn des Geistes selbst ist, wird in ihrer Bewegung für das Selbstbewuſstseyn. Indem es ihn gefunden, ist es sich also Realität als unmittelbar sich aus- sprechende Individualität, die keinen Widerstand an einer entgegengesetzten Wirklichkeit mehr fin- det, und der nur diſs Aussprechen selbst Gegen- stand und Zweck ist.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0406"n="297"/>
erster Zweck ist aber sein <hirendition="#i">unmittelbares</hi> abstractes<lb/><hirendition="#i">Fürsichseyn</hi>, oder sich als <hirendition="#i">dieses Einzelne</hi> in einem<lb/>
andern oder ein anderes Selbstbewuſstseyn als sich<lb/>
anzuschauen. Die Erfahrung, was die Wahrheit<lb/>
dieses Zwecks ist, stellt das Selbstbewuſstseyn hö-<lb/>
her, und es ist sich nunmehr Zweck, insofern es<lb/>
zugleich <hirendition="#i">allgemeines</hi> ist, und das <hirendition="#i">Gesetz unmittelbar</hi><lb/>
an ihm hat. In der Vollbringung dieses <hirendition="#i">Gesetzes</hi><lb/>
seines <hirendition="#i">Herzens</hi> erfährt es aber, daſs das <hirendition="#i">einzelne</hi> We-<lb/>
sen hiebey sich nicht erhalten, sondern das Gute<lb/>
nur durch die Aufopferung desselben ausgeführt<lb/>
werden kann, und es wird zur <hirendition="#i">Tugend</hi>. Die Er-<lb/>
fahrung, welche sie macht, kann keine andre seyn,<lb/>
als daſs ihr Zweck an sich schon ausgeführt ist,<lb/>
das Glück unmittelbar im Thun selbst sich findet,<lb/>
und das Thun selbst das Gute ist. Der Begriff die-<lb/>
ser ganzen Sphäre, daſs die Dingheit das <hirendition="#i">Fürsich-<lb/>
seyn</hi> des Geistes selbst ist, wird in ihrer Bewegung<lb/>
für das Selbstbewuſstseyn. Indem es ihn gefunden,<lb/>
ist es sich also Realität als unmittelbar sich aus-<lb/>
sprechende Individualität, die keinen Widerstand<lb/>
an einer entgegengesetzten Wirklichkeit mehr fin-<lb/>
det, und der nur diſs Aussprechen selbst Gegen-<lb/>
stand und Zweck ist.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></div></div></body></text></TEI>
[297/0406]
erster Zweck ist aber sein unmittelbares abstractes
Fürsichseyn, oder sich als dieses Einzelne in einem
andern oder ein anderes Selbstbewuſstseyn als sich
anzuschauen. Die Erfahrung, was die Wahrheit
dieses Zwecks ist, stellt das Selbstbewuſstseyn hö-
her, und es ist sich nunmehr Zweck, insofern es
zugleich allgemeines ist, und das Gesetz unmittelbar
an ihm hat. In der Vollbringung dieses Gesetzes
seines Herzens erfährt es aber, daſs das einzelne We-
sen hiebey sich nicht erhalten, sondern das Gute
nur durch die Aufopferung desselben ausgeführt
werden kann, und es wird zur Tugend. Die Er-
fahrung, welche sie macht, kann keine andre seyn,
als daſs ihr Zweck an sich schon ausgeführt ist,
das Glück unmittelbar im Thun selbst sich findet,
und das Thun selbst das Gute ist. Der Begriff die-
ser ganzen Sphäre, daſs die Dingheit das Fürsich-
seyn des Geistes selbst ist, wird in ihrer Bewegung
für das Selbstbewuſstseyn. Indem es ihn gefunden,
ist es sich also Realität als unmittelbar sich aus-
sprechende Individualität, die keinen Widerstand
an einer entgegengesetzten Wirklichkeit mehr fin-
det, und der nur diſs Aussprechen selbst Gegen-
stand und Zweck ist.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/406>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.