als gebildete Vernunft, die sich zu dem gemacht hat, was sie an sich ist. Diss erst ist ihre Wirklichkeit. Aber diss Resultat ist selbst ein- fache Unmittelbarkeit, denn es ist die selbstbe- wusste Freyheit, die in sich selbst ruht, und den Gegensatz nicht auf die Seite gebracht hat und ihn da liegen lässt, sondern mit ihm ver- söhnt ist.
Das Gesagte kann auch so ausgedrückt werden, dass die Vernunft das zweckmässige Thun ist. Die Erhebung der vermeinten Na- tur über das miskannte Denken, und zu- nächst die Verbannung der äussern Zweckmässig- keit hat die Form des Zwecks überhaupt in Misskredit gebracht. Allein, wie auch Aristo- teles die Natur als das zweckmässige Thun be- stimmt, der Zweck ist das Unmittelbare, das Ruhende, welches selbst bewegend, oder Sub- ject ist. Seine abstracte Krafft zu bewegen ist das Fürsichseyn oder die reine Negativität. Das Resultat ist nur darum dasselbe, was der An- fang, weil der Anfang Zweck ist; -- oder das Wirkliche ist nur darum dasselbe, was sein Be- griff, weil das Unmittelbare als Zweck das Selbst oder die reine Wirklichkeit in ihm selbst hat. Der ausgeführte Zweck oder das daseyen- de Wirkliche ist die Bewegung und das entfaltete
als gebildete Vernunft, die ſich zu dem gemacht hat, was ſie an ſich iſt. Diſs erſt iſt ihre Wirklichkeit. Aber diſs Reſultat iſt ſelbſt ein- fache Unmittelbarkeit, denn es iſt die ſelbſtbe- wuſste Freyheit, die in ſich ſelbſt ruht, und den Gegenſatz nicht auf die Seite gebracht hat und ihn da liegen läſst, ſondern mit ihm ver- ſöhnt iſt.
Das Geſagte kann auch ſo ausgedrückt werden, daſs die Vernunft das zweckmäſsige Thun iſt. Die Erhebung der vermeinten Na- tur über das miskannte Denken, und zu- nächſt die Verbannung der äuſſern Zweckmäſsig- keit hat die Form des Zwecks überhaupt in Miſskredit gebracht. Allein, wie auch Ariſto- teles die Natur als das zweckmäſsige Thun be- ſtimmt, der Zweck iſt das Unmittelbare, das Ruhende, welches ſelbſt bewegend, oder Sub- ject iſt. Seine abſtracte Krafft zu bewegen iſt das Fürſichſeyn oder die reine Negativität. Das Reſultat iſt nur darum daſſelbe, was der An- fang, weil der Anfang Zweck iſt; — oder das Wirkliche iſt nur darum daſſelbe, was ſein Be- griff, weil das Unmittelbare als Zweck das Selbſt oder die reine Wirklichkeit in ihm ſelbſt hat. Der ausgeführte Zweck oder das daſeyen- de Wirkliche iſt die Bewegung und das entfaltete
<TEI><text><front><divn="1"><p><pbfacs="#f0040"n="XXV"/>
als gebildete Vernunft, die ſich zu dem <hirendition="#i">gemacht</hi><lb/>
hat, was ſie <hirendition="#i">an ſich</hi> iſt. Diſs erſt iſt ihre<lb/>
Wirklichkeit. Aber diſs Reſultat iſt ſelbſt ein-<lb/>
fache Unmittelbarkeit, denn es iſt die ſelbſtbe-<lb/>
wuſste Freyheit, die in ſich ſelbſt ruht, und<lb/>
den Gegenſatz nicht auf die Seite gebracht hat<lb/>
und ihn da liegen läſst, ſondern mit ihm ver-<lb/>ſöhnt iſt.</p><lb/><p>Das Geſagte kann auch ſo ausgedrückt<lb/>
werden, daſs die Vernunft das <hirendition="#i">zweckmäſsige<lb/>
Thun</hi> iſt. Die Erhebung der vermeinten Na-<lb/>
tur über das miskannte Denken, und zu-<lb/>
nächſt die Verbannung der äuſſern Zweckmäſsig-<lb/>
keit hat die Form des <hirendition="#i">Zwecks</hi> überhaupt in<lb/>
Miſskredit gebracht. Allein, wie auch Ariſto-<lb/>
teles die Natur als das zweckmäſsige Thun be-<lb/>ſtimmt, der Zweck iſt das Unmittelbare, das<lb/>
Ruhende, welches ſelbſt bewegend, oder Sub-<lb/>
ject iſt. Seine abſtracte Krafft zu bewegen iſt<lb/>
das <hirendition="#i">Fürſichſeyn</hi> oder die reine Negativität. Das<lb/>
Reſultat iſt nur darum daſſelbe, was der An-<lb/>
fang, weil der Anfang Zweck iſt; — oder das<lb/>
Wirkliche iſt nur darum daſſelbe, was ſein Be-<lb/>
griff, weil das Unmittelbare als Zweck das<lb/>
Selbſt oder die reine Wirklichkeit in ihm ſelbſt<lb/>
hat. Der ausgeführte Zweck oder das daſeyen-<lb/>
de Wirkliche iſt die Bewegung und das entfaltete<lb/></p></div></front></text></TEI>
[XXV/0040]
als gebildete Vernunft, die ſich zu dem gemacht
hat, was ſie an ſich iſt. Diſs erſt iſt ihre
Wirklichkeit. Aber diſs Reſultat iſt ſelbſt ein-
fache Unmittelbarkeit, denn es iſt die ſelbſtbe-
wuſste Freyheit, die in ſich ſelbſt ruht, und
den Gegenſatz nicht auf die Seite gebracht hat
und ihn da liegen läſst, ſondern mit ihm ver-
ſöhnt iſt.
Das Geſagte kann auch ſo ausgedrückt
werden, daſs die Vernunft das zweckmäſsige
Thun iſt. Die Erhebung der vermeinten Na-
tur über das miskannte Denken, und zu-
nächſt die Verbannung der äuſſern Zweckmäſsig-
keit hat die Form des Zwecks überhaupt in
Miſskredit gebracht. Allein, wie auch Ariſto-
teles die Natur als das zweckmäſsige Thun be-
ſtimmt, der Zweck iſt das Unmittelbare, das
Ruhende, welches ſelbſt bewegend, oder Sub-
ject iſt. Seine abſtracte Krafft zu bewegen iſt
das Fürſichſeyn oder die reine Negativität. Das
Reſultat iſt nur darum daſſelbe, was der An-
fang, weil der Anfang Zweck iſt; — oder das
Wirkliche iſt nur darum daſſelbe, was ſein Be-
griff, weil das Unmittelbare als Zweck das
Selbſt oder die reine Wirklichkeit in ihm ſelbſt
hat. Der ausgeführte Zweck oder das daſeyen-
de Wirkliche iſt die Bewegung und das entfaltete
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. XXV. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/40>, abgerufen am 28.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.