B. Die Verwirklichung des vernünftigen Selbstbewusstseyns durch sich selbst.
Das Selbstbewusstseyn fand das Ding als sich, und sich als Ding; d, h. es ist für es, dass es ansich die gegenständliche Wirklichkeit ist. Es ist nicht mehr die unmittelbare Gewissheit, alle Realität zu seyn; sondern eine solche, für welche das Unmittelbare überhaupt die Form eines aufgehobenen hat, so dass seine Gegenständlichkeit nur noch als Oberfläche gilt, deren Inneres und Wesen es selbst ist. -- Der Gegenstand, auf welchen es sich positiv bezieht, ist daher ein Selbstbewusstseyn; er ist in der Form der Dingheit, d. h. er ist selbstständig; aber es hat die Gewissheit, dass dieser selbstständige Gegenstand kein fremdes für es ist; es weiss hiemit, dass es an sich von ihm anerkannt ist; es ist der Geist, der die Gewissheit hat in der Verdopplung seines Selbst- bewusstseyns und in der Selbstständigkeit beyder seine Einheit mit sich selbst zu haben. Diese Ge- wissheit hat sich ihm nun zur Wahrheit zu erhe- ben; was ihm gilt, dass es an sich und in seiner in-
B. Die Verwirklichung des vernünftigen Selbstbewuſstseyns durch sich selbst.
Das Selbstbewuſstseyn fand das Ding als sich, und sich als Ding; d, h. es ist für es, daſs es ansich die gegenständliche Wirklichkeit ist. Es ist nicht mehr die unmittelbare Gewiſsheit, alle Realität zu seyn; sondern eine solche, für welche das Unmittelbare überhaupt die Form eines aufgehobenen hat, so daſs seine Gegenständlichkeit nur noch als Oberfläche gilt, deren Inneres und Wesen es selbst ist. — Der Gegenstand, auf welchen es sich positiv bezieht, ist daher ein Selbstbewuſstseyn; er ist in der Form der Dingheit, d. h. er ist selbstständig; aber es hat die Gewiſsheit, daſs dieser selbstständige Gegenstand kein fremdes für es ist; es weiſs hiemit, daſs es an sich von ihm anerkannt ist; es ist der Geist, der die Gewiſsheit hat in der Verdopplung seines Selbst- bewuſstseyns und in der Selbstständigkeit beyder seine Einheit mit sich selbst zu haben. Diese Ge- wiſsheit hat sich ihm nun zur Wahrheit zu erhe- ben; was ihm gilt, daſs es an sich und in seiner in-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0396"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="3"><head>B.<lb/>
Die Verwirklichung<lb/>
des vernünftigen Selbstbewuſstseyns<lb/>
durch sich selbst.</head><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p><hirendition="#in">D</hi>as Selbstbewuſstseyn fand das Ding als sich, und<lb/>
sich als Ding; d, h. <hirendition="#i">es ist für es</hi>, daſs es <hirendition="#i">ansich</hi> die<lb/>
gegenständliche Wirklichkeit ist. Es ist nicht mehr<lb/>
die <hirendition="#i">unmittelbare</hi> Gewiſsheit, alle Realität zu seyn;<lb/>
sondern eine solche, für welche das Unmittelbare<lb/>
überhaupt die Form eines aufgehobenen hat, so<lb/>
daſs seine <hirendition="#i">Gegenständlichkeit</hi> nur noch als Oberfläche<lb/>
gilt, deren Inneres und Wesen <hirendition="#i">es selbst</hi> ist. — Der<lb/>
Gegenstand, auf welchen es sich positiv bezieht, ist<lb/>
daher ein Selbstbewuſstseyn; er ist in der Form der<lb/>
Dingheit, d. h. er ist <hirendition="#i">selbstständig</hi>; aber es hat die<lb/>
Gewiſsheit, daſs dieser selbstständige Gegenstand<lb/>
kein fremdes für es ist; es weiſs hiemit, daſs es<lb/><hirendition="#i">an sich</hi> von ihm anerkannt ist; es ist der <hirendition="#i">Geist</hi>, der<lb/>
die Gewiſsheit hat in der Verdopplung seines Selbst-<lb/>
bewuſstseyns und in der Selbstständigkeit beyder<lb/>
seine Einheit mit sich selbst zu haben. Diese Ge-<lb/>
wiſsheit hat sich ihm nun zur Wahrheit zu erhe-<lb/>
ben; was ihm gilt, daſs es <hirendition="#i">an sich</hi> und in seiner <hirendition="#i">in-<lb/></hi></p></div></div></div></body></text></TEI>
[0396]
B.
Die Verwirklichung
des vernünftigen Selbstbewuſstseyns
durch sich selbst.
Das Selbstbewuſstseyn fand das Ding als sich, und
sich als Ding; d, h. es ist für es, daſs es ansich die
gegenständliche Wirklichkeit ist. Es ist nicht mehr
die unmittelbare Gewiſsheit, alle Realität zu seyn;
sondern eine solche, für welche das Unmittelbare
überhaupt die Form eines aufgehobenen hat, so
daſs seine Gegenständlichkeit nur noch als Oberfläche
gilt, deren Inneres und Wesen es selbst ist. — Der
Gegenstand, auf welchen es sich positiv bezieht, ist
daher ein Selbstbewuſstseyn; er ist in der Form der
Dingheit, d. h. er ist selbstständig; aber es hat die
Gewiſsheit, daſs dieser selbstständige Gegenstand
kein fremdes für es ist; es weiſs hiemit, daſs es
an sich von ihm anerkannt ist; es ist der Geist, der
die Gewiſsheit hat in der Verdopplung seines Selbst-
bewuſstseyns und in der Selbstständigkeit beyder
seine Einheit mit sich selbst zu haben. Diese Ge-
wiſsheit hat sich ihm nun zur Wahrheit zu erhe-
ben; was ihm gilt, daſs es an sich und in seiner in-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/396>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.