Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807.

Bild:
<< vorherige Seite

nur ist die Nothwendigkeit dieser Beziehung; die
Beobachtung rückt ihm daher näher auf den Leib,
und vergleicht seine wollende und thuende Wirk-
lichkeit mit seiner in sich reflectirten und betrach-
tenden Wirklichkeit, die selbst gegenständlich ist.
Dieses Aeussre, ob zwar eine Sprache des Indivi-
duums, die es an ihm selbst hat, ist zugleich als
Zeichen etwas gleichgültiges gegen den Inhalt, den
es bezeichnen sollte, so wie das, welches sich das
Zeichen setzt, gleichgültig gegen dieses.

Von dieser wandelbaren Sprache geht darum
die Beobachtung endlich zum festen Seyn zurück,
und spricht ihrem Begriffe nach aus, dass die Aeus-
serlichkeit, nicht als Organ, auch nicht als Sprache
und Zeichen, sondern als todes Ding die äussere
und unmittelbare Wirklichkeit des Geistes sey.
Was von der allerersten Beobachtung der unorga-
nischen Natur aufgehoben wurde, dass nemlich der
Begriff als Ding vorhanden seyn sollte, stellt diese
letzte Weise so her, dass sie die Wirklichkeit des
Geistes selbst zu einem Dinge macht, oder umge-
kehrt ausgedrückt, dem toden Seyn die Bedeutung
des Geistes giebt. -- Die Beobachtung ist damit da-
zu gekommen, es auszusprechen, was unser Begriff
von ihr war, dass nemlich die Gewissheit der Ver-
nunft sich selbst als gegenständliche Wirklichkeit
sucht. -- Man meynt zwar dabey wohl nicht, dass
der Geist, der von einem Schädel vorgestellt wird,
als Ding ausgesprochen werde; es soll kein Mate-

nur ist die Nothwendigkeit dieser Beziehung; die
Beobachtung rückt ihm daher näher auf den Leib,
und vergleicht seine wollende und thuende Wirk-
lichkeit mit seiner in sich reflectirten und betrach-
tenden Wirklichkeit, die selbst gegenständlich ist.
Dieses Aeuſsre, ob zwar eine Sprache des Indivi-
duums, die es an ihm selbst hat, ist zugleich als
Zeichen etwas gleichgültiges gegen den Inhalt, den
es bezeichnen sollte, so wie das, welches sich das
Zeichen setzt, gleichgültig gegen dieses.

Von dieser wandelbaren Sprache geht darum
die Beobachtung endlich zum festen Seyn zurück,
und spricht ihrem Begriffe nach aus, daſs die Aeus-
serlichkeit, nicht als Organ, auch nicht als Sprache
und Zeichen, sondern als todes Ding die äuſsere
und unmittelbare Wirklichkeit des Geistes sey.
Was von der allerersten Beobachtung der unorga-
nischen Natur aufgehoben wurde, daſs nemlich der
Begriff als Ding vorhanden seyn sollte, stellt diese
letzte Weise so her, daſs sie die Wirklichkeit des
Geistes selbst zu einem Dinge macht, oder umge-
kehrt ausgedrückt, dem toden Seyn die Bedeutung
des Geistes giebt. — Die Beobachtung ist damit da-
zu gekommen, es auszusprechen, was unser Begriff
von ihr war, daſs nemlich die Gewiſsheit der Ver-
nunft sich selbst als gegenständliche Wirklichkeit
sucht. — Man meynt zwar dabey wohl nicht, daſs
der Geist, der von einem Schädel vorgestellt wird,
als Ding ausgesprochen werde; es soll kein Mate-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0390" n="281"/>
nur ist die Nothwendigkeit dieser Beziehung; die<lb/>
Beobachtung rückt ihm daher näher auf den Leib,<lb/>
und vergleicht seine wollende und thuende Wirk-<lb/>
lichkeit mit seiner in sich reflectirten und betrach-<lb/>
tenden Wirklichkeit, die selbst gegenständlich ist.<lb/>
Dieses Aeu&#x017F;sre, ob zwar eine Sprache des Indivi-<lb/>
duums, die es an ihm selbst hat, ist zugleich als<lb/>
Zeichen etwas gleichgültiges gegen den Inhalt, den<lb/>
es bezeichnen sollte, so wie das, welches sich das<lb/>
Zeichen setzt, gleichgültig gegen dieses.</p><lb/>
              <p>Von dieser wandelbaren Sprache geht darum<lb/>
die Beobachtung endlich zum <hi rendition="#i">festen Seyn</hi> zurück,<lb/>
und spricht ihrem Begriffe nach aus, da&#x017F;s die Aeus-<lb/>
serlichkeit, nicht als Organ, auch nicht als Sprache<lb/>
und Zeichen, sondern als <hi rendition="#i">todes Ding</hi> die äu&#x017F;sere<lb/>
und unmittelbare Wirklichkeit des Geistes sey.<lb/>
Was von der allerersten Beobachtung der unorga-<lb/>
nischen Natur aufgehoben wurde, da&#x017F;s nemlich der<lb/>
Begriff als Ding vorhanden seyn sollte, stellt diese<lb/>
letzte Weise so her, da&#x017F;s sie die Wirklichkeit des<lb/>
Geistes selbst zu einem Dinge macht, oder umge-<lb/>
kehrt ausgedrückt, dem toden Seyn die Bedeutung<lb/>
des Geistes giebt. &#x2014; Die Beobachtung ist damit da-<lb/>
zu gekommen, es auszusprechen, was unser Begriff<lb/>
von ihr war, da&#x017F;s nemlich die Gewi&#x017F;sheit der Ver-<lb/>
nunft sich selbst als gegenständliche Wirklichkeit<lb/>
sucht. &#x2014; Man meynt zwar dabey wohl nicht, da&#x017F;s<lb/>
der Geist, der von einem Schädel vorgestellt wird,<lb/>
als Ding ausgesprochen werde; es soll kein Mate-<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[281/0390] nur ist die Nothwendigkeit dieser Beziehung; die Beobachtung rückt ihm daher näher auf den Leib, und vergleicht seine wollende und thuende Wirk- lichkeit mit seiner in sich reflectirten und betrach- tenden Wirklichkeit, die selbst gegenständlich ist. Dieses Aeuſsre, ob zwar eine Sprache des Indivi- duums, die es an ihm selbst hat, ist zugleich als Zeichen etwas gleichgültiges gegen den Inhalt, den es bezeichnen sollte, so wie das, welches sich das Zeichen setzt, gleichgültig gegen dieses. Von dieser wandelbaren Sprache geht darum die Beobachtung endlich zum festen Seyn zurück, und spricht ihrem Begriffe nach aus, daſs die Aeus- serlichkeit, nicht als Organ, auch nicht als Sprache und Zeichen, sondern als todes Ding die äuſsere und unmittelbare Wirklichkeit des Geistes sey. Was von der allerersten Beobachtung der unorga- nischen Natur aufgehoben wurde, daſs nemlich der Begriff als Ding vorhanden seyn sollte, stellt diese letzte Weise so her, daſs sie die Wirklichkeit des Geistes selbst zu einem Dinge macht, oder umge- kehrt ausgedrückt, dem toden Seyn die Bedeutung des Geistes giebt. — Die Beobachtung ist damit da- zu gekommen, es auszusprechen, was unser Begriff von ihr war, daſs nemlich die Gewiſsheit der Ver- nunft sich selbst als gegenständliche Wirklichkeit sucht. — Man meynt zwar dabey wohl nicht, daſs der Geist, der von einem Schädel vorgestellt wird, als Ding ausgesprochen werde; es soll kein Mate-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/390
Zitationshilfe: Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/390>, abgerufen am 18.05.2024.