im ganzen Reichthum der entwickelten Form; dadurch wird es erst als Wirkliches gefasst und ausgedrückt.
Das Wahre ist das Ganze. Das Ganze aber ist nur das durch seine Entwicklung sich vol- lendende Wesen. Es ist von dem Absoluten zu sagen, dass es wesentlich Resultat, dass es erst am Ende das ist, was es in Wahrheit ist; und hierin eben besteht seine Natur, Wirkliches, Subject, oder sich selbst Werden, zu seyn. So widersprechend es scheinen mag, dass das Ab- solute wesentlich als Resultat zu begreiffen sey, so stellt doch eine geringe Ueberlegung diesen Schein von Widerspruch zurecht. Der Anfang, das Princip, oder das Absolute, wie es zuerst und unmittelbar ausgesprochen wird, ist nur das Allgemeine. So wenig, wenn ich sage: alle Thiere, diss Wort für eine Zoologie gelten kann, ebenso fällt es auf, dass die Worte des Göttli- chen, Absoluten, Ewigen u. s. w. das nicht aus- sprechen, was darin enthalten ist; -- und nur solche Worte drücken in der That die Anschau- ung als das Unmittelbare aus. Was mehr ist, als ein solches Wort, der Uebergang auch nur zu einem Satze, ist ein Anderswerden, das zu- rückgenommen werden muss, ist eine Vermitt- lung. Diese aber ist das, was perhorrescirt
im ganzen Reichthum der entwickelten Form; dadurch wird es erſt als Wirkliches gefaſst und ausgedrückt.
Das Wahre iſt das Ganze. Das Ganze aber iſt nur das durch ſeine Entwicklung ſich vol- lendende Weſen. Es iſt von dem Abſoluten zu ſagen, daſs es weſentlich Reſultat, daſs es erſt am Ende das iſt, was es in Wahrheit iſt; und hierin eben beſteht ſeine Natur, Wirkliches, Subject, oder ſich ſelbſt Werden, zu ſeyn. So widerſprechend es ſcheinen mag, daſs das Ab- ſolute weſentlich als Reſultat zu begreiffen ſey, ſo ſtellt doch eine geringe Ueberlegung dieſen Schein von Widerſpruch zurecht. Der Anfang, das Princip, oder das Abſolute, wie es zuerſt und unmittelbar ausgeſprochen wird, iſt nur das Allgemeine. So wenig, wenn ich ſage: alle Thiere, diſs Wort für eine Zoologie gelten kann, ebenſo fällt es auf, daſs die Worte des Göttli- chen, Abſoluten, Ewigen u. ſ. w. das nicht aus- ſprechen, was darin enthalten iſt; — und nur ſolche Worte drücken in der That die Anſchau- ung als das Unmittelbare aus. Was mehr iſt, als ein ſolches Wort, der Uebergang auch nur zu einem Satze, iſt ein Anderswerden, das zu- rückgenommen werden muſs, iſt eine Vermitt- lung. Dieſe aber iſt das, was perhorreſcirt
<TEI><text><front><divn="1"><p><pbfacs="#f0038"n="XXIII"/>
im ganzen Reichthum der entwickelten Form;<lb/>
dadurch wird es erſt als Wirkliches gefaſst und<lb/>
ausgedrückt.</p><lb/><p>Das Wahre iſt das Ganze. Das Ganze aber<lb/>
iſt nur das durch ſeine Entwicklung ſich vol-<lb/>
lendende Weſen. Es iſt von dem Abſoluten zu<lb/>ſagen, daſs es weſentlich <hirendition="#i">Reſultat</hi>, daſs es erſt<lb/>
am <hirendition="#i">Ende</hi> das iſt, was es in Wahrheit iſt; und<lb/>
hierin eben beſteht ſeine Natur, Wirkliches,<lb/>
Subject, oder ſich ſelbſt Werden, zu ſeyn. So<lb/>
widerſprechend es ſcheinen mag, daſs das Ab-<lb/>ſolute weſentlich als Reſultat zu begreiffen ſey,<lb/>ſo ſtellt doch eine geringe Ueberlegung dieſen<lb/>
Schein von Widerſpruch zurecht. Der Anfang,<lb/>
das Princip, oder das Abſolute, wie es zuerſt<lb/>
und unmittelbar ausgeſprochen wird, iſt nur<lb/>
das Allgemeine. So wenig, wenn ich ſage: <hirendition="#i">alle</hi><lb/>
Thiere, diſs Wort für eine Zoologie gelten kann,<lb/>
ebenſo fällt es auf, daſs die Worte des Göttli-<lb/>
chen, Abſoluten, Ewigen u. ſ. w. das nicht aus-<lb/>ſprechen, was darin enthalten iſt; — und nur<lb/>ſolche Worte drücken in der That die Anſchau-<lb/>
ung als das Unmittelbare aus. Was mehr iſt,<lb/>
als ein ſolches Wort, der Uebergang auch nur<lb/>
zu einem Satze, iſt ein <hirendition="#i">Anderswerden</hi>, das zu-<lb/>
rückgenommen werden muſs, iſt eine Vermitt-<lb/>
lung. Dieſe aber iſt das, was perhorreſcirt<lb/></p></div></front></text></TEI>
[XXIII/0038]
im ganzen Reichthum der entwickelten Form;
dadurch wird es erſt als Wirkliches gefaſst und
ausgedrückt.
Das Wahre iſt das Ganze. Das Ganze aber
iſt nur das durch ſeine Entwicklung ſich vol-
lendende Weſen. Es iſt von dem Abſoluten zu
ſagen, daſs es weſentlich Reſultat, daſs es erſt
am Ende das iſt, was es in Wahrheit iſt; und
hierin eben beſteht ſeine Natur, Wirkliches,
Subject, oder ſich ſelbſt Werden, zu ſeyn. So
widerſprechend es ſcheinen mag, daſs das Ab-
ſolute weſentlich als Reſultat zu begreiffen ſey,
ſo ſtellt doch eine geringe Ueberlegung dieſen
Schein von Widerſpruch zurecht. Der Anfang,
das Princip, oder das Abſolute, wie es zuerſt
und unmittelbar ausgeſprochen wird, iſt nur
das Allgemeine. So wenig, wenn ich ſage: alle
Thiere, diſs Wort für eine Zoologie gelten kann,
ebenſo fällt es auf, daſs die Worte des Göttli-
chen, Abſoluten, Ewigen u. ſ. w. das nicht aus-
ſprechen, was darin enthalten iſt; — und nur
ſolche Worte drücken in der That die Anſchau-
ung als das Unmittelbare aus. Was mehr iſt,
als ein ſolches Wort, der Uebergang auch nur
zu einem Satze, iſt ein Anderswerden, das zu-
rückgenommen werden muſs, iſt eine Vermitt-
lung. Dieſe aber iſt das, was perhorreſcirt
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. XXIII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/38>, abgerufen am 28.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.