Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807.

Bild:
<< vorherige Seite

Denn die Zahl ist eben die gänzlich ruhende, todte
und gleichgültige Bestimmtheit, an welcher alle Be-
wegung und Beziehung erloschen ist, und welche die
Brücke zu dem lebendigen der Triebe, der Lebens-
art und dem sonstigen sinnlichen Daseyn abgebro-
chen hat.

Diese Betrachtung der Gestalt des Organischen
als solcher, und des Innern als eines Innern bloss
der Gestalt ist aber in der That nicht mehr eine Be-
trachtung des Organischen. Denn die beyden Seiten,
die bezogen werden sollten, sind nur gleichgültig
gegeneinander gesetzt, und dadurch die Reflexion in
sich, welche das Wesen des Organischen ausmacht,
aufgehoben. Sondern es wird hier vielmehr auf die
unorganische Natur die versuchte Vergleichung des
Innern und Aeussern übergetragen; der unendli-
che Begriff ist hier nur das Wesen, das inwendig ver-
borgen, oder aussen in das Selbstbewusstseyn fällt,
und nicht mehr, wie am Organischen seine gegen-
ständliche Gegenwart hat. Diese Beziehung des In-
nern und Aeussern ist also noch in ihrer eigentlichen
Sphäre zu betrachten.

Zuerst ist jenes Innere der Gestalt als die ein-
fache Einzelnheit eines unorganischen Dinges, die
specifische Schwere. Sie kann als einfaches Seyn eben-
sowohl, wie die Bestimmtheit der Zahl, deren sie
allein fähig ist, beobachtet oder eigentlich durch Ver-
gleichung von Beobachtungen gefunden werden, und
scheint auf diese Weise die eine Seite des Gesetzes

Denn die Zahl ist eben die gänzlich ruhende, todte
und gleichgültige Bestimmtheit, an welcher alle Be-
wegung und Beziehung erloschen ist, und welche die
Brücke zu dem lebendigen der Triebe, der Lebens-
art und dem sonstigen sinnlichen Daseyn abgebro-
chen hat.

Diese Betrachtung der Gestalt des Organischen
als solcher, und des Innern als eines Innern bloſs
der Gestalt ist aber in der That nicht mehr eine Be-
trachtung des Organischen. Denn die beyden Seiten,
die bezogen werden sollten, sind nur gleichgültig
gegeneinander gesetzt, und dadurch die Reflexion in
sich, welche das Wesen des Organischen ausmacht,
aufgehoben. Sondern es wird hier vielmehr auf die
unorganische Natur die versuchte Vergleichung des
Innern und Aeuſsern übergetragen; der unendli-
che Begriff ist hier nur das Wesen, das inwendig ver-
borgen, oder auſsen in das Selbstbewuſstseyn fällt,
und nicht mehr, wie am Organischen seine gegen-
ständliche Gegenwart hat. Diese Beziehung des In-
nern und Aeuſsern ist also noch in ihrer eigentlichen
Sphäre zu betrachten.

Zuerst ist jenes Innere der Gestalt als die ein-
fache Einzelnheit eines unorganischen Dinges, die
specifische Schwere. Sie kann als einfaches Seyn eben-
sowohl, wie die Bestimmtheit der Zahl, deren sie
allein fähig ist, beobachtet oder eigentlich durch Ver-
gleichung von Beobachtungen gefunden werden, und
scheint auf diese Weise die eine Seite des Gesetzes

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0329" n="220"/>
Denn die Zahl ist eben die gänzlich ruhende, todte<lb/>
und gleichgültige Bestimmtheit, an welcher alle Be-<lb/>
wegung und Beziehung erloschen ist, und welche die<lb/>
Brücke zu dem lebendigen der Triebe, der Lebens-<lb/>
art und dem sonstigen sinnlichen Daseyn abgebro-<lb/>
chen hat.</p><lb/>
              <p>Diese Betrachtung der <hi rendition="#i">Gestalt</hi> des Organischen<lb/>
als solcher, und des Innern als eines Innern blo&#x017F;s<lb/>
der Gestalt ist aber in der That nicht mehr eine Be-<lb/>
trachtung des Organischen. Denn die beyden Seiten,<lb/>
die bezogen werden sollten, sind nur gleichgültig<lb/>
gegeneinander gesetzt, und dadurch die Reflexion in<lb/>
sich, welche das Wesen des Organischen ausmacht,<lb/>
aufgehoben. Sondern es wird hier vielmehr auf die<lb/>
unorganische Natur die versuchte Vergleichung des<lb/>
Innern und Aeu&#x017F;sern übergetragen; der unendli-<lb/>
che Begriff ist hier nur das <hi rendition="#i">Wesen</hi>, das inwendig ver-<lb/>
borgen, oder au&#x017F;sen in das Selbstbewu&#x017F;stseyn fällt,<lb/>
und nicht mehr, wie am Organischen seine gegen-<lb/>
ständliche Gegenwart hat. Diese Beziehung des In-<lb/>
nern und Aeu&#x017F;sern ist also noch in ihrer eigentlichen<lb/>
Sphäre zu betrachten.</p><lb/>
              <p>Zuerst ist jenes Innere der Gestalt als die ein-<lb/>
fache Einzelnheit eines unorganischen Dinges, die<lb/><hi rendition="#i">specifische Schwere</hi>. Sie kann als einfaches Seyn eben-<lb/>
sowohl, wie die Bestimmtheit der Zahl, deren sie<lb/>
allein fähig ist, beobachtet oder eigentlich durch Ver-<lb/>
gleichung von Beobachtungen gefunden werden, und<lb/>
scheint auf diese Weise die eine Seite des Gesetzes<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[220/0329] Denn die Zahl ist eben die gänzlich ruhende, todte und gleichgültige Bestimmtheit, an welcher alle Be- wegung und Beziehung erloschen ist, und welche die Brücke zu dem lebendigen der Triebe, der Lebens- art und dem sonstigen sinnlichen Daseyn abgebro- chen hat. Diese Betrachtung der Gestalt des Organischen als solcher, und des Innern als eines Innern bloſs der Gestalt ist aber in der That nicht mehr eine Be- trachtung des Organischen. Denn die beyden Seiten, die bezogen werden sollten, sind nur gleichgültig gegeneinander gesetzt, und dadurch die Reflexion in sich, welche das Wesen des Organischen ausmacht, aufgehoben. Sondern es wird hier vielmehr auf die unorganische Natur die versuchte Vergleichung des Innern und Aeuſsern übergetragen; der unendli- che Begriff ist hier nur das Wesen, das inwendig ver- borgen, oder auſsen in das Selbstbewuſstseyn fällt, und nicht mehr, wie am Organischen seine gegen- ständliche Gegenwart hat. Diese Beziehung des In- nern und Aeuſsern ist also noch in ihrer eigentlichen Sphäre zu betrachten. Zuerst ist jenes Innere der Gestalt als die ein- fache Einzelnheit eines unorganischen Dinges, die specifische Schwere. Sie kann als einfaches Seyn eben- sowohl, wie die Bestimmtheit der Zahl, deren sie allein fähig ist, beobachtet oder eigentlich durch Ver- gleichung von Beobachtungen gefunden werden, und scheint auf diese Weise die eine Seite des Gesetzes

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/329
Zitationshilfe: Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/329>, abgerufen am 22.11.2024.