zugleich Selbstbewusstseyn; aber weil er nur In- stinkt ist, ist er gegen das Bewusstseyn auf die Seite gestellt, und hat an ihm seinen Gegensatz. Seine Befriedigung ist daher durch diesen entzweyt, er findet wohl sich selbst, nemlich den Zweck, und ebenso diesen Zweck als Ding. Aber der Zweck fallt ihm erstlich ausser dem Dinge, welches sich als Zweck darstellt. Dieser Zweck als Zweck ist zweytens zugleich gegenständlich, er fällt ihm daher auch nicht in sich als Bewusstseyn, sondern in ei- nen andern Verstand.
Näher betrachtet, so liegt diese Bestimmung ebensowohl in dem Begriffe des Dinges, dass es Zweck an ihm selbst ist. Es nemlich erhält sich; d. h. zugleich, es ist seine Natur, die Nothwen- digkeit zu verbergen und in der Form zufälliger Be- ziehung darzustellen; denn seine Freyheit oder für- sichseyn ist eben dieses, sich gegen sein nothwen- diges als ein gleichgültiges zu verhalten; es stellt sich also selbst als ein solches dar, dessen Begriff ausser seinem Seyn falle. Ebenso hat die Vernunft die Nothwendigkeit, ihren eigenen Begriff als au- sser ihr fallend, hiemit als Ding anzuschauen, als ein solches, gegen das sie, und das hiemit gegen- seitig gegen sie, und gegen seinen Begriff gleichgül- tig ist. Als Instinkt bleibt sie auch innerhalb die- ses Seyns, oder der Gleichgültigkeit stehen, und das Ding, welches den Begriff ausdrückt, bleibt ihm ein anderes, als dieser Begriff, der Begriff ein an-
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zugleich Selbstbewuſstseyn; aber weil er nur In- stinkt ist, ist er gegen das Bewuſstseyn auf die Seite gestellt, und hat an ihm seinen Gegensatz. Seine Befriedigung ist daher durch diesen entzweyt, er findet wohl sich selbst, nemlich den Zweck, und ebenso diesen Zweck als Ding. Aber der Zweck fallt ihm erstlich auſser dem Dinge, welches sich als Zweck darstellt. Dieser Zweck als Zweck ist zweytens zugleich gegenständlich, er fällt ihm daher auch nicht in sich als Bewuſstseyn, sondern in ei- nen andern Verstand.
Näher betrachtet, so liegt diese Bestimmung ebensowohl in dem Begriffe des Dinges, daſs es Zweck an ihm selbst ist. Es nemlich erhält sich; d. h. zugleich, es ist seine Natur, die Nothwen- digkeit zu verbergen und in der Form zufälliger Be- ziehung darzustellen; denn seine Freyheit oder für- sichseyn ist eben dieses, sich gegen sein nothwen- diges als ein gleichgültiges zu verhalten; es stellt sich also selbst als ein solches dar, dessen Begriff auſser seinem Seyn falle. Ebenso hat die Vernunft die Nothwendigkeit, ihren eigenen Begriff als au- ſser ihr fallend, hiemit als Ding anzuschauen, als ein solches, gegen das sie, und das hiemit gegen- seitig gegen sie, und gegen seinen Begriff gleichgül- tig ist. Als Instinkt bleibt sie auch innerhalb die- ses Seyns, oder der Gleichgültigkeit stehen, und das Ding, welches den Begriff ausdrückt, bleibt ihm ein anderes, als dieser Begriff, der Begriff ein an-
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zugleich Selbstbewuſstseyn; aber weil er nur In-
stinkt ist, ist er gegen das Bewuſstseyn auf die Seite
gestellt, und hat an ihm seinen Gegensatz. Seine
Befriedigung ist daher durch diesen entzweyt, er
findet wohl sich selbst, nemlich den Zweck, und
ebenso diesen Zweck als Ding. Aber der Zweck
fallt ihm erstlich auſser dem Dinge, welches sich
als Zweck darstellt. Dieser Zweck als Zweck ist
zweytens zugleich gegenständlich, er fällt ihm daher
auch nicht in sich als Bewuſstseyn, sondern in ei-
nen andern Verstand.
Näher betrachtet, so liegt diese Bestimmung
ebensowohl in dem Begriffe des Dinges, daſs es
Zweck an ihm selbst ist. Es nemlich erhält sich;
d. h. zugleich, es ist seine Natur, die Nothwen-
digkeit zu verbergen und in der Form zufälliger Be-
ziehung darzustellen; denn seine Freyheit oder für-
sichseyn ist eben dieses, sich gegen sein nothwen-
diges als ein gleichgültiges zu verhalten; es stellt
sich also selbst als ein solches dar, dessen Begriff
auſser seinem Seyn falle. Ebenso hat die Vernunft
die Nothwendigkeit, ihren eigenen Begriff als au-
ſser ihr fallend, hiemit als Ding anzuschauen, als
ein solches, gegen das sie, und das hiemit gegen-
seitig gegen sie, und gegen seinen Begriff gleichgül-
tig ist. Als Instinkt bleibt sie auch innerhalb die-
ses Seyns, oder der Gleichgültigkeit stehen, und das
Ding, welches den Begriff ausdrückt, bleibt ihm
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/304>, abgerufen am 22.11.2024.
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