Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807.

Bild:
<< vorherige Seite

scheint hiedurch nur um so mehr in sinnliches Seyn
getaucht zu werden; allein diss geht darin vielmehr
verloren. Diese Forschung hat die innere Bedeu-
tung, reine Bedingungen des Gesetzes zu finden;
was nichts anderes sagen will, wenn auch das Be-
wusstseyn, das sich so ausdrückt, meynen sollte, es
sage damit etwas anderes, als das Gesetz ganz in die
Gestalt des Begriffs zu erheben, und alle Gebunden-
heit seiner Momente an bestimmtes Seyn zu tilgen. Die
negative Electricität, zum Beyspiel, welche etwa zu-
erst als Harzelectricität so wie die positive als Glas-
electricität sich ankündigt, verliert durch die Versu-
che ganz diese Bedeutung, und wird rein zur posi-
tiven
und negativen Electricität, deren jede nicht ei-
ner besonderen Art von Dingen mehr angehört; und
es hört auf, gesagt werden zu können, dass es Kör-
per gibt, die positiv electrisch, andere, die negativ
electrisch sind. So macht auch das Verhältniss von
Säure und Base und deren Bewegung gegeneinander
ein Gesetz aus, worin diese Gegensätze als Körper
erscheinen. Allein diese abgesonderten Dinge haben
keine Wirklichkeit; die Gewalt, welche sie ausein-
ander reisst, kann sie nicht hindern, sogleich in ei-
nen Process wieder einzutreten; denn sie sind nur
diese Beziehung. Sie können nicht wie ein Zahn
oder eine Klaue für sich bleiben, und so aufgezeigt
werden. Dass diss ihr Wesen ist, unmittelbar in
ein neutrales Product überzugehen, macht ihr Seyn
zu einem an sich aufgehobenen, oder zu einem all-

scheint hiedurch nur um so mehr in sinnliches Seyn
getaucht zu werden; allein diſs geht darin vielmehr
verloren. Diese Forschung hat die innere Bedeu-
tung, reine Bedingungen des Gesetzes zu finden;
was nichts anderes sagen will, wenn auch das Be-
wuſstseyn, das sich so ausdrückt, meynen sollte, es
sage damit etwas anderes, als das Gesetz ganz in die
Gestalt des Begriffs zu erheben, und alle Gebunden-
heit seiner Momente an bestimmtes Seyn zu tilgen. Die
negative Electricität, zum Beyspiel, welche etwa zu-
erst als Harzelectricität so wie die positive als Glas-
electricität sich ankündigt, verliert durch die Versu-
che ganz diese Bedeutung, und wird rein zur posi-
tiven
und negativen Electricität, deren jede nicht ei-
ner besonderen Art von Dingen mehr angehört; und
es hört auf, gesagt werden zu können, daſs es Kör-
per gibt, die positiv electrisch, andere, die negativ
electrisch sind. So macht auch das Verhältniſs von
Säure und Base und deren Bewegung gegeneinander
ein Gesetz aus, worin diese Gegensätze als Körper
erscheinen. Allein diese abgesonderten Dinge haben
keine Wirklichkeit; die Gewalt, welche sie ausein-
ander reiſst, kann sie nicht hindern, sogleich in ei-
nen Proceſs wieder einzutreten; denn sie sind nur
diese Beziehung. Sie können nicht wie ein Zahn
oder eine Klaue für sich bleiben, und so aufgezeigt
werden. Daſs diſs ihr Wesen ist, unmittelbar in
ein neutrales Product überzugehen, macht ihr Seyn
zu einem an sich aufgehobenen, oder zu einem all-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0296" n="187"/>
scheint hiedurch nur um so mehr in sinnliches Seyn<lb/>
getaucht zu werden; allein di&#x017F;s geht darin vielmehr<lb/>
verloren. Diese Forschung hat die innere Bedeu-<lb/>
tung, <hi rendition="#i">reine Bedingungen des</hi> Gesetzes zu finden;<lb/>
was nichts anderes sagen will, wenn auch das Be-<lb/>
wu&#x017F;stseyn, das sich so ausdrückt, meynen sollte, es<lb/>
sage damit etwas anderes, als das Gesetz ganz in die<lb/>
Gestalt des Begriffs zu erheben, und alle Gebunden-<lb/>
heit <hi rendition="#i">seiner Momente</hi> an <hi rendition="#i">bestimmtes Seyn zu tilgen</hi>. Die<lb/>
negative Electricität, zum Beyspiel, welche etwa zu-<lb/>
erst als <hi rendition="#i">Harz</hi>electricität so wie die positive als <hi rendition="#i">Glas-</hi><lb/>
electricität sich ankündigt, verliert durch die Versu-<lb/>
che ganz diese Bedeutung, und wird rein zur <hi rendition="#i">posi-<lb/>
tiven</hi> und <hi rendition="#i">negativen</hi> Electricität, deren jede nicht ei-<lb/>
ner besonderen Art von Dingen mehr angehört; und<lb/>
es hört auf, gesagt werden zu können, da&#x017F;s es Kör-<lb/>
per gibt, die positiv electrisch, andere, die negativ<lb/>
electrisch sind. So macht auch das Verhältni&#x017F;s von<lb/>
Säure und Base und deren Bewegung gegeneinander<lb/>
ein Gesetz aus, worin diese Gegensätze als Körper<lb/>
erscheinen. Allein diese abgesonderten Dinge haben<lb/>
keine Wirklichkeit; die Gewalt, welche sie ausein-<lb/>
ander rei&#x017F;st, kann sie nicht hindern, sogleich in ei-<lb/>
nen Proce&#x017F;s wieder einzutreten; denn sie sind nur<lb/>
diese Beziehung. Sie können nicht wie ein Zahn<lb/>
oder eine Klaue für sich bleiben, und so aufgezeigt<lb/>
werden. Da&#x017F;s di&#x017F;s ihr Wesen ist, unmittelbar in<lb/>
ein neutrales Product überzugehen, macht ihr <hi rendition="#i">Seyn</hi><lb/>
zu einem an sich aufgehobenen, oder zu einem all-<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[187/0296] scheint hiedurch nur um so mehr in sinnliches Seyn getaucht zu werden; allein diſs geht darin vielmehr verloren. Diese Forschung hat die innere Bedeu- tung, reine Bedingungen des Gesetzes zu finden; was nichts anderes sagen will, wenn auch das Be- wuſstseyn, das sich so ausdrückt, meynen sollte, es sage damit etwas anderes, als das Gesetz ganz in die Gestalt des Begriffs zu erheben, und alle Gebunden- heit seiner Momente an bestimmtes Seyn zu tilgen. Die negative Electricität, zum Beyspiel, welche etwa zu- erst als Harzelectricität so wie die positive als Glas- electricität sich ankündigt, verliert durch die Versu- che ganz diese Bedeutung, und wird rein zur posi- tiven und negativen Electricität, deren jede nicht ei- ner besonderen Art von Dingen mehr angehört; und es hört auf, gesagt werden zu können, daſs es Kör- per gibt, die positiv electrisch, andere, die negativ electrisch sind. So macht auch das Verhältniſs von Säure und Base und deren Bewegung gegeneinander ein Gesetz aus, worin diese Gegensätze als Körper erscheinen. Allein diese abgesonderten Dinge haben keine Wirklichkeit; die Gewalt, welche sie ausein- ander reiſst, kann sie nicht hindern, sogleich in ei- nen Proceſs wieder einzutreten; denn sie sind nur diese Beziehung. Sie können nicht wie ein Zahn oder eine Klaue für sich bleiben, und so aufgezeigt werden. Daſs diſs ihr Wesen ist, unmittelbar in ein neutrales Product überzugehen, macht ihr Seyn zu einem an sich aufgehobenen, oder zu einem all-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/296
Zitationshilfe: Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/296>, abgerufen am 23.11.2024.