Zuerst sich in der Wirklichkeit nur ahndend, oder sie nur als das ihrige überhaupt wissend, schrei- tet sie in diesem Sinne zur allgemeinen Besitzneh- mung des ihr versicherten Eigenthums, und pflanzt auf alle Höhen und in alle Tiefen das Zeichen ih- rer Souverainität. Aber dieses oberflächliche Mein ist nicht ihr letztes Interesse; die Freude dieser allgemeinen Besitznehmung findet an ihrem Eigen- thume noch das fremde Andre, das die ab- stracte Vernunft nicht an ihr selbst hat. Die Vernunft ahndet sich als ein tieferes Wesen, denn das reine Ich ist, und muss fodern, dass der Un- terschied, das mannichfaltige Seyn, ihm als das seinige selbst werde, dass es sich als die Wirklichkeit anschaue, und sich als Gestalt und Ding gegenwär- tig finde. Aber wenn die Vernunft alle Ein- geweide der Dinge durchwühlt, und ihnen alle Adern öffnet, dass sie sich daraus entgegenspringen möge, so wird sie nicht zu diesem Glücke gelangen, sondern muss an ihr selbst vorher sich vollendet ha- ben, um dann ihre Vollendung erfahren zu können.
Das Bewusstseyn beobachtet; d. h. die Vernunft will sich als seyenden Gegenstand, als wirkli- che, sinnlich-gegenwärtige Weise finden, und haben. Das Bewusstseyn dieses Beobachtens meynt und sagt wohl, dass es nicht sich selbst, sondern im Gegentheil das Wesen der Dinge als der Dinge erfahren wolle. Dass diss Bewusstseyn diss meynt und sagt, liegt dar- in, dass es Vernunft ist aber ihm die Vernunft
Zuerst sich in der Wirklichkeit nur ahndend, oder sie nur als das ihrige überhaupt wissend, schrei- tet sie in diesem Sinne zur allgemeinen Besitzneh- mung des ihr versicherten Eigenthums, und pflanzt auf alle Höhen und in alle Tiefen das Zeichen ih- rer Souverainität. Aber dieses oberflächliche Mein ist nicht ihr letztes Interesse; die Freude dieser allgemeinen Besitznehmung findet an ihrem Eigen- thume noch das fremde Andre, das die ab- stracte Vernunft nicht an ihr selbst hat. Die Vernunft ahndet sich als ein tieferes Wesen, denn das reine Ich ist, und muſs fodern, daſs der Un- terschied, das mannichfaltige Seyn, ihm als das seinige selbst werde, daſs es sich als die Wirklichkeit anschaue, und sich als Gestalt und Ding gegenwär- tig finde. Aber wenn die Vernunft alle Ein- geweide der Dinge durchwühlt, und ihnen alle Adern öffnet, daſs sie sich daraus entgegenspringen möge, so wird sie nicht zu diesem Glücke gelangen, sondern muſs an ihr selbst vorher sich vollendet ha- ben, um dann ihre Vollendung erfahren zu können.
Das Bewuſstseyn beobachtet; d. h. die Vernunft will sich als seyenden Gegenstand, als wirkli- che, sinnlich-gegenwärtige Weise finden, und haben. Das Bewuſstseyn dieses Beobachtens meynt und sagt wohl, daſs es nicht sich selbst, sondern im Gegentheil das Wesen der Dinge als der Dinge erfahren wolle. Daſs diſs Bewuſstseyn diſs meynt und sagt, liegt dar- in, daſs es Vernunft ist aber ihm die Vernunft
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Zuerst sich in der Wirklichkeit nur ahndend,
oder sie nur als das ihrige überhaupt wissend, schrei-
tet sie in diesem Sinne zur allgemeinen Besitzneh-
mung des ihr versicherten Eigenthums, und pflanzt
auf alle Höhen und in alle Tiefen das Zeichen ih-
rer Souverainität. Aber dieses oberflächliche Mein
ist nicht ihr letztes Interesse; die Freude dieser
allgemeinen Besitznehmung findet an ihrem Eigen-
thume noch das fremde Andre, das die ab-
stracte Vernunft nicht an ihr selbst hat. Die
Vernunft ahndet sich als ein tieferes Wesen, denn
das reine Ich ist, und muſs fodern, daſs der Un-
terschied, das mannichfaltige Seyn, ihm als das
seinige selbst werde, daſs es sich als die Wirklichkeit
anschaue, und sich als Gestalt und Ding gegenwär-
tig finde. Aber wenn die Vernunft alle Ein-
geweide der Dinge durchwühlt, und ihnen alle
Adern öffnet, daſs sie sich daraus entgegenspringen
möge, so wird sie nicht zu diesem Glücke gelangen,
sondern muſs an ihr selbst vorher sich vollendet ha-
ben, um dann ihre Vollendung erfahren zu können.
Das Bewuſstseyn beobachtet; d. h. die Vernunft
will sich als seyenden Gegenstand, als wirkli-
che, sinnlich-gegenwärtige Weise finden, und haben.
Das Bewuſstseyn dieses Beobachtens meynt und sagt
wohl, daſs es nicht sich selbst, sondern im Gegentheil
das Wesen der Dinge als der Dinge erfahren wolle.
Daſs diſs Bewuſstseyn diſs meynt und sagt, liegt dar-
in, daſs es Vernunft ist aber ihm die Vernunft
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/284>, abgerufen am 14.08.2024.
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