Knechtschafft der Herr das Wesen; also das selbst- standige für sich seyende Bewusstseyn ist ihr die Wahr- heit, die jedoch für sie noch nicht an ihr ist. Al- lein sie hat diese Wahrheit der reinen Negativität und des Fürsichseyns in der That an ihr selbst; denn sie hat dieses Wesen an ihr erfahren. Diss Bewusst- seyn hat nemlich nicht um dieses oder jenes, noch für diesen oder jenen Augenblick Angst gehabt, son- dern um sein ganzes Wesen; denn es hat die Furcht des Todes, des absoluten Herrn, empfunden. Es ist darin innerlich aufgelöst worden, hat durchaus in sich selbst erzittert, und alles fixe hat in ihm ge- bebt. Diese reine allgemeine Bewegung, das abso- lute flüssigwerden alles Bestehens ist aber das ein- fache Wesen des Selbstbewusstseyns, die absolute Negativität, das reine Fürsichseyn, das hiemit an die- sem Bewusstseyn ist. Diss Moment des reinen Für- sichseyn ist auch für es, denn im Herrn ist es ihm sein Gegenstand. Es ist ferner nicht nur diese all- gemeine Auflösung überhaupt, sondern im Dienen vollbringt es sie wirklich; es hebt darin in allen ein- zelnen Momenten seine Anhänglichkeit an natürliches Daseyn auf, und arbeitet dasselbe hinweg.
Das Gefuhl der absoluten Macht aber überhaupt, und im einzelnen des Dienstes ist nur die Auflösung an sich, und ob zwar die Furcht des Herrn der An- fang der Wei heit ist, so ist das Bewusstseyn darin für es selbst, nicht das fürsichseyn. Durch die Ar- beit kömmt es aber zu sich selbst. In dem Momente,
Knechtschafft der Herr das Wesen; also das selbst- standige für sich seyende Bewuſstseyn ist ihr die Wahr- heit, die jedoch für sie noch nicht an ihr ist. Al- lein sie hat diese Wahrheit der reinen Negativität und des Fürsichseyns in der That an ihr selbst; denn sie hat dieses Wesen an ihr erfahren. Diſs Bewuſst- seyn hat nemlich nicht um dieses oder jenes, noch für diesen oder jenen Augenblick Angst gehabt, son- dern um sein ganzes Wesen; denn es hat die Furcht des Todes, des absoluten Herrn, empfunden. Es ist darin innerlich aufgelöst worden, hat durchaus in sich selbst erzittert, und alles fixe hat in ihm ge- bebt. Diese reine allgemeine Bewegung, das abso- lute flüssigwerden alles Bestehens ist aber das ein- fache Wesen des Selbstbewuſstseyns, die absolute Negativität, das reine Fürsichseyn, das hiemit an die- sem Bewuſstseyn ist. Diſs Moment des reinen Für- sichseyn ist auch für es, denn im Herrn ist es ihm sein Gegenstand. Es ist ferner nicht nur diese all- gemeine Auflösung überhaupt, sondern im Dienen vollbringt es sie wirklich; es hebt darin in allen ein- zelnen Momenten seine Anhänglichkeit an natürliches Daseyn auf, und arbeitet dasselbe hinweg.
Das Gefuhl der absoluten Macht aber überhaupt, und im einzelnen des Dienstes ist nur die Auflösung an sich, und ob zwar die Furcht des Herrn der An- fang der Wei heit ist, so ist das Bewuſstseyn darin für es selbst, nicht das fürsichseyn. Durch die Ar- beit kömmt es aber zu sich selbst. In dem Momente,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0234"n="125"/>
Knechtschafft der Herr das Wesen; also das <hirendition="#i">selbst-<lb/>
standige für sich seyende Bewuſstseyn</hi> ist ihr <hirendition="#i">die Wahr-<lb/>
heit</hi>, die jedoch <hirendition="#i"><hirendition="#g">für sie</hi></hi> noch nicht <hirendition="#i">an ihr</hi> ist. Al-<lb/>
lein sie hat diese Wahrheit der reinen Negativität<lb/>
und des <hirendition="#i">Fürsichseyns in der That an ihr selbst;</hi> denn<lb/>
sie hat dieses Wesen an ihr <hirendition="#i">erfahren</hi>. Diſs Bewuſst-<lb/>
seyn hat nemlich nicht um dieses oder jenes, noch<lb/>
für diesen oder jenen Augenblick Angst gehabt, son-<lb/>
dern um sein ganzes Wesen; denn es hat die Furcht<lb/>
des Todes, des absoluten Herrn, empfunden. Es ist<lb/>
darin innerlich aufgelöst worden, hat durchaus in<lb/>
sich selbst erzittert, und alles fixe hat in ihm ge-<lb/>
bebt. Diese reine allgemeine Bewegung, das abso-<lb/>
lute flüssigwerden alles Bestehens ist aber das ein-<lb/>
fache Wesen des Selbstbewuſstseyns, die absolute<lb/>
Negativität, <hirendition="#i">das reine Fürsichseyn</hi>, das hiemit <hirendition="#i">an</hi> die-<lb/>
sem Bewuſstseyn ist. Diſs Moment des reinen Für-<lb/>
sichseyn ist auch <hirendition="#i">für es</hi>, denn im Herrn ist es ihm<lb/>
sein <hirendition="#i">Gegenstand</hi>. Es ist ferner nicht nur diese all-<lb/>
gemeine Auflösung <hirendition="#i">überhaupt</hi>, sondern im Dienen<lb/>
vollbringt es sie <hirendition="#i">wirklich;</hi> es hebt darin in allen <hirendition="#i">ein-<lb/>
zelnen</hi> Momenten seine Anhänglichkeit an natürliches<lb/>
Daseyn auf, und arbeitet dasselbe hinweg.</p><lb/><p>Das Gefuhl der absoluten Macht aber überhaupt,<lb/>
und im einzelnen des Dienstes ist nur die Auflösung<lb/><hirendition="#i">an sich</hi>, und ob zwar die Furcht des Herrn der An-<lb/>
fang der Wei heit ist, so ist das Bewuſstseyn darin<lb/><hirendition="#i">für es selbst</hi>, nicht das <hirendition="#i">fürsichseyn</hi>. Durch die Ar-<lb/>
beit kömmt es aber zu sich selbst. In dem Momente,<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[125/0234]
Knechtschafft der Herr das Wesen; also das selbst-
standige für sich seyende Bewuſstseyn ist ihr die Wahr-
heit, die jedoch für sie noch nicht an ihr ist. Al-
lein sie hat diese Wahrheit der reinen Negativität
und des Fürsichseyns in der That an ihr selbst; denn
sie hat dieses Wesen an ihr erfahren. Diſs Bewuſst-
seyn hat nemlich nicht um dieses oder jenes, noch
für diesen oder jenen Augenblick Angst gehabt, son-
dern um sein ganzes Wesen; denn es hat die Furcht
des Todes, des absoluten Herrn, empfunden. Es ist
darin innerlich aufgelöst worden, hat durchaus in
sich selbst erzittert, und alles fixe hat in ihm ge-
bebt. Diese reine allgemeine Bewegung, das abso-
lute flüssigwerden alles Bestehens ist aber das ein-
fache Wesen des Selbstbewuſstseyns, die absolute
Negativität, das reine Fürsichseyn, das hiemit an die-
sem Bewuſstseyn ist. Diſs Moment des reinen Für-
sichseyn ist auch für es, denn im Herrn ist es ihm
sein Gegenstand. Es ist ferner nicht nur diese all-
gemeine Auflösung überhaupt, sondern im Dienen
vollbringt es sie wirklich; es hebt darin in allen ein-
zelnen Momenten seine Anhänglichkeit an natürliches
Daseyn auf, und arbeitet dasselbe hinweg.
Das Gefuhl der absoluten Macht aber überhaupt,
und im einzelnen des Dienstes ist nur die Auflösung
an sich, und ob zwar die Furcht des Herrn der An-
fang der Wei heit ist, so ist das Bewuſstseyn darin
für es selbst, nicht das fürsichseyn. Durch die Ar-
beit kömmt es aber zu sich selbst. In dem Momente,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/234>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.