nicht ist; und ebenso, dass diss Andere nur für sich ist, indem es sich als für sich seyendes aufhebt, und nur im Fürsichseyn des andern für sich ist. Jedes ist dem andern die Mitte, durch welche jedes sich mit sich selbst vermittelt und zusammenschliesst, und jedes sich und dem andern unmittelbares für sich seyendes Wesen, welches zugleich nur durch diese Vermittlung so für sich ist. Sie anerkennen sich, als gegenseitig sich anerkennend.
Dieser reine Begriff des Anerkennens, der Ver- dopplung des Selbstbewusstseyns in seiner Einheit, ist nun zu betrachten, wie sein Process für das Selbst- bewusstseyn erscheint. Er wird zuerst die Seite der Ungleichheit beyder darstellen, oder das Heraustre- ten der Mitte in die Extreme, welche als Extreme sich entgegengesetzt, und das eine nur anerkanntes, der andre nur anerkennendes ist.
Das Selbstbewusstseyn ist zunächst einfaches Für- sichseyn, sichselbstgleich durch das Ausschliessen alles andern aus sich; sein Wesen und absoluter Ge- genstand ist ihm Ich; und es ist in dieser Unmittel- barkeit, oder in diesem Seyn seines Fürsichseyns, Einzelnes. Was anderes für es ist, ist als unwe- sentlicher, mit dem Charakter des negativen be- zeichneter Gegenstand. Aber das Andre ist auch ein Selbstbewusstseyn; es tritt ein Individuum, ei- nem Individuum gegenüber auf. So unmittelbar auf- tretend sind sie für einander in der Weise gen ei- ner Gegenstände; selbstständige Gestalten, in das Seyn
nicht ist; und ebenso, daſs diſs Andere nur für sich ist, indem es sich als für sich seyendes aufhebt, und nur im Fürsichseyn des andern für sich ist. Jedes ist dem andern die Mitte, durch welche jedes sich mit sich selbst vermittelt und zusammenschlieſst, und jedes sich und dem andern unmittelbares für sich seyendes Wesen, welches zugleich nur durch diese Vermittlung so für sich ist. Sie anerkennen sich, als gegenseitig sich anerkennend.
Dieser reine Begriff des Anerkennens, der Ver- dopplung des Selbstbewuſstseyns in seiner Einheit, ist nun zu betrachten, wie sein Proceſs für das Selbst- bewuſstseyn erscheint. Er wird zuerst die Seite der Ungleichheit beyder darstellen, oder das Heraustre- ten der Mitte in die Extreme, welche als Extreme sich entgegengesetzt, und das eine nur anerkanntes, der andre nur anerkennendes ist.
Das Selbstbewuſstseyn ist zunächst einfaches Für- sichseyn, sichselbstgleich durch das Ausschlieſsen alles andern aus sich; sein Wesen und absoluter Ge- genstand ist ihm Ich; und es ist in dieser Unmittel- barkeit, oder in diesem Seyn seines Fürsichseyns, Einzelnes. Was anderes für es ist, ist als unwe- sentlicher, mit dem Charakter des negativen be- zeichneter Gegenstand. Aber das Andre ist auch ein Selbstbewuſstseyn; es tritt ein Individuum, ei- nem Individuum gegenüber auf. So unmittelbar auf- tretend sind sie für einander in der Weise gen ei- ner Gegenstände; selbstständige Gestalten, in das Seyn
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0226"n="117"/><hirendition="#i">nicht ist;</hi> und ebenso, daſs diſs Andere nur für sich<lb/>
ist, indem es sich als für sich seyendes aufhebt, und<lb/>
nur im Fürsichseyn des andern für sich ist. Jedes<lb/>
ist dem andern die Mitte, durch welche jedes sich<lb/>
mit sich selbst vermittelt und zusammenschlieſst, und<lb/>
jedes sich und dem andern unmittelbares für sich<lb/>
seyendes Wesen, welches zugleich nur durch diese<lb/>
Vermittlung so für sich ist. Sie <hirendition="#i">anerkennen</hi> sich, als<lb/><hirendition="#i">gegenseitig sich anerkennend</hi>.</p><lb/><p>Dieser reine Begriff des Anerkennens, der Ver-<lb/>
dopplung des Selbstbewuſstseyns in seiner Einheit,<lb/>
ist nun zu betrachten, wie sein Proceſs für das Selbst-<lb/>
bewuſstseyn erscheint. Er wird zuerst die Seite der<lb/><hirendition="#i">Ungleichheit</hi> beyder darstellen, oder das Heraustre-<lb/>
ten der Mitte in die Extreme, welche als Extreme<lb/>
sich entgegengesetzt, und das eine nur anerkanntes,<lb/>
der andre nur anerkennendes ist.</p><lb/><p>Das Selbstbewuſstseyn ist zunächst einfaches Für-<lb/>
sichseyn, sichselbstgleich durch das Ausschlieſsen<lb/>
alles <hirendition="#i">andern aus sich;</hi> sein Wesen und absoluter Ge-<lb/>
genstand ist ihm <hirendition="#i">Ich;</hi> und es ist in dieser <hirendition="#i">Unmittel-<lb/>
barkeit</hi>, oder in diesem <hirendition="#i">Seyn</hi> seines Fürsichseyns,<lb/><hirendition="#i">Einzelnes</hi>. Was anderes für es ist, ist als unwe-<lb/>
sentlicher, mit dem Charakter des negativen be-<lb/>
zeichneter Gegenstand. Aber das Andre ist auch<lb/>
ein Selbstbewuſstseyn; es tritt ein Individuum, ei-<lb/>
nem Individuum gegenüber auf. So <hirendition="#i">unmittelbar</hi> auf-<lb/>
tretend sind sie für einander in der Weise gen ei-<lb/>
ner Gegenstände; <hirendition="#i">selbstständige</hi> Gestalten, in das <hirendition="#i">Seyn</hi><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[117/0226]
nicht ist; und ebenso, daſs diſs Andere nur für sich
ist, indem es sich als für sich seyendes aufhebt, und
nur im Fürsichseyn des andern für sich ist. Jedes
ist dem andern die Mitte, durch welche jedes sich
mit sich selbst vermittelt und zusammenschlieſst, und
jedes sich und dem andern unmittelbares für sich
seyendes Wesen, welches zugleich nur durch diese
Vermittlung so für sich ist. Sie anerkennen sich, als
gegenseitig sich anerkennend.
Dieser reine Begriff des Anerkennens, der Ver-
dopplung des Selbstbewuſstseyns in seiner Einheit,
ist nun zu betrachten, wie sein Proceſs für das Selbst-
bewuſstseyn erscheint. Er wird zuerst die Seite der
Ungleichheit beyder darstellen, oder das Heraustre-
ten der Mitte in die Extreme, welche als Extreme
sich entgegengesetzt, und das eine nur anerkanntes,
der andre nur anerkennendes ist.
Das Selbstbewuſstseyn ist zunächst einfaches Für-
sichseyn, sichselbstgleich durch das Ausschlieſsen
alles andern aus sich; sein Wesen und absoluter Ge-
genstand ist ihm Ich; und es ist in dieser Unmittel-
barkeit, oder in diesem Seyn seines Fürsichseyns,
Einzelnes. Was anderes für es ist, ist als unwe-
sentlicher, mit dem Charakter des negativen be-
zeichneter Gegenstand. Aber das Andre ist auch
ein Selbstbewuſstseyn; es tritt ein Individuum, ei-
nem Individuum gegenüber auf. So unmittelbar auf-
tretend sind sie für einander in der Weise gen ei-
ner Gegenstände; selbstständige Gestalten, in das Seyn
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/226>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.