Religion angehört. Das Geistige allein ist das Wirkliche; es ist das Wesen oder an sich sey- ende, -- das sich Verhaltende oder bestimmte, das Andersseyn und Fürsichseyn -- und in dieser Bestimmtheit oder seinem Aussersichseyn in sich selbst bleibende; -- oder es ist an und für sich. -- Diss an und für sich seyn aber ist es erst für uns oder an sich, oder es ist die geistige Sub- stanz. Es muss diss auch für sich selbst, -- muss das Wissen von dem Geistigen und das Wissen von sich als dem Geiste seyn; das heisst, es muss sich als Gegenstand seyn, aber eben so unmit- telbar als vermittelter das heisst aufgehobener, in sich reflectirter Gegenstand. Er ist für sich nur für uns, in so fern sein geistiger Inhalt durch ihn selbst erzeugt ist; in so fern er aber auch für sich selbst für sich ist, so ist dieses Selbsterzeugen, der reine Begriff, ihm zugleich das gegenständliche Element, worin er sein Da- seyn hat; und er ist auf diese Weise in seinem Daseyn für sich selbst in sich reflectirter Gegen- stand. -- Der Geist, der sich so als Geist weiss, ist die Wissenschaft. Sie ist seine Wirklichkeit und das Reich, das er sich in seinem eigenen Elemente erbaut.
Das reine Selbsterkennen im absoluten An- dersseyn, dieser Aether als solcher, ist der Grund
Religion angehört. Das Geiſtige allein iſt das Wirkliche; es iſt das Weſen oder an ſich ſey- ende, — das ſich Verhaltende oder beſtimmte, das Andersſeyn und Fürſichſeyn — und in dieſer Beſtimmtheit oder ſeinem Auſſerſichſeyn in ſich ſelbſt bleibende; — oder es iſt an und für ſich. — Diſs an und für ſich ſeyn aber iſt es erſt für uns oder an ſich, oder es iſt die geiſtige Sub- ſtanz. Es muſs diſs auch für ſich ſelbſt, — muſs das Wiſſen von dem Geiſtigen und das Wiſſen von ſich als dem Geiſte ſeyn; das heiſst, es muſs ſich als Gegenſtand ſeyn, aber eben ſo unmit- telbar als vermittelter das heiſst aufgehobener, in ſich reflectirter Gegenſtand. Er iſt für ſich nur für uns, in ſo fern ſein geiſtiger Inhalt durch ihn ſelbſt erzeugt iſt; in ſo fern er aber auch für ſich ſelbſt für ſich iſt, ſo iſt dieſes Selbſterzeugen, der reine Begriff, ihm zugleich das gegenſtändliche Element, worin er ſein Da- ſeyn hat; und er iſt auf dieſe Weiſe in ſeinem Daſeyn für ſich ſelbſt in ſich reflectirter Gegen- ſtand. — Der Geiſt, der ſich ſo als Geiſt weiſs, iſt die Wiſſenſchaft. Sie iſt ſeine Wirklichkeit und das Reich, das er ſich in ſeinem eigenen Elemente erbaut.
Das reine Selbſterkennen im abſoluten An- dersſeyn, dieſer Aether als ſolcher, iſt der Grund
<TEI><text><front><divn="1"><p><pbfacs="#f0044"n="XXIX"/>
Religion angehört. Das Geiſtige allein iſt das<lb/><hirendition="#i">Wirkliche</hi>; es iſt das Weſen oder <hirendition="#i">an ſich</hi>ſey-<lb/>
ende, — das ſich <hirendition="#i">Verhaltende</hi> oder beſtimmte,<lb/>
das <hirendition="#i">Andersſeyn</hi> und <hirendition="#i">Fürſichſeyn</hi>— und in dieſer<lb/>
Beſtimmtheit oder ſeinem Auſſerſichſeyn in ſich<lb/>ſelbſt bleibende; — oder es iſt <hirendition="#i">an und für ſich</hi>. —<lb/>
Diſs an und für ſich ſeyn aber iſt es erſt für<lb/>
uns oder <hirendition="#i">an ſich</hi>, oder es iſt die geiſtige <hirendition="#i">Sub-<lb/>ſtanz</hi>. Es muſs diſs auch <hirendition="#i">für ſich ſelbſt</hi>, — muſs<lb/>
das Wiſſen von dem Geiſtigen und das Wiſſen<lb/>
von ſich als dem Geiſte ſeyn; das heiſst, es muſs<lb/>ſich als <hirendition="#i">Gegenſtand</hi>ſeyn, aber eben ſo unmit-<lb/>
telbar als <hirendition="#i">vermittelter</hi> das heiſst aufgehobener,<lb/>
in ſich reflectirter Gegenſtand. Er iſt <hirendition="#i">für ſich</hi><lb/>
nur für uns, in ſo fern ſein geiſtiger Inhalt<lb/>
durch ihn ſelbſt erzeugt iſt; in ſo fern er aber<lb/>
auch für ſich ſelbſt für ſich iſt, ſo iſt dieſes<lb/>
Selbſterzeugen, der reine Begriff, ihm zugleich<lb/>
das gegenſtändliche Element, worin er ſein Da-<lb/>ſeyn hat; und er iſt auf dieſe Weiſe in ſeinem<lb/>
Daſeyn für ſich ſelbſt in ſich reflectirter Gegen-<lb/>ſtand. — Der Geiſt, der ſich ſo als Geiſt weiſs,<lb/>
iſt die <hirendition="#i">Wiſſenſchaft</hi>. Sie iſt ſeine Wirklichkeit<lb/>
und das Reich, das er ſich in ſeinem eigenen<lb/>
Elemente erbaut.</p><lb/><p>Das <hirendition="#i">reine</hi> Selbſterkennen im abſoluten An-<lb/>
dersſeyn, dieſer Aether <hirendition="#i">als ſolcher</hi>, iſt der Grund<lb/></p></div></front></text></TEI>
[XXIX/0044]
Religion angehört. Das Geiſtige allein iſt das
Wirkliche; es iſt das Weſen oder an ſich ſey-
ende, — das ſich Verhaltende oder beſtimmte,
das Andersſeyn und Fürſichſeyn — und in dieſer
Beſtimmtheit oder ſeinem Auſſerſichſeyn in ſich
ſelbſt bleibende; — oder es iſt an und für ſich. —
Diſs an und für ſich ſeyn aber iſt es erſt für
uns oder an ſich, oder es iſt die geiſtige Sub-
ſtanz. Es muſs diſs auch für ſich ſelbſt, — muſs
das Wiſſen von dem Geiſtigen und das Wiſſen
von ſich als dem Geiſte ſeyn; das heiſst, es muſs
ſich als Gegenſtand ſeyn, aber eben ſo unmit-
telbar als vermittelter das heiſst aufgehobener,
in ſich reflectirter Gegenſtand. Er iſt für ſich
nur für uns, in ſo fern ſein geiſtiger Inhalt
durch ihn ſelbſt erzeugt iſt; in ſo fern er aber
auch für ſich ſelbſt für ſich iſt, ſo iſt dieſes
Selbſterzeugen, der reine Begriff, ihm zugleich
das gegenſtändliche Element, worin er ſein Da-
ſeyn hat; und er iſt auf dieſe Weiſe in ſeinem
Daſeyn für ſich ſelbſt in ſich reflectirter Gegen-
ſtand. — Der Geiſt, der ſich ſo als Geiſt weiſs,
iſt die Wiſſenſchaft. Sie iſt ſeine Wirklichkeit
und das Reich, das er ſich in ſeinem eigenen
Elemente erbaut.
Das reine Selbſterkennen im abſoluten An-
dersſeyn, dieſer Aether als ſolcher, iſt der Grund
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. XXIX. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/44>, abgerufen am 24.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.