Es sind, wie bereits erinnert worden, schon meh- rere Formen der Unmittelbarkeit vorgekommen; aber in verschiedenen Bestimmungen. In der Sphäre des Seyns ist sie das Seyn selbst und das Daseyn; in der Sphäre des Wesens die Existenz und dann die Wirk- lichkeit und Substantialität, in der Sphäre des Begriffs ausser der Unmittelbarkeit als abstracter Allgemein- heit, nunmehr die Objectivität. -- Diese Ausdrücke mö- gen, wenn es nicht um die Genauigkeit philosophischer Begriffsunterschiede zu thun ist, als synonym gebraucht werden; jene Bestimmungen sind aus der Nothwendig- keit des Begriffs hervorgegangen; -- Seyn ist über- haupt die erste Unmittelbarkeit, und Daseyn dieselbe mit der ersten Bestimmtheit. Die Existenz mit dem Dinge, ist die Unmittelbarkeit, welche aus dem Grun- de hervorgeht, -- aus der sich aufhebenden Vermittlung der einfachen Reflexion des Wesens. Die Wirklich- keit aber und die Substantialität ist die aus dem aufgehobenen Unterschiede der noch unwesentlichen Exi- stenz als Erscheinung, und ihrer Wesentlichkeit hervor- gegangene Unmittelbarkeit. Die Objectivität end- lich ist die Unmittelbarkeit, zu der sich der Begriff durch Aufhebung seiner Abstraction und Vermittlung be- stimmt. -- Die Philosophie hat das Recht aus der Spra- che des gemeinen Lebens, welche für die Welt der Vor- stellungen gemacht ist, solche Ausdrücke zu wählen, wel- che den Bestimmungen des Begriffs nahe zu kommen scheinen. Es kann nicht darum zu thun seyn, für ein aus der Sprache des gemeinen Lebens gewähltes Wort zu erweisen, daß man auch im gemeinen Le- ben denselben Begriff damit verbinde, für welchen es die Philosophie gebraucht, denn das gemeine Leben hat keine Begriffe, sondern Vorstellungen, und es ist die Phi- losophie selbst, den Begriff dessen zu erkennen, was sonst blosse Vorstellung ist. Es muß daher genügen, wenn
der
Objectivitaͤt.
Es ſind, wie bereits erinnert worden, ſchon meh- rere Formen der Unmittelbarkeit vorgekommen; aber in verſchiedenen Beſtimmungen. In der Sphaͤre des Seyns iſt ſie das Seyn ſelbſt und das Daſeyn; in der Sphaͤre des Weſens die Exiſtenz und dann die Wirk- lichkeit und Subſtantialitaͤt, in der Sphaͤre des Begriffs auſſer der Unmittelbarkeit als abſtracter Allgemein- heit, nunmehr die Objectivitaͤt. — Dieſe Ausdruͤcke moͤ- gen, wenn es nicht um die Genauigkeit philoſophiſcher Begriffsunterſchiede zu thun iſt, als ſynonym gebraucht werden; jene Beſtimmungen ſind aus der Nothwendig- keit des Begriffs hervorgegangen; — Seyn iſt uͤber- haupt die erſte Unmittelbarkeit, und Daſeyn dieſelbe mit der erſten Beſtimmtheit. Die Exiſtenz mit dem Dinge, iſt die Unmittelbarkeit, welche aus dem Grun- de hervorgeht, — aus der ſich aufhebenden Vermittlung der einfachen Reflexion des Weſens. Die Wirklich- keit aber und die Subſtantialitaͤt iſt die aus dem aufgehobenen Unterſchiede der noch unweſentlichen Exi- ſtenz als Erſcheinung, und ihrer Weſentlichkeit hervor- gegangene Unmittelbarkeit. Die Objectivitaͤt end- lich iſt die Unmittelbarkeit, zu der ſich der Begriff durch Aufhebung ſeiner Abſtraction und Vermittlung be- ſtimmt. — Die Philoſophie hat das Recht aus der Spra- che des gemeinen Lebens, welche fuͤr die Welt der Vor- ſtellungen gemacht iſt, ſolche Ausdruͤcke zu waͤhlen, wel- che den Beſtimmungen des Begriffs nahe zu kommen ſcheinen. Es kann nicht darum zu thun ſeyn, fuͤr ein aus der Sprache des gemeinen Lebens gewaͤhltes Wort zu erweiſen, daß man auch im gemeinen Le- ben denſelben Begriff damit verbinde, fuͤr welchen es die Philoſophie gebraucht, denn das gemeine Leben hat keine Begriffe, ſondern Vorſtellungen, und es iſt die Phi- loſophie ſelbſt, den Begriff deſſen zu erkennen, was ſonſt bloſſe Vorſtellung iſt. Es muß daher genuͤgen, wenn
der
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Objectivitaͤt.
Es ſind, wie bereits erinnert worden, ſchon meh-
rere Formen der Unmittelbarkeit vorgekommen; aber in
verſchiedenen Beſtimmungen. In der Sphaͤre des
Seyns iſt ſie das Seyn ſelbſt und das Daſeyn; in der
Sphaͤre des Weſens die Exiſtenz und dann die Wirk-
lichkeit und Subſtantialitaͤt, in der Sphaͤre des Begriffs
auſſer der Unmittelbarkeit als abſtracter Allgemein-
heit, nunmehr die Objectivitaͤt. — Dieſe Ausdruͤcke moͤ-
gen, wenn es nicht um die Genauigkeit philoſophiſcher
Begriffsunterſchiede zu thun iſt, als ſynonym gebraucht
werden; jene Beſtimmungen ſind aus der Nothwendig-
keit des Begriffs hervorgegangen; — Seyn iſt uͤber-
haupt die erſte Unmittelbarkeit, und Daſeyn dieſelbe
mit der erſten Beſtimmtheit. Die Exiſtenz mit dem
Dinge, iſt die Unmittelbarkeit, welche aus dem Grun-
de hervorgeht, — aus der ſich aufhebenden Vermittlung
der einfachen Reflexion des Weſens. Die Wirklich-
keit aber und die Subſtantialitaͤt iſt die aus dem
aufgehobenen Unterſchiede der noch unweſentlichen Exi-
ſtenz als Erſcheinung, und ihrer Weſentlichkeit hervor-
gegangene Unmittelbarkeit. Die Objectivitaͤt end-
lich iſt die Unmittelbarkeit, zu der ſich der Begriff
durch Aufhebung ſeiner Abſtraction und Vermittlung be-
ſtimmt. — Die Philoſophie hat das Recht aus der Spra-
che des gemeinen Lebens, welche fuͤr die Welt der Vor-
ſtellungen gemacht iſt, ſolche Ausdruͤcke zu waͤhlen, wel-
che den Beſtimmungen des Begriffs nahe zu kommen
ſcheinen. Es kann nicht darum zu thun ſeyn, fuͤr
ein aus der Sprache des gemeinen Lebens gewaͤhltes
Wort zu erweiſen, daß man auch im gemeinen Le-
ben denſelben Begriff damit verbinde, fuͤr welchen es
die Philoſophie gebraucht, denn das gemeine Leben hat
keine Begriffe, ſondern Vorſtellungen, und es iſt die Phi-
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 2. Nürnberg, 1816, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik02_1816/215>, abgerufen am 24.11.2024.
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