Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 2. Nürnberg, 1816.

Bild:
<< vorherige Seite

III. Kapitel. Der Schluß.
meine nicht unmittelbar einzeln, sondern es läßt sich
durch die Besonderheit dazu herab. -- Diese Bestimmun-
gen stehen als Extreme einander gegenüber, und sind
in einem verschiedenen Dritten eins. Sie sind beyde
Bestimmtheit; darin sind sie identisch; diese ihre all-
gemeine Bestimmtheit ist die Besonderheit. Sie sind
aber eben so Extreme gegen diese, als gegen einander,
weil jedes in seiner unmittelbaren Bestimmtheit ist.

Die allgemeine Bedeutung dieses Schlusses ist, daß
das Einzelne, das als solches unendliche Beziehung auf
sich ist, und somit nur ein innres wäre, durch die
Besonderheit in das Daseyn, als in die Allgemein-
heit, heraustritt, worin es nicht mehr nur sich selbst an-
gehört, sondern in äusserem Zusammenhange
steht; umgekehrt indem das Einzelne sich in seine Be-
stimmtheit als Besonderheit abscheidet, so ist es in die-
ser Trennung ein concretes, und als Beziehung der Be-
stimmtheit auf sich selbst, ein allgemeines, sich auf
sich beziehendes, und somit auch ein wahrhaft einzelnes;
es ist in dem Extreme der Allgemeinheit aus der Aeus-
serlichkeit in sich gegangen. -- Die objective Bedeutung
des Schlusses ist in dem ersten Schlusse nur erst ober-
flächlich
vorhanden, indem darin die Bestimmungen
noch nicht als die Einheit, welche das Wesen des Schlus-
ses ausmacht, gesetzt sind. Insofern ist er noch ein
subjectives, als die abstracte Bedeutung, welche seine
Termini haben, nicht an und für sich, sondern nur im
subjectiven Bewußtseyn, so isolirt ist. -- Uebrigens ist
das Verhältniß von Einzelnheit, Besonderheit und All-
gemeinheit, wie sich ergeben, das nothwendige und
wesentliche Form-Verhältniß
der Bestimmungen
des Schlusses; der Mangel besteht nicht in dieser Be-
stimmtheit der Form, sondern daß nicht unter dieser
Form
, jede einzelne Bestimmung zugleich reicher

ist.

III. Kapitel. Der Schluß.
meine nicht unmittelbar einzeln, ſondern es laͤßt ſich
durch die Beſonderheit dazu herab. — Dieſe Beſtimmun-
gen ſtehen als Extreme einander gegenuͤber, und ſind
in einem verſchiedenen Dritten eins. Sie ſind beyde
Beſtimmtheit; darin ſind ſie identiſch; dieſe ihre all-
gemeine Beſtimmtheit iſt die Beſonderheit. Sie ſind
aber eben ſo Extreme gegen dieſe, als gegen einander,
weil jedes in ſeiner unmittelbaren Beſtimmtheit iſt.

Die allgemeine Bedeutung dieſes Schluſſes iſt, daß
das Einzelne, das als ſolches unendliche Beziehung auf
ſich iſt, und ſomit nur ein innres waͤre, durch die
Beſonderheit in das Daſeyn, als in die Allgemein-
heit, heraustritt, worin es nicht mehr nur ſich ſelbſt an-
gehoͤrt, ſondern in aͤuſſerem Zuſammenhange
ſteht; umgekehrt indem das Einzelne ſich in ſeine Be-
ſtimmtheit als Beſonderheit abſcheidet, ſo iſt es in die-
ſer Trennung ein concretes, und als Beziehung der Be-
ſtimmtheit auf ſich ſelbſt, ein allgemeines, ſich auf
ſich beziehendes, und ſomit auch ein wahrhaft einzelnes;
es iſt in dem Extreme der Allgemeinheit aus der Aeuſ-
ſerlichkeit in ſich gegangen. — Die objective Bedeutung
des Schluſſes iſt in dem erſten Schluſſe nur erſt ober-
flaͤchlich
vorhanden, indem darin die Beſtimmungen
noch nicht als die Einheit, welche das Weſen des Schluſ-
ſes ausmacht, geſetzt ſind. Inſofern iſt er noch ein
ſubjectives, als die abſtracte Bedeutung, welche ſeine
Termini haben, nicht an und fuͤr ſich, ſondern nur im
ſubjectiven Bewußtſeyn, ſo iſolirt iſt. — Uebrigens iſt
das Verhaͤltniß von Einzelnheit, Beſonderheit und All-
gemeinheit, wie ſich ergeben, das nothwendige und
weſentliche Form-Verhaͤltniß
der Beſtimmungen
des Schluſſes; der Mangel beſteht nicht in dieſer Be-
ſtimmtheit der Form, ſondern daß nicht unter dieſer
Form
, jede einzelne Beſtimmung zugleich reicher

iſt.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0155" n="137"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">III.</hi><hi rendition="#g">Kapitel. Der Schluß</hi>.</fw><lb/>
meine nicht unmittelbar einzeln, &#x017F;ondern es la&#x0364;ßt &#x017F;ich<lb/>
durch die Be&#x017F;onderheit dazu herab. &#x2014; Die&#x017F;e Be&#x017F;timmun-<lb/>
gen &#x017F;tehen als <hi rendition="#g">Extreme</hi> einander gegenu&#x0364;ber, und &#x017F;ind<lb/>
in einem <hi rendition="#g">ver&#x017F;chiedenen</hi> Dritten eins. Sie &#x017F;ind beyde<lb/>
Be&#x017F;timmtheit; darin &#x017F;ind &#x017F;ie <hi rendition="#g">identi&#x017F;ch</hi>; die&#x017F;e ihre all-<lb/>
gemeine Be&#x017F;timmtheit i&#x017F;t die <hi rendition="#g">Be&#x017F;onderheit</hi>. Sie &#x017F;ind<lb/>
aber eben &#x017F;o <hi rendition="#g">Extreme</hi> gegen die&#x017F;e, als gegen einander,<lb/>
weil jedes in &#x017F;einer <hi rendition="#g">unmittelbaren</hi> Be&#x017F;timmtheit i&#x017F;t.</p><lb/>
                <p>Die allgemeine Bedeutung die&#x017F;es Schlu&#x017F;&#x017F;es i&#x017F;t, daß<lb/>
das Einzelne, das als &#x017F;olches unendliche Beziehung auf<lb/>
&#x017F;ich i&#x017F;t, und &#x017F;omit nur ein <hi rendition="#g">innres</hi> wa&#x0364;re, durch die<lb/>
Be&#x017F;onderheit in das <hi rendition="#g">Da&#x017F;eyn</hi>, als in die Allgemein-<lb/>
heit, heraustritt, worin es nicht mehr nur &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t an-<lb/>
geho&#x0364;rt, &#x017F;ondern <hi rendition="#g">in a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erem Zu&#x017F;ammenhange</hi><lb/>
&#x017F;teht; umgekehrt indem das Einzelne &#x017F;ich in &#x017F;eine Be-<lb/>
&#x017F;timmtheit als Be&#x017F;onderheit ab&#x017F;cheidet, &#x017F;o i&#x017F;t es in die-<lb/>
&#x017F;er Trennung ein concretes, und als Beziehung der Be-<lb/>
&#x017F;timmtheit auf &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t, ein <hi rendition="#g">allgemeines</hi>, &#x017F;ich auf<lb/>
&#x017F;ich beziehendes, und &#x017F;omit auch ein wahrhaft einzelnes;<lb/>
es i&#x017F;t in dem Extreme der Allgemeinheit aus der Aeu&#x017F;-<lb/>
&#x017F;erlichkeit <hi rendition="#g">in &#x017F;ich</hi> gegangen. &#x2014; Die objective Bedeutung<lb/>
des Schlu&#x017F;&#x017F;es i&#x017F;t in dem er&#x017F;ten Schlu&#x017F;&#x017F;e nur er&#x017F;t <hi rendition="#g">ober-<lb/>
fla&#x0364;chlich</hi> vorhanden, indem darin die Be&#x017F;timmungen<lb/>
noch nicht als die Einheit, welche das We&#x017F;en des Schlu&#x017F;-<lb/>
&#x017F;es ausmacht, ge&#x017F;etzt &#x017F;ind. In&#x017F;ofern i&#x017F;t er noch ein<lb/>
&#x017F;ubjectives, als die ab&#x017F;tracte Bedeutung, welche &#x017F;eine<lb/>
Termini haben, nicht an und fu&#x0364;r &#x017F;ich, &#x017F;ondern nur im<lb/>
&#x017F;ubjectiven Bewußt&#x017F;eyn, &#x017F;o i&#x017F;olirt i&#x017F;t. &#x2014; Uebrigens i&#x017F;t<lb/>
das Verha&#x0364;ltniß von Einzelnheit, Be&#x017F;onderheit und All-<lb/>
gemeinheit, wie &#x017F;ich ergeben, das <hi rendition="#g">nothwendige und<lb/>
we&#x017F;entliche Form-Verha&#x0364;ltniß</hi> der Be&#x017F;timmungen<lb/>
des Schlu&#x017F;&#x017F;es; der Mangel be&#x017F;teht nicht in die&#x017F;er Be-<lb/>
&#x017F;timmtheit der Form, &#x017F;ondern daß nicht <hi rendition="#g">unter die&#x017F;er<lb/>
Form</hi>, jede einzelne Be&#x017F;timmung zugleich <hi rendition="#g">reicher</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">i&#x017F;t.</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[137/0155] III. Kapitel. Der Schluß. meine nicht unmittelbar einzeln, ſondern es laͤßt ſich durch die Beſonderheit dazu herab. — Dieſe Beſtimmun- gen ſtehen als Extreme einander gegenuͤber, und ſind in einem verſchiedenen Dritten eins. Sie ſind beyde Beſtimmtheit; darin ſind ſie identiſch; dieſe ihre all- gemeine Beſtimmtheit iſt die Beſonderheit. Sie ſind aber eben ſo Extreme gegen dieſe, als gegen einander, weil jedes in ſeiner unmittelbaren Beſtimmtheit iſt. Die allgemeine Bedeutung dieſes Schluſſes iſt, daß das Einzelne, das als ſolches unendliche Beziehung auf ſich iſt, und ſomit nur ein innres waͤre, durch die Beſonderheit in das Daſeyn, als in die Allgemein- heit, heraustritt, worin es nicht mehr nur ſich ſelbſt an- gehoͤrt, ſondern in aͤuſſerem Zuſammenhange ſteht; umgekehrt indem das Einzelne ſich in ſeine Be- ſtimmtheit als Beſonderheit abſcheidet, ſo iſt es in die- ſer Trennung ein concretes, und als Beziehung der Be- ſtimmtheit auf ſich ſelbſt, ein allgemeines, ſich auf ſich beziehendes, und ſomit auch ein wahrhaft einzelnes; es iſt in dem Extreme der Allgemeinheit aus der Aeuſ- ſerlichkeit in ſich gegangen. — Die objective Bedeutung des Schluſſes iſt in dem erſten Schluſſe nur erſt ober- flaͤchlich vorhanden, indem darin die Beſtimmungen noch nicht als die Einheit, welche das Weſen des Schluſ- ſes ausmacht, geſetzt ſind. Inſofern iſt er noch ein ſubjectives, als die abſtracte Bedeutung, welche ſeine Termini haben, nicht an und fuͤr ſich, ſondern nur im ſubjectiven Bewußtſeyn, ſo iſolirt iſt. — Uebrigens iſt das Verhaͤltniß von Einzelnheit, Beſonderheit und All- gemeinheit, wie ſich ergeben, das nothwendige und weſentliche Form-Verhaͤltniß der Beſtimmungen des Schluſſes; der Mangel beſteht nicht in dieſer Be- ſtimmtheit der Form, ſondern daß nicht unter dieſer Form, jede einzelne Beſtimmung zugleich reicher iſt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik02_1816
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik02_1816/155
Zitationshilfe: Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 2. Nürnberg, 1816, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik02_1816/155>, abgerufen am 22.11.2024.