Die absolute Nothwendigkeit ist also die Wahrheit, in welche Wirklichkeit und Möglichkeit überhaupt, so wie die formelle und reale Nothwendigkeit zurükgeht. -- Sie ist, wie sich ergeben hat, das Seyn, das in seiner Ne- gation, im Wesen, sich auf sich bezieht und Seyn ist. Sie ist eben so sehr einfache Unmittelbarkeit oder rei- nes Seyn, als einfache Reflexion-in-sich, oder rei- nes Wesen; sie ist diß, daß diß beydes ein und das- selbe ist. -- Das schlechthin Nothwendige ist nur, weil es ist; es hat sonst keine Bedingung, noch Grund. -- Es ist aber eben so reines Wesen, sein Seyn ist die einfache Reflexion-in-sich; es ist, weil es ist. Als Reflexion hat es Grund und Bedingung, aber es hat nur sich zum Grunde und Bedingung. Es ist An- sichseyn, aber sein Ansichseyn ist seine Unmittelbarkeit, seine Möglichkeit ist seine Wirklichkeit. -- Es ist al- so, weil es ist; als das Zusammengehen des Seyns mit sich, ist es Wesen; aber weil diß Einfache eben so die unmittelbare Einfachheit ist, ist es Seyn.
Die absolute Nothwendigkeit ist so die Reflexion oder Form des Absoluten; Einheit des Seyns und Wesens, einfache Unmittelbarkeit, welche absolute Negativität ist. Einerseits sind ihre Unterschiede da- her nicht als Reflexionsbestimmungen, sondern als seyende Mannichfaltigkeit, als unterschiedene Wirklichkeit, welche die Gestalt von selbstständigen An- deren gegen einander hat. Andererseits da ihre Be- ziehung die absolute Identität ist, ist sie das absolute Umkehren ihrer Wirklichkeit in ihre Möglichkeit und ihrer Möglichkeit in Wirklichkeit. -- Die absolute Noth- wendigkeit ist daher blind. Einerseits haben die un- terschiedenen, welche als Wirklichkeit und als die Mög- lichkeit bestimmt sind, die Gestalt der Reflexion-in- sich als des Seyns; sie sind daher beyde als freye
Wirk-
Die Wirklichkeit.
Die abſolute Nothwendigkeit iſt alſo die Wahrheit, in welche Wirklichkeit und Moͤglichkeit uͤberhaupt, ſo wie die formelle und reale Nothwendigkeit zuruͤkgeht. — Sie iſt, wie ſich ergeben hat, das Seyn, das in ſeiner Ne- gation, im Weſen, ſich auf ſich bezieht und Seyn iſt. Sie iſt eben ſo ſehr einfache Unmittelbarkeit oder rei- nes Seyn, als einfache Reflexion-in-ſich, oder rei- nes Weſen; ſie iſt diß, daß diß beydes ein und daſ- ſelbe iſt. — Das ſchlechthin Nothwendige iſt nur, weil es iſt; es hat ſonſt keine Bedingung, noch Grund. — Es iſt aber eben ſo reines Weſen, ſein Seyn iſt die einfache Reflexion-in-ſich; es iſt, weil es iſt. Als Reflexion hat es Grund und Bedingung, aber es hat nur ſich zum Grunde und Bedingung. Es iſt An- ſichſeyn, aber ſein Anſichſeyn iſt ſeine Unmittelbarkeit, ſeine Moͤglichkeit iſt ſeine Wirklichkeit. — Es iſt al- ſo, weil es iſt; als das Zuſammengehen des Seyns mit ſich, iſt es Weſen; aber weil diß Einfache eben ſo die unmittelbare Einfachheit iſt, iſt es Seyn.
Die abſolute Nothwendigkeit iſt ſo die Reflexion oder Form des Abſoluten; Einheit des Seyns und Weſens, einfache Unmittelbarkeit, welche abſolute Negativitaͤt iſt. Einerſeits ſind ihre Unterſchiede da- her nicht als Reflexionsbeſtimmungen, ſondern als ſeyende Mannichfaltigkeit, als unterſchiedene Wirklichkeit, welche die Geſtalt von ſelbſtſtaͤndigen An- deren gegen einander hat. Andererſeits da ihre Be- ziehung die abſolute Identitaͤt iſt, iſt ſie das abſolute Umkehren ihrer Wirklichkeit in ihre Moͤglichkeit und ihrer Moͤglichkeit in Wirklichkeit. — Die abſolute Noth- wendigkeit iſt daher blind. Einerſeits haben die un- terſchiedenen, welche als Wirklichkeit und als die Moͤg- lichkeit beſtimmt ſind, die Geſtalt der Reflexion-in- ſich als des Seyns; ſie ſind daher beyde als freye
Wirk-
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Die Wirklichkeit.
Die abſolute Nothwendigkeit iſt alſo die Wahrheit,
in welche Wirklichkeit und Moͤglichkeit uͤberhaupt, ſo wie
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iſt, wie ſich ergeben hat, das Seyn, das in ſeiner Ne-
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Sie iſt eben ſo ſehr einfache Unmittelbarkeit oder rei-
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eben ſo die unmittelbare Einfachheit iſt, iſt es Seyn.
Die abſolute Nothwendigkeit iſt ſo die Reflexion
oder Form des Abſoluten; Einheit des Seyns
und Weſens, einfache Unmittelbarkeit, welche abſolute
Negativitaͤt iſt. Einerſeits ſind ihre Unterſchiede da-
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Umkehren ihrer Wirklichkeit in ihre Moͤglichkeit und
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,2. Nürnberg, 1813, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0102_1813/263>, abgerufen am 17.07.2024.
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