Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,2. Nürnberg, 1813.Die Erscheinung. als schwarz, sondern als grün, die Sonne rund undnicht viereckig sehe, den Zucker süß und nicht bitter schmecke; daß ich den ersten und zweyten Schlag einer Uhr als succedirend, und nicht neben einander, noch den ersten als Ursache, auch nicht als Wirkung des zweyten bestimme u. s. f. -- Dieser grellen Darstellung des sub- jectiven Idealismus widerspricht unmittelbar das Be- wußtseyn der Freyheit, nach welchem Ich mich vielmehr als das Allgemeine und Unbestimmte weiß, jene mannich- faltigen und nothwendigen Bestimmungen von mir ab- trenne und sie als ein für mich äusserliches nur den Din- gen zukommendes erkenne. -- Ich ist in diesem Bewußt- seyn seiner Freyheit sich diejenige wahrhafte in sich re- flectirte Identität, welche das Ding-an-sich seyn sollte. -- Anderwärts habe ich gezeigt, daß jener transcenden- tale Idealismus über die Beschränktheit des Ich durch das Object, überhaupt über die endliche Welt nicht hin- auskommt, sondern allein die Form der Schranke, die ihm ein absolutes bleibt, ändert, indem er sie nemlich nur aus der objectiven Gestalt in die subjective übersezt, und dasjenige zu Bestimmtheiten des Ich und einem in diesem als einem Dinge vorgehenden wilden Wechsel der- selben macht, was das gewöhnliche Bewußtseyn als eine ihm nur äusserlichen Dingen angehörige Mannichfaltigkeit und Veränderung weiß. -- In der gegenwärtigen Be- trachtung steht nur das Ding-an-sich und die ihm zu- nächst äusserliche Reflexion gegenüber; diese hat sich noch nicht als Bewußtseyn bestimmt, wie auch das Ding-an- sich nicht als Ich. Aus der Natur des Dinges-an-sich und der äusserlichen Reflexion hat sich ergeben, daß die- ses Aeusserliche selbst sich zum Dinge-an-sich bestimmt, oder umgekehrt zur eigenen Bestimmung jenes ersten Din- ges-an-sich wird. Das Wesentliche der Unzulänglich- keit des Standpunkts, auf dem jene Philosophie stehen bleibt, besteht nun darin, daß sie an dem abstracten Din-
Die Erſcheinung. als ſchwarz, ſondern als gruͤn, die Sonne rund undnicht viereckig ſehe, den Zucker ſuͤß und nicht bitter ſchmecke; daß ich den erſten und zweyten Schlag einer Uhr als ſuccedirend, und nicht neben einander, noch den erſten als Urſache, auch nicht als Wirkung des zweyten beſtimme u. ſ. f. — Dieſer grellen Darſtellung des ſub- jectiven Idealismus widerſpricht unmittelbar das Be- wußtſeyn der Freyheit, nach welchem Ich mich vielmehr als das Allgemeine und Unbeſtimmte weiß, jene mannich- faltigen und nothwendigen Beſtimmungen von mir ab- trenne und ſie als ein fuͤr mich aͤuſſerliches nur den Din- gen zukommendes erkenne. — Ich iſt in dieſem Bewußt- ſeyn ſeiner Freyheit ſich diejenige wahrhafte in ſich re- flectirte Identitaͤt, welche das Ding-an-ſich ſeyn ſollte. — Anderwaͤrts habe ich gezeigt, daß jener tranſcenden- tale Idealismus uͤber die Beſchraͤnktheit des Ich durch das Object, uͤberhaupt uͤber die endliche Welt nicht hin- auskommt, ſondern allein die Form der Schranke, die ihm ein abſolutes bleibt, aͤndert, indem er ſie nemlich nur aus der objectiven Geſtalt in die ſubjective uͤberſezt, und dasjenige zu Beſtimmtheiten des Ich und einem in dieſem als einem Dinge vorgehenden wilden Wechſel der- ſelben macht, was das gewoͤhnliche Bewußtſeyn als eine ihm nur aͤuſſerlichen Dingen angehoͤrige Mannichfaltigkeit und Veraͤnderung weiß. — In der gegenwaͤrtigen Be- trachtung ſteht nur das Ding-an-ſich und die ihm zu- naͤchſt aͤuſſerliche Reflexion gegenuͤber; dieſe hat ſich noch nicht als Bewußtſeyn beſtimmt, wie auch das Ding-an- ſich nicht als Ich. Aus der Natur des Dinges-an-ſich und der aͤuſſerlichen Reflexion hat ſich ergeben, daß die- ſes Aeuſſerliche ſelbſt ſich zum Dinge-an-ſich beſtimmt, oder umgekehrt zur eigenen Beſtimmung jenes erſten Din- ges-an-ſich wird. Das Weſentliche der Unzulaͤnglich- keit des Standpunkts, auf dem jene Philoſophie ſtehen bleibt, beſteht nun darin, daß ſie an dem abſtracten Din-
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Die Erſcheinung.
als ſchwarz, ſondern als gruͤn, die Sonne rund und
nicht viereckig ſehe, den Zucker ſuͤß und nicht bitter
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Uhr als ſuccedirend, und nicht neben einander, noch den
erſten als Urſache, auch nicht als Wirkung des zweyten
beſtimme u. ſ. f. — Dieſer grellen Darſtellung des ſub-
jectiven Idealismus widerſpricht unmittelbar das Be-
wußtſeyn der Freyheit, nach welchem Ich mich vielmehr
als das Allgemeine und Unbeſtimmte weiß, jene mannich-
faltigen und nothwendigen Beſtimmungen von mir ab-
trenne und ſie als ein fuͤr mich aͤuſſerliches nur den Din-
gen zukommendes erkenne. — Ich iſt in dieſem Bewußt-
ſeyn ſeiner Freyheit ſich diejenige wahrhafte in ſich re-
flectirte Identitaͤt, welche das Ding-an-ſich ſeyn ſollte.
— Anderwaͤrts habe ich gezeigt, daß jener tranſcenden-
tale Idealismus uͤber die Beſchraͤnktheit des Ich durch
das Object, uͤberhaupt uͤber die endliche Welt nicht hin-
auskommt, ſondern allein die Form der Schranke, die
ihm ein abſolutes bleibt, aͤndert, indem er ſie nemlich
nur aus der objectiven Geſtalt in die ſubjective uͤberſezt,
und dasjenige zu Beſtimmtheiten des Ich und einem in
dieſem als einem Dinge vorgehenden wilden Wechſel der-
ſelben macht, was das gewoͤhnliche Bewußtſeyn als eine
ihm nur aͤuſſerlichen Dingen angehoͤrige Mannichfaltigkeit
und Veraͤnderung weiß. — In der gegenwaͤrtigen Be-
trachtung ſteht nur das Ding-an-ſich und die ihm zu-
naͤchſt aͤuſſerliche Reflexion gegenuͤber; dieſe hat ſich noch
nicht als Bewußtſeyn beſtimmt, wie auch das Ding-an-
ſich nicht als Ich. Aus der Natur des Dinges-an-ſich
und der aͤuſſerlichen Reflexion hat ſich ergeben, daß die-
ſes Aeuſſerliche ſelbſt ſich zum Dinge-an-ſich beſtimmt,
oder umgekehrt zur eigenen Beſtimmung jenes erſten Din-
ges-an-ſich wird. Das Weſentliche der Unzulaͤnglich-
keit des Standpunkts, auf dem jene Philoſophie ſtehen
bleibt, beſteht nun darin, daß ſie an dem abſtracten
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