Das Seyn ist das Unmittelbare. Indem das Wis- sen das Wahre erkennen will, was das Seyn an und für sich ist, so bleibt es nicht beym Unmittelbaren und dessen Bestimmungen stehen, sondern dringt durch dasselbe hindurch, mit der Voraussetzung, daß hinter diesem Seyn noch etwas anderes ist, als das Seyn selbst, daß dieser Hintergrund die Wahrheit des Seyns ausmacht. Diese Erkenntniß ist ein vermitteltes Wissen, denn sie befindet sich nicht unmittelbar beym und im Wesen, son- dern beginnt von einem Andern, dem Seyn, und hat ei- nen vorläufigen Weg, den Weg des Hinausgehens über das Seyn oder vielmehr des Hineingehens in dasselbe zu machen. Erst indem das Wissen sich aus dem unmittel- baren Seyn erinnert, durch diese Vermittlung findet es das Wesen. -- Die Sprache hat im Zeitwort: Seyn, das Wesen in der vergangenen Zeit: gewesen, behalten; denn das Wesen ist das vergangene, aber zeit- los vergangene Seyn.
Diese
A
Zweytes Buch. Das Weſen.
Die Wahrheit des Seyns iſt das We- ſen.
Das Seyn iſt das Unmittelbare. Indem das Wiſ- ſen das Wahre erkennen will, was das Seyn an und fuͤr ſich iſt, ſo bleibt es nicht beym Unmittelbaren und deſſen Beſtimmungen ſtehen, ſondern dringt durch daſſelbe hindurch, mit der Vorausſetzung, daß hinter dieſem Seyn noch etwas anderes iſt, als das Seyn ſelbſt, daß dieſer Hintergrund die Wahrheit des Seyns ausmacht. Dieſe Erkenntniß iſt ein vermitteltes Wiſſen, denn ſie befindet ſich nicht unmittelbar beym und im Weſen, ſon- dern beginnt von einem Andern, dem Seyn, und hat ei- nen vorlaͤufigen Weg, den Weg des Hinausgehens uͤber das Seyn oder vielmehr des Hineingehens in daſſelbe zu machen. Erſt indem das Wiſſen ſich aus dem unmittel- baren Seyn erinnert, durch dieſe Vermittlung findet es das Weſen. — Die Sprache hat im Zeitwort: Seyn, das Weſen in der vergangenen Zeit: geweſen, behalten; denn das Weſen iſt das vergangene, aber zeit- los vergangene Seyn.
Dieſe
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[[1]/0013]
Zweytes Buch.
Das Weſen.
Die Wahrheit des Seyns iſt das We-
ſen.
Das Seyn iſt das Unmittelbare. Indem das Wiſ-
ſen das Wahre erkennen will, was das Seyn an und
fuͤr ſich iſt, ſo bleibt es nicht beym Unmittelbaren und
deſſen Beſtimmungen ſtehen, ſondern dringt durch daſſelbe
hindurch, mit der Vorausſetzung, daß hinter dieſem
Seyn noch etwas anderes iſt, als das Seyn ſelbſt, daß
dieſer Hintergrund die Wahrheit des Seyns ausmacht.
Dieſe Erkenntniß iſt ein vermitteltes Wiſſen, denn ſie
befindet ſich nicht unmittelbar beym und im Weſen, ſon-
dern beginnt von einem Andern, dem Seyn, und hat ei-
nen vorlaͤufigen Weg, den Weg des Hinausgehens uͤber
das Seyn oder vielmehr des Hineingehens in daſſelbe zu
machen. Erſt indem das Wiſſen ſich aus dem unmittel-
baren Seyn erinnert, durch dieſe Vermittlung findet
es das Weſen. — Die Sprache hat im Zeitwort:
Seyn, das Weſen in der vergangenen Zeit: geweſen,
behalten; denn das Weſen iſt das vergangene, aber zeit-
los vergangene Seyn.
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,2. Nürnberg, 1813, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0102_1813/13>, abgerufen am 16.07.2024.
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