"ne welche diese als für sich beharrliche "Wesen, bestehen müssen.) -- Da nun dieser "Fall der Voraussetzung widerspricht, so bleibt nur der "zweyte übrig: daß nemlich das substantielle Zusammen- "gesetzte in der Welt aus einfachen Theilen bestehe."
Derjenige Grund, welcher nebenher in eine Paren- these gelegt ist, ist in der That die Hauptsache, gegen welche alles bisherige völlig überflüssig ist. Das Dilem- ma ist dieses: Entweder ist das Zusammengesetzte das Bleibende, oder nicht, sondern das Einfach[e]. Wäre das erstere, nemlich das Zusammengesetzte das Bleiben- de, so wäre das Bleibende nicht die Substanzen, denn diesen ist die Zusammensetzung nur zufällige Relation; aber Substanzen sind das Bleibende, also sind sie ein- fach.
Es erhellt, daß ohne den apogogischen Umweg, an die Thesis: Die zusammengesetzte Substanz besteht aus einfachen Theilen, unmittelbar jener Grund als Beweis angeschlossen werden konnte, weil die Zusammensetzung bloß eine zufällige Relation der Substanzen ist, wel- che ihnen also äusserlich ist, und die Substanzen selbst nichts angeht. -- Hat es mit der Zufälligkeit der Zu- sammensetzung seine Richtigkeit, so ist das Wesen frey- lich das Einfache. Diese Zufälligkeit aber, auf welche es allein ankommt, wird nicht bewiesen, sondern gera- dezu, und zwar im Vorbeygehen, in Parenthesi ange- nommen, als etwas das sich von selbst versteht oder eine Nebensache ist. Es versteht sich zwar allerdings von selbst, daß die Zusammensetzung die Bestimmung der Zu- fälligkeit und Aeusserlichkeit ist; allein unter Zusammen- setzung sollte die Continuität zu verstehen seyn, und diese dann freylich nicht in einer Paranthese abgethan werden.
In
Erſtes Buch. II.Abſchnitt.
„ne welche dieſe als fuͤr ſich beharrliche „Weſen, beſtehen muͤſſen.) — Da nun dieſer „Fall der Vorausſetzung widerſpricht, ſo bleibt nur der „zweyte uͤbrig: daß nemlich das ſubſtantielle Zuſammen- „geſetzte in der Welt aus einfachen Theilen beſtehe.“
Derjenige Grund, welcher nebenher in eine Paren- theſe gelegt iſt, iſt in der That die Hauptſache, gegen welche alles bisherige voͤllig uͤberfluͤſſig iſt. Das Dilem- ma iſt dieſes: Entweder iſt das Zuſammengeſetzte das Bleibende, oder nicht, ſondern das Einfach[e]. Waͤre das erſtere, nemlich das Zuſammengeſetzte das Bleiben- de, ſo waͤre das Bleibende nicht die Subſtanzen, denn dieſen iſt die Zuſammenſetzung nur zufaͤllige Relation; aber Subſtanzen ſind das Bleibende, alſo ſind ſie ein- fach.
Es erhellt, daß ohne den apogogiſchen Umweg, an die Theſis: Die zuſammengeſetzte Subſtanz beſteht aus einfachen Theilen, unmittelbar jener Grund als Beweis angeſchloſſen werden konnte, weil die Zuſammenſetzung bloß eine zufaͤllige Relation der Subſtanzen iſt, wel- che ihnen alſo aͤuſſerlich iſt, und die Subſtanzen ſelbſt nichts angeht. — Hat es mit der Zufaͤlligkeit der Zu- ſammenſetzung ſeine Richtigkeit, ſo iſt das Weſen frey- lich das Einfache. Dieſe Zufaͤlligkeit aber, auf welche es allein ankommt, wird nicht bewieſen, ſondern gera- dezu, und zwar im Vorbeygehen, in Parentheſi ange- nommen, als etwas das ſich von ſelbſt verſteht oder eine Nebenſache iſt. Es verſteht ſich zwar allerdings von ſelbſt, daß die Zuſammenſetzung die Beſtimmung der Zu- faͤlligkeit und Aeuſſerlichkeit iſt; allein unter Zuſammen- ſetzung ſollte die Continuitaͤt zu verſtehen ſeyn, und dieſe dann freylich nicht in einer Parantheſe abgethan werden.
In
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Erſtes Buch. II. Abſchnitt.
„ne welche dieſe als fuͤr ſich beharrliche
„Weſen, beſtehen muͤſſen.) — Da nun dieſer
„Fall der Vorausſetzung widerſpricht, ſo bleibt nur der
„zweyte uͤbrig: daß nemlich das ſubſtantielle Zuſammen-
„geſetzte in der Welt aus einfachen Theilen beſtehe.“
Derjenige Grund, welcher nebenher in eine Paren-
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welche alles bisherige voͤllig uͤberfluͤſſig iſt. Das Dilem-
ma iſt dieſes: Entweder iſt das Zuſammengeſetzte das
Bleibende, oder nicht, ſondern das Einfache. Waͤre
das erſtere, nemlich das Zuſammengeſetzte das Bleiben-
de, ſo waͤre das Bleibende nicht die Subſtanzen, denn
dieſen iſt die Zuſammenſetzung nur zufaͤllige Relation;
aber Subſtanzen ſind das Bleibende, alſo ſind ſie ein-
fach.
Es erhellt, daß ohne den apogogiſchen Umweg, an
die Theſis: Die zuſammengeſetzte Subſtanz beſteht aus
einfachen Theilen, unmittelbar jener Grund als Beweis
angeſchloſſen werden konnte, weil die Zuſammenſetzung
bloß eine zufaͤllige Relation der Subſtanzen iſt, wel-
che ihnen alſo aͤuſſerlich iſt, und die Subſtanzen ſelbſt
nichts angeht. — Hat es mit der Zufaͤlligkeit der Zu-
ſammenſetzung ſeine Richtigkeit, ſo iſt das Weſen frey-
lich das Einfache. Dieſe Zufaͤlligkeit aber, auf welche
es allein ankommt, wird nicht bewieſen, ſondern gera-
dezu, und zwar im Vorbeygehen, in Parentheſi ange-
nommen, als etwas das ſich von ſelbſt verſteht oder eine
Nebenſache iſt. Es verſteht ſich zwar allerdings von
ſelbſt, daß die Zuſammenſetzung die Beſtimmung der Zu-
faͤlligkeit und Aeuſſerlichkeit iſt; allein unter Zuſammen-
ſetzung ſollte die Continuitaͤt zu verſtehen ſeyn, und dieſe
dann freylich nicht in einer Parantheſe abgethan werden.
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,1. Nürnberg, 1812, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0101_1812/192>, abgerufen am 16.02.2025.
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