Heffter, August Wilhelm: Das Europäische Völkerrecht der Gegenwart. Berlin, 1844.§. 119. Völkerrecht im Zustand des Unfriedens. aus; ist sie völlig in den Kriegsstand eingetreten, so theilt sie dasLoos der kriegenden Hauptparteien. Beschränkungen des Kriegsfeldes können nur durch Conventio- Eigentliches Kriegsrecht. Kriegsmanier. Kriegsräson. 119. Auch der Krieg hat seine bestimmten Rechte und Formen. 1 Wir erinnern an die Intervention Frankreichs, Großbritanniens und Ruß- lands in den Griechischen Angelegenheiten: Nouv. Recueil t. XII, 1 sqq.; an den particulären Feldzug Frankreichs gegen Antwerpen 1832. auf Grund der Verträge mit Großbritannien vom 22. Oct. 1832. und mit Belgien vom 10. Nov. d. J. Ebds. XIII, 39. 57.; an die Intervention in den orientalischen Angelegenheiten: an S. Jean d'Acre --. Im 7 jähr. Kriege war von einer während des Waffenstillstandes fortzusetzenden Belagerung der Festung Neiße die Rede. Flassan, dipl. franc. V, 146. 2 Vgl. Liv. 2, 12. 31, 30. "esse enim quaedam belli iura, quae ut fa- cere ita pati sit fas." 3 Die einzelnen Momente sind hervorgehoben bei Ward, Enquiry von chap. X. an. S. auch oben S. 7 f. 4 So Portalis in seiner Rede bei Installation des Conseil des prises am
14 Flor. J. VIII.: "Le droit de la guerre est fonde sur ce qu'un peuple pour l'interet de sa conservation ou pour le soin de sa defense §. 119. Voͤlkerrecht im Zuſtand des Unfriedens. aus; iſt ſie völlig in den Kriegsſtand eingetreten, ſo theilt ſie dasLoos der kriegenden Hauptparteien. Beſchränkungen des Kriegsfeldes können nur durch Conventio- Eigentliches Kriegsrecht. Kriegsmanier. Kriegsräſon. 119. Auch der Krieg hat ſeine beſtimmten Rechte und Formen. 1 Wir erinnern an die Intervention Frankreichs, Großbritanniens und Ruß- lands in den Griechiſchen Angelegenheiten: Nouv. Recueil t. XII, 1 sqq.; an den particulären Feldzug Frankreichs gegen Antwerpen 1832. auf Grund der Verträge mit Großbritannien vom 22. Oct. 1832. und mit Belgien vom 10. Nov. d. J. Ebdſ. XIII, 39. 57.; an die Intervention in den orientaliſchen Angelegenheiten: an S. Jean d’Acre —. Im 7 jähr. Kriege war von einer während des Waffenſtillſtandes fortzuſetzenden Belagerung der Feſtung Neiße die Rede. Flassan, dipl. franç. V, 146. 2 Vgl. Liv. 2, 12. 31, 30. „esse enim quaedam belli iura, quae ut fa- cere ita pati sit fas.“ 3 Die einzelnen Momente ſind hervorgehoben bei Ward, Enquiry von chap. X. an. S. auch oben S. 7 f. 4 So Portalis in ſeiner Rede bei Inſtallation des Conseil des prises am
14 Flor. J. VIII.: „Le droit de la guerre est fondé sur ce qu’un peuple pour l’intérêt de sa conservation ou pour le soin de sa défense <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0225" n="201"/><fw place="top" type="header">§. 119. <hi rendition="#g">Voͤlkerrecht im Zuſtand des Unfriedens</hi>.</fw><lb/> aus; iſt ſie völlig in den Kriegsſtand eingetreten, ſo theilt ſie das<lb/> Loos der kriegenden Hauptparteien.</p><lb/> <p>Beſchränkungen des Kriegsfeldes können nur durch Conventio-<lb/> nen oder Politik herbeigeführt werden. Die Geſchichte liefert Bei-<lb/> ſpiele von bloß particulären Kriegsoperationen gegen einen beſtimm-<lb/> ten Theil eines Gebietes, anſtatt eines ſonſt die Regel bildenden<lb/> allgemeinen Kriegszuſtandes der feindlichen Territorien, und zwar<lb/> vorzüglich bei Interventionen im Intereſſe des Europäiſchen Friedens. <note place="foot" n="1">Wir erinnern an die Intervention Frankreichs, Großbritanniens und Ruß-<lb/> lands in den Griechiſchen Angelegenheiten: <hi rendition="#aq">Nouv. Recueil t. XII, 1 sqq.;</hi><lb/> an den particulären Feldzug Frankreichs gegen Antwerpen 1832. auf Grund<lb/> der Verträge mit Großbritannien vom 22. Oct. 1832. und mit Belgien<lb/> vom 10. Nov. d. J. Ebdſ. <hi rendition="#aq">XIII, 39. 57.;</hi> an die Intervention in den<lb/> orientaliſchen Angelegenheiten: an S. Jean d’Acre —. Im 7 jähr. Kriege<lb/> war von einer während des Waffenſtillſtandes fortzuſetzenden Belagerung der<lb/> Feſtung Neiße die Rede. <hi rendition="#aq">Flassan, dipl. franç. V,</hi> 146.</note></p> </div><lb/> <div n="3"> <head>Eigentliches Kriegsrecht. Kriegsmanier. Kriegsräſon.</head><lb/> <p>119. Auch der Krieg hat ſeine beſtimmten Rechte und Formen.<lb/> Dieſes iſt das eigentliche <hi rendition="#aq">ius belli</hi>. Schon die Alten hatten ein<lb/> ſolches; <note place="foot" n="2">Vgl. <hi rendition="#aq">Liv. 2, 12. 31, 30. „esse enim quaedam belli iura, quae ut fa-<lb/> cere ita pati sit fas.“</hi></note> aber es ſetzte der ungebundenen Willkühr nur wenige<lb/> Schranken. Erſt im Mittelalter ſtreiften ſich manche Härten ab,<lb/> theils durch den Einfluß des Chriſtenthums, theils auch durch den<lb/> Geiſt des Ritterthums. <note place="foot" n="3">Die einzelnen Momente ſind hervorgehoben bei <hi rendition="#aq">Ward, Enquiry</hi> von <hi rendition="#aq">chap.<lb/> X.</hi> an. S. auch oben S. 7 f.</note> Die letzten Jahrhunderte haben nach<lb/> manchen Schwankungen die Menſchlichkeit, das Bewußtſein der<lb/> Gattung, als Regulativ angenommen. Civiliſirte Völker erkennen<lb/> in dem Kriege nur einen Nothſtand, ein unvermeidliches Uebel;<lb/> welches nicht weiter ausgedehnt werden darf, als die Noth es er-<lb/> fordert; wo nicht der Menſch gegen den Menſchen zu ſeiner Ver-<lb/> nichtung und ſo gegen ſich ſelbſt, ſondern Staat gegen Staat mit<lb/> den einem jeden zu Gebot ſtehenden Kräften und Mitteln kämpft,<lb/> und ſeinen Willen durch Angriff und Vertheidigung durchzuſetzen<lb/> ſucht. <note xml:id="note-0225" next="#note-0226" place="foot" n="4">So Portalis in ſeiner Rede bei Inſtallation des <hi rendition="#aq">Conseil des prises</hi> am<lb/> 14 Flor. J. <hi rendition="#aq">VIII.: „Le droit de la guerre est fondé sur ce qu’un<lb/> peuple pour l’intérêt de sa conservation ou pour le soin de sa défense</hi></note></p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [201/0225]
§. 119. Voͤlkerrecht im Zuſtand des Unfriedens.
aus; iſt ſie völlig in den Kriegsſtand eingetreten, ſo theilt ſie das
Loos der kriegenden Hauptparteien.
Beſchränkungen des Kriegsfeldes können nur durch Conventio-
nen oder Politik herbeigeführt werden. Die Geſchichte liefert Bei-
ſpiele von bloß particulären Kriegsoperationen gegen einen beſtimm-
ten Theil eines Gebietes, anſtatt eines ſonſt die Regel bildenden
allgemeinen Kriegszuſtandes der feindlichen Territorien, und zwar
vorzüglich bei Interventionen im Intereſſe des Europäiſchen Friedens. 1
Eigentliches Kriegsrecht. Kriegsmanier. Kriegsräſon.
119. Auch der Krieg hat ſeine beſtimmten Rechte und Formen.
Dieſes iſt das eigentliche ius belli. Schon die Alten hatten ein
ſolches; 2 aber es ſetzte der ungebundenen Willkühr nur wenige
Schranken. Erſt im Mittelalter ſtreiften ſich manche Härten ab,
theils durch den Einfluß des Chriſtenthums, theils auch durch den
Geiſt des Ritterthums. 3 Die letzten Jahrhunderte haben nach
manchen Schwankungen die Menſchlichkeit, das Bewußtſein der
Gattung, als Regulativ angenommen. Civiliſirte Völker erkennen
in dem Kriege nur einen Nothſtand, ein unvermeidliches Uebel;
welches nicht weiter ausgedehnt werden darf, als die Noth es er-
fordert; wo nicht der Menſch gegen den Menſchen zu ſeiner Ver-
nichtung und ſo gegen ſich ſelbſt, ſondern Staat gegen Staat mit
den einem jeden zu Gebot ſtehenden Kräften und Mitteln kämpft,
und ſeinen Willen durch Angriff und Vertheidigung durchzuſetzen
ſucht. 4
1 Wir erinnern an die Intervention Frankreichs, Großbritanniens und Ruß-
lands in den Griechiſchen Angelegenheiten: Nouv. Recueil t. XII, 1 sqq.;
an den particulären Feldzug Frankreichs gegen Antwerpen 1832. auf Grund
der Verträge mit Großbritannien vom 22. Oct. 1832. und mit Belgien
vom 10. Nov. d. J. Ebdſ. XIII, 39. 57.; an die Intervention in den
orientaliſchen Angelegenheiten: an S. Jean d’Acre —. Im 7 jähr. Kriege
war von einer während des Waffenſtillſtandes fortzuſetzenden Belagerung der
Feſtung Neiße die Rede. Flassan, dipl. franç. V, 146.
2 Vgl. Liv. 2, 12. 31, 30. „esse enim quaedam belli iura, quae ut fa-
cere ita pati sit fas.“
3 Die einzelnen Momente ſind hervorgehoben bei Ward, Enquiry von chap.
X. an. S. auch oben S. 7 f.
4 So Portalis in ſeiner Rede bei Inſtallation des Conseil des prises am
14 Flor. J. VIII.: „Le droit de la guerre est fondé sur ce qu’un
peuple pour l’intérêt de sa conservation ou pour le soin de sa défense
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