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Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809.

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I. Per. I. Th. Gesch. d. südl. Eur. Staatensyst.
durch die Niederlage bey Pavia, und die Gefangen-
nehmung des Königs zwar sehr unglücklich für ihn ent-
schieden; doch konnte Carl V. seinen Lieblingsplan
einer Zerstückelung Frankreichs so wenig durch
das Complot von Carl von Bourbon, als durch seine
Ansprüche auf Burgund erreichen.

Beyderseitige Vorwände zum Kriege: 1. Franz ver-
langt die Rückgabe des Spanischen Navarra. 2. Erneuert die
Ansprüche auf Neapel. 3. Nimmt sich seines Vasallen Rob.
von der Mark in einem Lehnstreit an. -- Von Seiten Carl's:
1. Ansprüche auf Mayland als deutsches Reichslehn. 2. Auf
das von Ludwig XI. eingezogene Herzogthum Burgund. --
Beyderseitige Verbündete: Carl zieht Heinrich VIII.
von England und den Pabst in sein Interesse. Franz I.,
im Bunde mit Venedig, erneut den Tractat mit den
Schweizern (7. März 1521). -- Schlacht bey Bicocca
22. Apr. 1522. und gänzliche Vertreibung der Franzosen aus
Italien unter Lautrec, und dem Günstling Bonnivet 1523.
Mayland wird als Reichslehen von Carl an Franz Sforza,
jüngern Sohn von Ludwig Morus, (+ 1531), wenigstens
dem Nahmen nach, gegeben. -- Unglücklicher Einfall der
Kayserlichen in Provence (Jul. -- Sept. 1524.) Franz I.
geht selbst über die Alpen. Belagerung und Schlacht von
Pavia
25. Febr. 1525. Niederlage und Gefangenschaft
des Königs, der nach Madrit gebracht wird.

7. Der Sieg bey Pavia schien Carl zum Herrn
von Italien und zum Schiedsrichter von Europa zu
machen; und doch wurde er nicht mal das erste. Die
innern Verhältnisse seiner Armee, weit mehr als die
erwachte Eifersucht von England und den Italieni-

schen

I. Per. I. Th. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt.
durch die Niederlage bey Pavia, und die Gefangen-
nehmung des Koͤnigs zwar ſehr ungluͤcklich fuͤr ihn ent-
ſchieden; doch konnte Carl V. ſeinen Lieblingsplan
einer Zerſtuͤckelung Frankreichs ſo wenig durch
das Complot von Carl von Bourbon, als durch ſeine
Anſpruͤche auf Burgund erreichen.

Beyderſeitige Vorwaͤnde zum Kriege: 1. Franz ver-
langt die Ruͤckgabe des Spaniſchen Navarra. 2. Erneuert die
Anſpruͤche auf Neapel. 3. Nimmt ſich ſeines Vaſallen Rob.
von der Mark in einem Lehnſtreit an. — Von Seiten Carl's:
1. Anſpruͤche auf Mayland als deutſches Reichslehn. 2. Auf
das von Ludwig XI. eingezogene Herzogthum Burgund. —
Beyderſeitige Verbuͤndete: Carl zieht Heinrich VIII.
von England und den Pabſt in ſein Intereſſe. Franz I.,
im Bunde mit Venedig, erneut den Tractat mit den
Schweizern (7. Maͤrz 1521). — Schlacht bey Bicocca
22. Apr. 1522. und gaͤnzliche Vertreibung der Franzoſen aus
Italien unter Lautrec, und dem Guͤnſtling Bonnivet 1523.
Mayland wird als Reichslehen von Carl an Franz Sforza,
juͤngern Sohn von Ludwig Morus, († 1531), wenigſtens
dem Nahmen nach, gegeben. — Ungluͤcklicher Einfall der
Kayſerlichen in Provence (Jul. — Sept. 1524.) Franz I.
geht ſelbſt uͤber die Alpen. Belagerung und Schlacht von
Pavia
25. Febr. 1525. Niederlage und Gefangenſchaft
des Koͤnigs, der nach Madrit gebracht wird.

7. Der Sieg bey Pavia ſchien Carl zum Herrn
von Italien und zum Schiedsrichter von Europa zu
machen; und doch wurde er nicht mal das erſte. Die
innern Verhaͤltniſſe ſeiner Armee, weit mehr als die
erwachte Eiferſucht von England und den Italieni-

ſchen
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[44/0082] I. Per. I. Th. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt. durch die Niederlage bey Pavia, und die Gefangen- nehmung des Koͤnigs zwar ſehr ungluͤcklich fuͤr ihn ent- ſchieden; doch konnte Carl V. ſeinen Lieblingsplan einer Zerſtuͤckelung Frankreichs ſo wenig durch das Complot von Carl von Bourbon, als durch ſeine Anſpruͤche auf Burgund erreichen. Beyderſeitige Vorwaͤnde zum Kriege: 1. Franz ver- langt die Ruͤckgabe des Spaniſchen Navarra. 2. Erneuert die Anſpruͤche auf Neapel. 3. Nimmt ſich ſeines Vaſallen Rob. von der Mark in einem Lehnſtreit an. — Von Seiten Carl's: 1. Anſpruͤche auf Mayland als deutſches Reichslehn. 2. Auf das von Ludwig XI. eingezogene Herzogthum Burgund. — Beyderſeitige Verbuͤndete: Carl zieht Heinrich VIII. von England und den Pabſt in ſein Intereſſe. Franz I., im Bunde mit Venedig, erneut den Tractat mit den Schweizern (7. Maͤrz 1521). — Schlacht bey Bicocca 22. Apr. 1522. und gaͤnzliche Vertreibung der Franzoſen aus Italien unter Lautrec, und dem Guͤnſtling Bonnivet 1523. Mayland wird als Reichslehen von Carl an Franz Sforza, juͤngern Sohn von Ludwig Morus, († 1531), wenigſtens dem Nahmen nach, gegeben. — Ungluͤcklicher Einfall der Kayſerlichen in Provence (Jul. — Sept. 1524.) Franz I. geht ſelbſt uͤber die Alpen. Belagerung und Schlacht von Pavia 25. Febr. 1525. Niederlage und Gefangenſchaft des Koͤnigs, der nach Madrit gebracht wird. 7. Der Sieg bey Pavia ſchien Carl zum Herrn von Italien und zum Schiedsrichter von Europa zu machen; und doch wurde er nicht mal das erſte. Die innern Verhaͤltniſſe ſeiner Armee, weit mehr als die erwachte Eiferſucht von England und den Italieni- ſchen

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Zitationshilfe: Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/82>, abgerufen am 28.04.2024.