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Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809.

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A. 1. Händ. u. Streit. üb. Ital. 1494--1515.
Hauses. Alfons V. (I.) von Aragon (+ 1458) hatte es
seinem unächten Sohn Ferdinand I. vermacht, dem zwar
1494 sein älterer Sohn Alfons II. folgte, der jedoch be-
reits 1495 die Krone seinem Sohn Ferdinand II. über-
gab; welcher, da er bereits 1496 starb, seinen Oheim
Friedrich zum Nachfolger hatte, der 1501 sein Reich an
Ferdinand Catholicus verlohr. Der größte Staat Italiens
war dennoch der schwächste, weil die Könige gehaßt,
und die Nation ohne Charakter war.

5. Eroberungszug von Carl VIII. von1494
Frankreich gegen Neapel, um die schon von seinem
Vater ererbten Ansprüche des jüngern Hauses Anjou
auf dieses Reich geltend zu machen. Die Aufhetzun-
gen mißvergnügter Emigranten, und die Einladung
von Ludwig Morus, um sich in Mayland zu behaup-
ten, gaben den Ausschlag; an die Eroberung Nea-
pels knüpfte man aber selbst ein noch größeres Project,
das Türkische Reich zu stürzen. Weitaussehende
Pläne gehören für die Kindheit der Politik; die es
noch nicht versteht, die Mittel zur Ausführung und
die Schwierigkeiten zu messen.

Leichte und unblutige Einnahme Italiens und Neapels
1494. Sept. bis May 1495., indem König Ferdinand II. nach
Ischia flüchtet, und sowohl Florenz als Rom Carl'n die Thore
geöffnet hatten. Bereits am 22. Febr. hielt Carl VIII. sei-
nen Einzug in Neapel; worauf die Unterwerfung des Lan-
des folgte. Ein Heer von 30000 Mann mit 140 Stücken
Geschütz reichte hin, Italien zu betäuben und einzunehmen,
aber nicht es zu behaupten.

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A. 1. Haͤnd. u. Streit. uͤb. Ital. 1494--1515.
Hauſes. Alfons V. (I.) von Aragon († 1458) hatte es
ſeinem unaͤchten Sohn Ferdinand I. vermacht, dem zwar
1494 ſein aͤlterer Sohn Alfons II. folgte, der jedoch be-
reits 1495 die Krone ſeinem Sohn Ferdinand II. uͤber-
gab; welcher, da er bereits 1496 ſtarb, ſeinen Oheim
Friedrich zum Nachfolger hatte, der 1501 ſein Reich an
Ferdinand Catholicus verlohr. Der groͤßte Staat Italiens
war dennoch der ſchwaͤchſte, weil die Koͤnige gehaßt,
und die Nation ohne Charakter war.

5. Eroberungszug von Carl VIII. von1494
Frankreich gegen Neapel, um die ſchon von ſeinem
Vater ererbten Anſpruͤche des juͤngern Hauſes Anjou
auf dieſes Reich geltend zu machen. Die Aufhetzun-
gen mißvergnuͤgter Emigranten, und die Einladung
von Ludwig Morus, um ſich in Mayland zu behaup-
ten, gaben den Ausſchlag; an die Eroberung Nea-
pels knuͤpfte man aber ſelbſt ein noch groͤßeres Project,
das Tuͤrkiſche Reich zu ſtuͤrzen. Weitausſehende
Plaͤne gehoͤren fuͤr die Kindheit der Politik; die es
noch nicht verſteht, die Mittel zur Ausfuͤhrung und
die Schwierigkeiten zu meſſen.

Leichte und unblutige Einnahme Italiens und Neapels
1494. Sept. bis May 1495., indem Koͤnig Ferdinand II. nach
Iſchia fluͤchtet, und ſowohl Florenz als Rom Carl'n die Thore
geoͤffnet hatten. Bereits am 22. Febr. hielt Carl VIII. ſei-
nen Einzug in Neapel; worauf die Unterwerfung des Lan-
des folgte. Ein Heer von 30000 Mann mit 140 Stuͤcken
Geſchuͤtz reichte hin, Italien zu betaͤuben und einzunehmen,
aber nicht es zu behaupten.

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[23/0061] A. 1. Haͤnd. u. Streit. uͤb. Ital. 1494--1515. Hauſes. Alfons V. (I.) von Aragon († 1458) hatte es ſeinem unaͤchten Sohn Ferdinand I. vermacht, dem zwar 1494 ſein aͤlterer Sohn Alfons II. folgte, der jedoch be- reits 1495 die Krone ſeinem Sohn Ferdinand II. uͤber- gab; welcher, da er bereits 1496 ſtarb, ſeinen Oheim Friedrich zum Nachfolger hatte, der 1501 ſein Reich an Ferdinand Catholicus verlohr. Der groͤßte Staat Italiens war dennoch der ſchwaͤchſte, weil die Koͤnige gehaßt, und die Nation ohne Charakter war. 5. Eroberungszug von Carl VIII. von Frankreich gegen Neapel, um die ſchon von ſeinem Vater ererbten Anſpruͤche des juͤngern Hauſes Anjou auf dieſes Reich geltend zu machen. Die Aufhetzun- gen mißvergnuͤgter Emigranten, und die Einladung von Ludwig Morus, um ſich in Mayland zu behaup- ten, gaben den Ausſchlag; an die Eroberung Nea- pels knuͤpfte man aber ſelbſt ein noch groͤßeres Project, das Tuͤrkiſche Reich zu ſtuͤrzen. Weitausſehende Plaͤne gehoͤren fuͤr die Kindheit der Politik; die es noch nicht verſteht, die Mittel zur Ausfuͤhrung und die Schwierigkeiten zu meſſen. 1494 Leichte und unblutige Einnahme Italiens und Neapels 1494. Sept. bis May 1495., indem Koͤnig Ferdinand II. nach Iſchia fluͤchtet, und ſowohl Florenz als Rom Carl'n die Thore geoͤffnet hatten. Bereits am 22. Febr. hielt Carl VIII. ſei- nen Einzug in Neapel; worauf die Unterwerfung des Lan- des folgte. Ein Heer von 30000 Mann mit 140 Stuͤcken Geſchuͤtz reichte hin, Italien zu betaͤuben und einzunehmen, aber nicht es zu behaupten. 6. B 4

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Zitationshilfe: Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/61>, abgerufen am 30.04.2024.