Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809.Einleitung. 3. In Europa selbst blieben zwar meist die Jene engeren Verhältnisse waren zwar im Ganzen eine 4. Das Europäische Staatensystem war ungeach- Fol- A 4
Einleitung. 3. In Europa ſelbſt blieben zwar meiſt die Jene engeren Verhaͤltniſſe waren zwar im Ganzen eine 4. Das Europaͤiſche Staatenſyſtem war ungeach- Fol- A 4
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Einleitung.
3. In Europa ſelbſt blieben zwar meiſt die
alten Staaten; aber es bildeten ſich unter ihnen ge-
nauere und mannichfaltigere Verhaͤltniſſe, als vor-
her ſtatt gefunden hatten; und in dieſem Sinne
kann man Europa als ein Staatenſyſtem be-
trachten, deſſen Geſchichte als ein Ganzes ſich fort-
fuͤhren laͤßt.
Jene engeren Verhaͤltniſſe waren zwar im Ganzen eine
Folge der fortſchreitenden Cultur, die zwiſchen benachbar-
ten Staaten immer mehrere Beruͤhrungspuncte erzeugen
wird; jedoch ſetzten ſie gewiſſe Centralpunkte eines gemein-
ſchaftlichen Intereſſe voraus. Dieſe fanden ſich: a. In
den Religionshaͤndeln ſeit der Reformation; b. in dem
Beduͤrfniß der Vertheidigung gegen die Tuͤrken; c. in
dem allmaͤhlig immer wichtiger werdenden Handel mit den
Colonien und dem daraus hervorgehenden mercantiliſchen
Intereſſe uͤberhaupt. — Da auch zu dem Allen d. die ſo
ſehr erleichterte Communication durch Buch-
druckerey und Poſten kam, bildeten ſich die Voͤlker
des chriſtlichen Europas gleichſam moraliſch zu Einer Na-
tion, die nur politiſch getrennt war.
4. Das Europaͤiſche Staatenſyſtem war ungeach-
tet ſeiner innern Verſchiedenheit bis auf die letzte
Periode herunter doch ein Syſtem herrſchender
Monarchien, worin die Republiken, ſelbſt die
der vereinigten Niederlande kaum ausgenommen, die
ſich allein zu einem betraͤchtlichen Grade von Macht
erhob, gleichſam nur tolerirt wurden. Dieß herr-
ſchende Uebergewicht der Monarchien beſtimmte am
meiſten den Geiſt der Politik. Es hatte die
Fol-
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