Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite
II. Per. C. I. Gesch. d. südl. Eur. Staatensyst.

59. Zwar schienen durch die engere Verbindung
der Bourbonischen Höfe durch den Familien-
pact die Besorgnisse erfüllt werden zu sollen, welche
man einst zu den Zeiten des Spanischen Succes-
sionskriegs gefaßt hatte. Aber der innere Zustand
dieser Staaten hob diese leicht; und die Erfahrung
hat gezeigt, wie wenig wesentlichen Gewinn Frank-
reich von dieser Verbindung gezogen hat; wenn sie
auch Spanien zur Theilnahme an Kriegen verpflich-
tete, die ihm gänzlich fremd waren.

60. Die Verbindung Großbritanniens und
Preußens war durch ihre Separatfrieden gestört;
und eine Abneigung gegen die erste Macht faßte bey
Friedrich Wurzel, die erst gegen das Ende seiner
Regierung sich zu verlieren schien. Keine bedeutende
Berührungspuncte fanden indeß auf dem festen Lande
zwischen beyden statt; auch in Hannover nicht; da
Erhaltung der Deutschen Reichsverfassung wesentlich
im System von Friedrich II. lag.

61. Diese Auflösung der Verbindung Eng-
lands und Preußens zerriß jedoch fast alle Fäden der
Brittischen Continentalpolitik. Nur die mit der
Republik und Portugal blieben übrig. Wo hätte
es, jetzt von Oestreich durch dessen Verbindung mit
Frankreich getrennt, und mit Rußland nur in Han-
delsverbindungen, sie wieder anknüpfen sollen, da

kein
II. Per. C. I. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt.

59. Zwar ſchienen durch die engere Verbindung
der Bourboniſchen Hoͤfe durch den Familien-
pact die Beſorgniſſe erfuͤllt werden zu ſollen, welche
man einſt zu den Zeiten des Spaniſchen Succeſ-
ſionskriegs gefaßt hatte. Aber der innere Zuſtand
dieſer Staaten hob dieſe leicht; und die Erfahrung
hat gezeigt, wie wenig weſentlichen Gewinn Frank-
reich von dieſer Verbindung gezogen hat; wenn ſie
auch Spanien zur Theilnahme an Kriegen verpflich-
tete, die ihm gaͤnzlich fremd waren.

60. Die Verbindung Großbritanniens und
Preußens war durch ihre Separatfrieden geſtoͤrt;
und eine Abneigung gegen die erſte Macht faßte bey
Friedrich Wurzel, die erſt gegen das Ende ſeiner
Regierung ſich zu verlieren ſchien. Keine bedeutende
Beruͤhrungspuncte fanden indeß auf dem feſten Lande
zwiſchen beyden ſtatt; auch in Hannover nicht; da
Erhaltung der Deutſchen Reichsverfaſſung weſentlich
im Syſtem von Friedrich II. lag.

61. Dieſe Aufloͤſung der Verbindung Eng-
lands und Preußens zerriß jedoch faſt alle Faͤden der
Brittiſchen Continentalpolitik. Nur die mit der
Republik und Portugal blieben uͤbrig. Wo haͤtte
es, jetzt von Oeſtreich durch deſſen Verbindung mit
Frankreich getrennt, und mit Rußland nur in Han-
delsverbindungen, ſie wieder anknuͤpfen ſollen, da

kein
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <pb facs="#f0446" n="408"/>
                  <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Per. <hi rendition="#aq">C. I.</hi> Ge&#x017F;ch. d. &#x017F;u&#x0364;dl. Eur. Staaten&#x017F;y&#x017F;t.</hi> </fw><lb/>
                  <p>59. Zwar &#x017F;chienen durch die engere Verbindung<lb/>
der <hi rendition="#g">Bourboni&#x017F;chen Ho&#x0364;fe</hi> durch den Familien-<lb/>
pact die Be&#x017F;orgni&#x017F;&#x017F;e erfu&#x0364;llt werden zu &#x017F;ollen, welche<lb/>
man ein&#x017F;t zu den Zeiten des Spani&#x017F;chen Succe&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ionskriegs gefaßt hatte. Aber der innere Zu&#x017F;tand<lb/>
die&#x017F;er Staaten hob die&#x017F;e leicht; und die Erfahrung<lb/>
hat gezeigt, wie wenig we&#x017F;entlichen Gewinn Frank-<lb/>
reich von die&#x017F;er Verbindung gezogen hat; wenn &#x017F;ie<lb/>
auch Spanien zur Theilnahme an Kriegen verpflich-<lb/>
tete, die ihm ga&#x0364;nzlich fremd waren.</p><lb/>
                  <p>60. Die Verbindung Großbritanniens und<lb/>
Preußens war durch ihre Separatfrieden ge&#x017F;to&#x0364;rt;<lb/>
und eine Abneigung gegen die er&#x017F;te Macht faßte bey<lb/>
Friedrich Wurzel, die er&#x017F;t gegen das Ende &#x017F;einer<lb/>
Regierung &#x017F;ich zu verlieren &#x017F;chien. Keine bedeutende<lb/>
Beru&#x0364;hrungspuncte fanden indeß auf dem fe&#x017F;ten Lande<lb/>
zwi&#x017F;chen beyden &#x017F;tatt; auch in Hannover nicht; da<lb/>
Erhaltung der Deut&#x017F;chen Reichsverfa&#x017F;&#x017F;ung we&#x017F;entlich<lb/>
im Sy&#x017F;tem von Friedrich <hi rendition="#aq">II.</hi> lag.</p><lb/>
                  <p>61. Die&#x017F;e Auflo&#x0364;&#x017F;ung der Verbindung Eng-<lb/>
lands und Preußens zerriß jedoch fa&#x017F;t alle Fa&#x0364;den der<lb/>
Britti&#x017F;chen Continentalpolitik. Nur die mit der<lb/>
Republik und Portugal blieben u&#x0364;brig. Wo ha&#x0364;tte<lb/>
es, jetzt von Oe&#x017F;treich durch de&#x017F;&#x017F;en Verbindung mit<lb/>
Frankreich getrennt, und mit Rußland nur in Han-<lb/>
delsverbindungen, &#x017F;ie wieder anknu&#x0364;pfen &#x017F;ollen, da<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">kein</fw><lb/></p>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[408/0446] II. Per. C. I. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt. 59. Zwar ſchienen durch die engere Verbindung der Bourboniſchen Hoͤfe durch den Familien- pact die Beſorgniſſe erfuͤllt werden zu ſollen, welche man einſt zu den Zeiten des Spaniſchen Succeſ- ſionskriegs gefaßt hatte. Aber der innere Zuſtand dieſer Staaten hob dieſe leicht; und die Erfahrung hat gezeigt, wie wenig weſentlichen Gewinn Frank- reich von dieſer Verbindung gezogen hat; wenn ſie auch Spanien zur Theilnahme an Kriegen verpflich- tete, die ihm gaͤnzlich fremd waren. 60. Die Verbindung Großbritanniens und Preußens war durch ihre Separatfrieden geſtoͤrt; und eine Abneigung gegen die erſte Macht faßte bey Friedrich Wurzel, die erſt gegen das Ende ſeiner Regierung ſich zu verlieren ſchien. Keine bedeutende Beruͤhrungspuncte fanden indeß auf dem feſten Lande zwiſchen beyden ſtatt; auch in Hannover nicht; da Erhaltung der Deutſchen Reichsverfaſſung weſentlich im Syſtem von Friedrich II. lag. 61. Dieſe Aufloͤſung der Verbindung Eng- lands und Preußens zerriß jedoch faſt alle Faͤden der Brittiſchen Continentalpolitik. Nur die mit der Republik und Portugal blieben uͤbrig. Wo haͤtte es, jetzt von Oeſtreich durch deſſen Verbindung mit Frankreich getrennt, und mit Rußland nur in Han- delsverbindungen, ſie wieder anknuͤpfen ſollen, da kein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/446
Zitationshilfe: Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/446>, abgerufen am 23.11.2024.