Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

1. Staatshändel in Europa 1700--1740.
ihrer Einwirkung auf das Staatensystem von Eu-
ropa.

33. Der große Hauptpunct, um den die Po-
litik des westlichen Europas sich jetzt zunächst dre-
hen mußte (im östlichen machte der bald entstehende
Türkenkrieg eine Ausnahme), war die Erhal-
tung des
so schwankenden Utrechter Friedens;
und fast ohne Ausnahme zweckten darauf entweder
mittelbar oder unmittelbar alle Verhandlungen der
Cabinette ab; weil fast jedes andere große politische
Interesse damit zusammenhieng.

34. Bey der Aufrechthaltung dieses Friedens
waren diejenigen Mächte am meisten interessirt, wel-
che die größten Vortheile dadurch erhalten hatten.
Unter diesen stand England, unter dessen Direc-
tion er geschlossen war, oben an. Sein aufblü-
bender Welthandel war in mehreren wesentlichen
Stücken auf die Bedingungen dieses Friedens ge-
gründet, und nicht weniger die protestantische Suc-
cession dadurch befestigt. Frankreich hatte ein
gleiches Interesse aus andern Ursachen; denn an
diesen Frieden war die Renunciation des Hauses
Anjou auf den Französischen Thron, dem Philipp
von Orleans die Regentschaft verdankte, geknüpft.
Oestreich mußte in dem Utrechter Frieden den
sichern Besitz der abgetretenen Nebenländer suchen;

und

1. Staatshaͤndel in Europa 1700--1740.
ihrer Einwirkung auf das Staatenſyſtem von Eu-
ropa.

33. Der große Hauptpunct, um den die Po-
litik des weſtlichen Europas ſich jetzt zunaͤchſt dre-
hen mußte (im oͤſtlichen machte der bald entſtehende
Tuͤrkenkrieg eine Ausnahme), war die Erhal-
tung des
ſo ſchwankenden Utrechter Friedens;
und faſt ohne Ausnahme zweckten darauf entweder
mittelbar oder unmittelbar alle Verhandlungen der
Cabinette ab; weil faſt jedes andere große politiſche
Intereſſe damit zuſammenhieng.

34. Bey der Aufrechthaltung dieſes Friedens
waren diejenigen Maͤchte am meiſten intereſſirt, wel-
che die groͤßten Vortheile dadurch erhalten hatten.
Unter dieſen ſtand England, unter deſſen Direc-
tion er geſchloſſen war, oben an. Sein aufbluͤ-
bender Welthandel war in mehreren weſentlichen
Stuͤcken auf die Bedingungen dieſes Friedens ge-
gruͤndet, und nicht weniger die proteſtantiſche Suc-
ceſſion dadurch befeſtigt. Frankreich hatte ein
gleiches Intereſſe aus andern Urſachen; denn an
dieſen Frieden war die Renunciation des Hauſes
Anjou auf den Franzoͤſiſchen Thron, dem Philipp
von Orleans die Regentſchaft verdankte, geknuͤpft.
Oeſtreich mußte in dem Utrechter Frieden den
ſichern Beſitz der abgetretenen Nebenlaͤnder ſuchen;

und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0339" n="301"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">1. Staatsha&#x0364;ndel in Europa 1700--1740.</hi></fw><lb/>
ihrer Einwirkung auf das Staaten&#x017F;y&#x017F;tem von Eu-<lb/>
ropa.</p><lb/>
                <p>33. Der große Hauptpunct, um den die Po-<lb/>
litik des we&#x017F;tlichen Europas &#x017F;ich jetzt zuna&#x0364;ch&#x017F;t dre-<lb/>
hen mußte (im o&#x0364;&#x017F;tlichen machte der bald ent&#x017F;tehende<lb/>
Tu&#x0364;rkenkrieg eine Ausnahme), war <hi rendition="#g">die Erhal-<lb/>
tung des</hi> &#x017F;o &#x017F;chwankenden <hi rendition="#g">Utrechter Friedens</hi>;<lb/>
und fa&#x017F;t ohne Ausnahme zweckten darauf entweder<lb/>
mittelbar oder unmittelbar alle Verhandlungen der<lb/>
Cabinette ab; weil fa&#x017F;t jedes andere große politi&#x017F;che<lb/>
Intere&#x017F;&#x017F;e damit zu&#x017F;ammenhieng.</p><lb/>
                <p>34. Bey der Aufrechthaltung die&#x017F;es Friedens<lb/>
waren diejenigen Ma&#x0364;chte am mei&#x017F;ten intere&#x017F;&#x017F;irt, wel-<lb/>
che die gro&#x0364;ßten Vortheile dadurch erhalten hatten.<lb/>
Unter die&#x017F;en &#x017F;tand <hi rendition="#g">England</hi>, unter de&#x017F;&#x017F;en Direc-<lb/>
tion er ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en war, oben an. Sein aufblu&#x0364;-<lb/>
bender Welthandel war in mehreren we&#x017F;entlichen<lb/>
Stu&#x0364;cken auf die Bedingungen die&#x017F;es Friedens ge-<lb/>
gru&#x0364;ndet, und nicht weniger die prote&#x017F;tanti&#x017F;che Suc-<lb/>
ce&#x017F;&#x017F;ion dadurch befe&#x017F;tigt. <hi rendition="#g">Frankreich</hi> hatte ein<lb/>
gleiches Intere&#x017F;&#x017F;e aus andern Ur&#x017F;achen; denn an<lb/>
die&#x017F;en Frieden war die Renunciation des Hau&#x017F;es<lb/>
Anjou auf den Franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen Thron, dem Philipp<lb/>
von Orleans die Regent&#x017F;chaft verdankte, geknu&#x0364;pft.<lb/><hi rendition="#g">Oe&#x017F;treich</hi> mußte in dem Utrechter Frieden den<lb/>
&#x017F;ichern Be&#x017F;itz der abgetretenen Nebenla&#x0364;nder &#x017F;uchen;<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[301/0339] 1. Staatshaͤndel in Europa 1700--1740. ihrer Einwirkung auf das Staatenſyſtem von Eu- ropa. 33. Der große Hauptpunct, um den die Po- litik des weſtlichen Europas ſich jetzt zunaͤchſt dre- hen mußte (im oͤſtlichen machte der bald entſtehende Tuͤrkenkrieg eine Ausnahme), war die Erhal- tung des ſo ſchwankenden Utrechter Friedens; und faſt ohne Ausnahme zweckten darauf entweder mittelbar oder unmittelbar alle Verhandlungen der Cabinette ab; weil faſt jedes andere große politiſche Intereſſe damit zuſammenhieng. 34. Bey der Aufrechthaltung dieſes Friedens waren diejenigen Maͤchte am meiſten intereſſirt, wel- che die groͤßten Vortheile dadurch erhalten hatten. Unter dieſen ſtand England, unter deſſen Direc- tion er geſchloſſen war, oben an. Sein aufbluͤ- bender Welthandel war in mehreren weſentlichen Stuͤcken auf die Bedingungen dieſes Friedens ge- gruͤndet, und nicht weniger die proteſtantiſche Suc- ceſſion dadurch befeſtigt. Frankreich hatte ein gleiches Intereſſe aus andern Urſachen; denn an dieſen Frieden war die Renunciation des Hauſes Anjou auf den Franzoͤſiſchen Thron, dem Philipp von Orleans die Regentſchaft verdankte, geknuͤpft. Oeſtreich mußte in dem Utrechter Frieden den ſichern Beſitz der abgetretenen Nebenlaͤnder ſuchen; und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/339
Zitationshilfe: Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/339>, abgerufen am 22.11.2024.